Managed Service Provider mit Beratungs- und Dienstleistungen – Wesentlich agiler, flexibler und schneller handeln

Kyndryl kann ohne Interessenkonflikte agieren, da sie strategisch als auch finanziell autonom sind. Schnellere Entscheidungsprozesse und flachere Hierarchien helfen bei der Fokussierung auf Innovationen. Durch eine Vendor-agnostische Aufstellung erhalten Kunden genau die Partnerschaften, die sie wünschen. Wir sprachen mit Stephan Hierl, Chief Technology Officer bei Kyndryl Deutschland, was von der IBM-Ausgründung noch zu erwarten ist.

 


Vor fast genau einem Jahr wurde Kyndryl aus IBM ausgegründet. Für was genau steht Kyndryl – sowohl der Name selbst als auch die Leistungen?

 

Beim Namen Kyndryl handelt es sich um eine Art Kofferwort aus den englischen Begriffen kin für Verwandtschaft und tendril für Ranke. Damit wollen wir einerseits den inneren Zusammenhalt in der Organisation ausdrücken, aber auch die enge Beziehung zu unseren Kunden und das gemeinsame Wachstum.

Traditionell sind wir ein Managed Service Provider, der ganz klassisch IT-Infrastrukturen für Kunden betreibt. Darüber gehen wir aber inzwischen hinaus und bieten unseren Kunden ein vielfältiges Spektrum an Beratungs- und Dienstleistungen. Das Geschäft ist zu diesem Zweck in sechs Practices aufgeteilt, wovon Cloud die wichtigste ist. Wir begleiten Kunden wie beispielsweise die Deutsche Bank bei der Transformation und betreuen hybride Infrastrukturen.

 

Stephan Hierl, Chief Technology Officer
bei Kyndryl Deutschland

 

Ein weiterer wichtiger Geschäftsbereich ist Core Enterprise / zCloud. Hier befassen wir uns mit der Verlagerung von Mainframe Workloads in die Cloud. Dieses Feld wächst an Bedeutung, weil inzwischen oft das Personal mit entsprechender Mainframe-Expertise fehlt.

Die Practice Netzwerk ist bei uns fast in jedem Projekt involviert. Schließlich wollen die verschiedenen Ressourcen effizient und sicher miteinander verbunden werden. Anders als noch zu IBM-Zeiten haben wir nun bei Kyndryl ein eigens darauf spezialisiertes Team, was unseren Kunden zugutekommt.

Zudem befassen wir uns mit dem digitalen Arbeitsplatz der Zukunft. Ein großes Projekt in diesem Bereich konnte unsere Practice Digital Workplace Services kürzlich bei Symrise, einem führenden Hersteller von Duft- und Geschmackstoffen für Lebensmittel, Ernährung und Kosmetika, durchführen. Wir übernehmen hierbei weltweit die Modernisierung und Standardisierung der digitalen Arbeitsplätze.

Der Bereich App/AI/Data befasst sich mit Software, ein großer Fokus liegt hier auf SAP, aber es geht auch um andere Datenbanken und Services von Hyperscalern. Security and Recovery vervollständigt unsere Practices. Wir setzen hier vor allem auf Resilienzaspekte, um Ausfallsicherheit und Wiederherstellung in die Gesamt-IT-Strategie von Kunden zu integrieren.


Wie ist Kyndryl als Organisation nun aufgestellt und welche Vorteile bringt das?

Wir sind seit gut einem Jahr als eigenständige Aktiengesellschaft an der New Yorker Börse gelistet, was uns volle Autonomie gewährt – sowohl strategisch als auch finanziell. Das bedeutet auch, dass wir ohne Interessenkonflikte agieren können, die es bisher an manchen Punkten gab. Seitdem haben wir uns als Unternehmen sehr gut entwickelt. Durch schnellere Entscheidungsprozesse und flachere Hierarchien wollen wir uns bewusst von der Vergangenheit abheben und uns auf Innovationen fokussieren. Wir können nun vollständig Vendor-agnostisch operieren und Kunden genau die Partnerschaften anbieten, die sie wünschen. Wir setzen zum Beispiel auf eine enge Zusammenarbeit mit Microsoft, kooperieren aber auch mit den anderen großen Hyperscalern, namentlich Google Cloud und AWS. Dazu kommen noch große Namen wie VMWare, Cisco und SAP. Diese und weitere wichtige Allianzen konnten wir bereits innerhalb der ersten 100 Tage von Kyndryl besiegeln. Insgesamt befinden sich Stand heute 27 Partner in unserem Portfolio, sodass wir für jede Anforderung eine individuelle Lösung finden können. Insgesamt sind wir mit der bisherigen Entwicklung sehr zufrieden, wenn wir auf das vergangene Jahr zurückblicken. Im Vergleich zu früher haben wir jetzt mehr Verantwortung, mehr Entscheidungsspielraum und können wesentlich agiler, flexibler und schneller handeln – also genau das, was unsere Kunden in der heutigen Zeit brauchen.


Was veränderte sich im letzten Jahr für Bestandskunden durch die Ausgründung von IBM?

Im Idealfall praktisch gar nichts. Wir haben bei Bestandskunden darauf geachtet, dass es eine möglichst große Kontinuität in den Teams gibt und die Ansprechpartner die gleichen bleiben. Das ist für uns sehr wichtig, um die gewachsenen, vertrauensvollen Beziehungen zu unseren Kunden nicht zu gefährden. Auf der technischen Seite war der Switch von IBM zu Kyndryl für uns zwar eine Herausforderung, doch dank ausgiebiger Planung und Vorbereitung, sowie effizienter Organisation konnten wir das so umsetzen, dass Kunden davon nicht beeinträchtigt wurden. Man muss sich vor Augen führen, dass dies bis in Kleinigkeiten hineinreicht: Beispielsweise mussten wir dafür sorgen, dass unsere Mitarbeiter auch mit ihren neuen Kyndryl-Accounts die gleichen Rechte in der Kunden-IT haben wie mit den alten IBM-Adressen. Diese und viele weitere Herausforderungen haben unsere Mitarbeiter bestens bewältigt.


Was unterscheidet das Angebot von Kyndryl von anderen Lösungen und Services?

An erster Stelle steht für uns bei jedem Projekt die genaue Analyse der Kundenanforderungen. Darauf aufbauend erstellen wir dann ein individuelles Angebot, das verschiedene Services aus unserem Portfolio in unterschiedlicher Kombination enthalten kann. Daher können wir nicht pauschal sagen, »Firma X bieten wir Y oder Z an« – stattdessen setzen wir auf die gemeinsame Ausarbeitung einer maßgeschneiderten Lösung. Unsere Kunden in Deutschland kommen aus allen Branchen. Dazu zählen Banken, Finanzdienstleister, Unternehmen aus dem Automotive-, Reise- und Transportsektor sowie dem Gesundheitswesen. Mit der Deutschen Bank arbeiten wir beispielsweise bereits seit 20 Jahren zusammen und mit Hapag Lloyd sogar seit 25 Jahren. Ein relativ neuer Kunde ist die Universitätsmedizin Mainz. Weltweit betrachtet arbeiten über 75 der Top 100 Unternehmen mit uns zusammen.

Eine große Rolle nimmt bei uns auch Co-Creation mit Kunden und Partnern ein. Dies spielt sich unter dem Dach von Kyndryl Vital ab, womit wir in Deutschland federführend sind. Wir haben das erste Team in diesem Bereich aufgestellt und haben erst kürzlich das erste Vital-Studio in München eröffnet. Hiermit schaffen wir einen Ort, um gemeinsam neue Ideen zu entwickeln. Bei der praktischen Umsetzung kommt dann unsere Integrationsplattform Kyndryl Bridge ins Spiel, die Kunden bei der Verwaltung komplexer Multi-Cloud- und hybrider Strukturen unterstützt. Mit Kyndryl Consult haben wir außerdem noch eine eigene Beratungssparte, die Kunden unter anderem bei der digitalen Transformation unterstützt.


In den vergangen 12 Monaten unterlag der Markt starken, zum Teil unvorhersehbaren Entwicklungen. Was waren für Kyndryl die Herausforderungen des letzten Jahres?

Die schwächelnde Konjunktur bemerken natürlich auch wir, besonders in der Industrie, dem Automobilsektor und der Logistik. Kosteneffizienz ist jetzt wichtiger denn je. Auch immer mehr mittelständische Firmen erkennen nun die IT als Kostenfaktor und wenden sich an uns. Insgesamt ist unser Geschäft aber relativ unabhängig von makroökonomischen Faktoren – funktionsfähige Infrastrukturen sind schließlich eine Art Grundnahrungsmittel für jedes digitale Unternehmen.


Was sind für Kyndryl die wichtigsten Trendthemen im Jahr 2023?

Die Cloudifizierung bleibt ganz klar ein Top-Trend. Im letzten Jahr konnten wir eine drei- bis vierprozentige Steigerung von Serververlagerung in die Cloud bei Kunden beobachten. Wir gehen davon aus, dass dieses Wachstum anhält und sich wahrscheinlich sogar noch beschleunigen wird.

In der Innensicht wollen wir als Organisation weiter (zusammen-) wachsen. Wir suchen einerseits neue Talente, auch im letzten Jahr hatten wir bereits über 150 Neueinstellungen, andererseits arbeiten wir auch noch an der Identität unseres jungen Unternehmens. Wir wollen ein engagiertes, diverses Team aufbauen, das neue Ideen einbringt und Innovationen schafft.

 

Vielen Dank für das Gespräch

 

Illustration: © Beatriz Gascon J/shutterstock.com