Healthcare IT: Es krankt an knappen Budgets und staatlicher Unterstützung

  • Europaweite Umfrage: Krankenhäuser sehen großes Potenzial in der Gesundheits-IT.
  • Unzureichende Budgets und mangelnde staatliche Unterstützung sind größte Hürden.

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Krankenhäuser und andere Gesundheitseinrichtungen sind überzeugt: IT im Gesundheitswesen kann dabei helfen, die Behandlung der Patienten zu verbessern, den Austausch von Gesundheitsdaten zu erleichtern und die strapazierten Gesundheitssysteme durch Kostensenkungen finanziell zu entlasten. Das ergab eine europaweite Studie, die von HIMSS Europe durchgeführt wurde [1]. Gerade in Deutschland, Österreich und der Schweiz beurteilen die Befragten den aktuellen Stand der Entwicklung jedoch skeptisch. Knappe Budgets und eine unzureichende staatliche Unterstützung sind den Ergebnissen zufolge die größten Herausforderungen, denen sich IT-Verantwortliche in Gesundheitseinrichtungen gegenübersehen. Dieser Befund gilt für alle europäischen Länder – auch wenn das Meinungsbild vielerorts positiver ausfällt als im deutschsprachigen Raum.

Entwicklungsstand der Healthcare IT im deutschsprachigen Raum

Die überwiegende Mehrheit der Befragten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz haben das Potenzial der IT im Gesundheitswesen erkannt: 89 Prozent gaben an, dass die IT in ihrer Organisation mit dem Ziel weiterentwickelt wird, die Qualität der Pflege sowie die Patientensicherheit zu verbessern. Außerdem wird das Ziel verfolgt, die wirtschaftliche Effizienz der Gesundheitseinrichtung zu steigern (79 Prozent). Die Branche scheint sich also der Chancen bewusst, die die Digitalisierung des Gesundheitswesens mit sich bringt. Was den aktuellen Entwicklungsstand der IT-Systeme angeht, sehen viele Befragte jedoch Verbesserungsbedarf: Auf einer Skala von eins bis zehn bewerteten 52 Prozent den Zustand der IT in ihren Organisationen mit vier bis sechs Punkten.

Der elektronische Austausch von Gesundheitsdaten ist ein Feld, das in den vergangenen Jahren stark an Bedeutung gewonnen hat. Denn grundsätzlich gilt: Je mehr medizinische Informationen zur Verfügung stehen, desto höher die Behandlungsqualität und desto genauer die Diagnosen der Ärzte. Der Abteilungs- und Organisationsübergreifende Austausch von Gesundheitsdaten ist folgerichtig laut 62 Prozent der Befragten der größte Trend in der Gesundheits-IT. 48 Prozent sind darüber hinaus der Ansicht, dass auf diesem Bereich die höchste Priorität liegen sollte, wenn Gesundheitseinrichtungen zukünftig in Informationstechnologie investieren.

Zwei zentrale Fortschrittshemmnisse wurden in der Studie benannt: Das erste sind unzureichende Budgets. Knapp zwei Drittel der Befragten (61 Prozent) gaben an, dass das IT-Budget ihrer Organisation nicht ausreiche. Darüber hinaus benannten die Befragten die ihrer Ansicht nach mangelhafte staatliche Unterstützung als Hürde. 70 Prozent gaben an, dass der Gesetzgeber eHealth-Initiativen nur unzureichend fördere. Besonders verbreitet ist diese Einschätzung in Deutschland: Hier benannten gar 87 Prozent der Befragten die unzureichende Unterstützung durch den Staat als Problem.

Länderübergreifende Herausforderungen

Insgesamt gesehen beurteilen die Befragten aus anderen europäischen Ländern den Entwicklungsstand der IT im Gesundheitswesen positiver als ihre deutschen, österreichischen und Schweizer Kollegen: Auf einer Skala von eins bis zehn bewertete die Mehrheit (52 Prozent) den Zustand der IT-Systeme in ihrer Organisation mit sieben oder mehr Punkten – in Deutschland etwa kommen nur 24 Prozent zu einem derart positiven Urteil. Auch gesamteuropäisch gesehen erweisen sich knappe Budgets und mangelnde staatliche Unterstützung jedoch als ungelöste Herausforderungen.

Rainer Herzog, General Manager DACH bei HIMSS Europe, kommentierte die Studie wie folgt: »Die Gesundheitssysteme unterscheiden sich von Land zu Land und die Qualität der IT-Systeme unterscheidet sich von Krankenhaus zu Krankenhaus. Die Ergebnisse unserer Studie zeigen aber, dass die Herausforderungen europaweit die gleichen sind. Deshalb setzen wir auf internationalen Austausch. HIMSS bietet der Branche eine globale Plattform, um die in der Studie identifizierten Herausforderungen gemeinsam anzugehen und zu lösen. Wir sind uns sicher, dass die Digitalisierung des Gesundheitswesens ein Projekt ist, dass durch eine Intensivierung der europäischen Zusammenarbeit starke Fortschritte machen wird.«

HIMSS Europe, der europäische Zweig der weltweit größten Gesundheits-IT-Mitgliederorganisation HIMSS, veranstaltet am 21. und 22. November die internationale Fachkonferenz World of Health IT (WoHIT) in Barcelona. Gesundheits- und IT-Experten sind eingeladen, sich über IT im Gesundheitswesen auszutauschen, Neues zu erfahren und Best-Practice-Lösungen aus aller Welt kennenzulernen. Interessenten können sich hier für die Teilnahme registrieren.

Im Rahmen eines Workshops, der sich speziell mit Themen der DACH-Region befasst, werden Teilnehmer der HIMSS DACH Community am Dienstag, den 22. November 2016 von 12:15 bis 13:00 Uhr über das Thema Cybersecurity diskutieren. Außerdem werden die Anforderungen an eine Weiterentwicklung des eHealth-Gesetzes in Deutschland erörtert und vorgestellt.
Die vollständige Studie mit den europaweiten Ergebnissen finden Sie anch Registrierung hier. https://pages.healthcareitnews.com/HIMSS-Europe-Annual-Survey-Results.html
[1] 497 Personen wurden befragt, darunter 138 aus dem Vereinigten Königreich, 104 aus Skandinavien, 97 aus den Niederlanden und 89 aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. 56 Prozent der Befragten arbeiten in der IT, 24 Prozent sind Verwaltungsmitarbeiter und 20 Prozent Ärzte. 57 Prozent arbeiten in Gesundheitseinrichtungen, 43 Prozent für andere Unternehmen. Die Teilnehmer beantworteten Fragen über aktuelle Prioritätensetzungen und Herausforderungen in der Healthcare IT (IT im Gesundheitswesen), über Problemfelder wie Budgets und staatliche Rahmenbedingungen sowie über den aktuellen Entwicklungsstand der IT in ihrer Organisation.

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