Künstliche Intelligenz als Mitbewohner? Häusliche Pflege digitalisieren

Mit intelligenten Systemen halten die Vorzüge der Digitalisierung in private Bereiche bereits Einzug. Immer häufiger kommen beispielsweise Sprachassistenten globaler Player und ausländischer Clouddienste in Haushalten zum Einsatz. Doch die intelligenten Systeme können nicht nur bei alltäglichen Dingen unterstützen, sie bieten vor allem innerhalb der häuslichen Pflege einen immensen Mehrwert in der Versorgung.

»Ältere Menschen erhalten so die Möglichkeit, im Alltag länger selbstständig zu bleiben«, so Karsten Glied, Geschäftsführer der Techniklotsen GmbH. Doch vom Einsatz der Sprachassistenten in der ambulanten Pflege fehlt bisher noch jede Spur. Derzeit befinden sich vielerorts digitale Strukturen auf dem Vormarsch und sogenannte alltagsunterstützende Assistenzsysteme bereichern das selbstständige Leben von Senioren schon heute. Jedoch gilt es weiterhin mit der Digitalisierung Schritt zu halten. Dazu gehört es auch, etablierte Systeme wie etwa Sprachassistenten in die häusliche Pflege zu integrieren und komplexe Schutzkonzepte für die sensiblen Gesundheitsdaten zu schaffen.

 

Künstliche Intelligenz für Senioren

Ständig voranschreitende medizinische Versorgung sowie der demografische Wandel führen dazu, dass immer mehr Menschen in hohem Alter auf pflegerische Versorgung angewiesen sind. Das Problem: Einerseits steigt dank der Möglichkeiten moderner Humanmedizin die Lebensdauer und viele möchten im Alter so lange wie möglich selbstständig bleiben, andererseits sinkt die Anzahl an Pflegekräften, die dem steigenden Bedarf gerecht werden und die ambulante Versorgung sicherstellen könnte. Um die Selbstständigkeit im Alter zu ermöglichen, halten immer mehr Systeme und Technologien in private Wohnräume Einzug. In Form von Sensoren, Bewegungsmeldern oder Notrufsystemen erfahren Senioren bereits Unterstützung und Sicherheit im selbstbestimmten Alltag. Im nächsten Schritt sollten jedoch Anwendungen mit künstlicher Intelligenz hinzugezogen werden, um die smarte Unterstützung weiter voranzutreiben.

»Mithilfe von künstlicher Intelligenz lernen die Systeme, Senioren effektiv zu unterstützen, und erinnern diese beispielsweise selbstständig an die Medikamenteneinnahme. Hinzu kommen wichtige Dokumentationen wie zum Beispiel die Bewegungsmuster, sodass Pflegekräfte informiert werden, sollte ein Bewohner innerhalb eines bestimmten Zeitraums nicht nach Hause kommen«, so Glied. Wichtig ist es, das Potenzial bestehender Technologien zu erkennen und diese in alltägliche Abläufe der Pflege miteinzubeziehen. Systeme müssen hierbei offene Schnittstellen und somit Interoperabilität aufweisen, sodass Fachkräfte oder Ärzte bei Bedarf auf die Daten zugreifen können.

 

»Big Brother« zu Hause?

Damit die Systeme einen echten Mehrwert liefern können, müssen diese viele Informationen sammeln und gegebenenfalls Tagesabläufe der Pflegebedürftigen aufzeichnen. Vor allem mangelnde Auflagen zum Datenschutz der etablierten Systeme und die vermeintliche Angst vor der totalen Überwachung bewirken derzeit noch, dass Technologien wie Sprachassistenten nicht flächendeckend zum Einsatz kommen – hier hat die Branche Nachholbedarf. Mit klaren Regularien, dem fachlichen Know-how sowie der technischen Ausstattung, die Institutionen der Sozialbranche gewährleisten müssen, ließen sich die Daten schützen. Die Nutzung sollte somit nur erfolgen, wenn es dem Wohle des Patienten dient.

»Es bleibt zu hoffen, dass deutsche Start-ups sowie etablierte Anbieter die Chance nutzen, um auch in diesem Technologiesegment überzeugende und sichere Produkte auf den Markt zu bringen«, so Glied. Denn Deutschland hinkt hinterher: In anderen Ländern sind intelligente Sprachsysteme zur Unterstützung der Pflege bereits auf dem Vormarsch. Um den Fortschritt zuzulassen, bedarf es nicht nur vonseiten der Institutionen und Einrichtungen ein Umdenken, auch Pflegebedürftige und nahe Angehörige sollten sich dem Thema annehmen und sich auf den digitalen Wandel einlassen. »Hierbei müssen alle Akteure an einem Strang ziehen, nicht zuletzt um den Einzug von etwa Sprachassistenten und die damit einhergehende bessere Versorgung zu ermöglichen. Denn erst innerhalb der Anwendung erhalten die Systeme, die auf künstliche Intelligenz zurückgreifen, den letzten Feinschliff«, schlussfolgert der Experte der Techniklotsen GmbH.

 

Weitere Informationen unter: www.techniklotsen.de

 


 

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