PE-gestützte Unternehmen wachsen europaweit signifikant stärker als privat geführte Betriebe

Illustration Absmeier foto freepik

Laut einer neuen Studie sind europäische Unternehmen in den vergangenen fünf Jahren um durchschnittlich 7 Prozent pro Jahr gewachsen, einschließlich des Wachstums durch Fusionen und Übernahmen (M&A) [1]. Eine Analyse des Umsatzwachstums nach Eigentümerstruktur zeigt, dass Unternehmen, die von Venture Capital (VC) und Private Equity (PE) gestützt werden, um den Faktor 2 bis 4 besser abschneiden als privat geführte Firmen.

Insbesondere im Zeitraum von 2013 bis 2022 weisen PE-gestützte Unternehmen beeindruckende Wachstumsraten von 10 bis 12 Prozent auf, während privat geführte Betriebe mit einer Wachstumsrate von 5 Prozent hinterherhinken. Dies ist eine der vielen zentralen Erkenntnisse der Private Equity Plattform Gain.pro, die in den Studienreport »Finding growth in Europe » eingeflossen sind.

Buy-and-Build weiterhin effektive Strategie

Sid Jain, Head of Insights bei Gain.pro, erklärt: »Angesichts der anhaltend hohen Zinssätze wird Wachstum noch schwieriger zu erzielen sein. Die Daten zeigen jedoch, dass Unternehmen, die sich im Besitz von Private Equity befinden, nach wie vor widerstandsfähig sind. Es ist klar, dass Investoren selbst im gegenwärtigen schwachen makroökonomischen Umfeld erhebliche Chancen im europäischen Private-Equity-Sektor erwarten können.«

Die Daten von Gain.pro deuten darauf hin, dass Buy-and-Build weiterhin eine effektive Strategie für schnelles Wachstum ist. Fast ein Drittel (32 Prozent) aller Unternehmen auf der Plattform sind organisch um mehr als 10 Prozent gewachsen. Unter Berücksichtigung von M&A steigerten 45 Prozent den Umsatz insgesamt um mehr als 10 Prozent. Buy-and-Build ist also eindeutig ein wichtiger Bestandteil, um die Umsatzobergrenze europäischer Unternehmen insgesamt zu erhöhen.

Aus dem Bericht geht zudem hervor, dass PE-gestützte Unternehmen aktiver im Buy-and-Build-Geschäft sind als ihre privaten Pendants. Fast die Hälfte der privat geführten Unternehmen verfolgt keine Buy-and-Build-Strategie – bei den PE-gestützten Unternehmen sind es nur etwa 40 Prozent. Eine aktive Buy-and-Build-Strategie verfolgen 28 Prozent der PE-gestützten Unternehmen, das heißt, sie erwerben mindestens ein Unternehmen pro Jahr. Im Vergleich dazu sind es bei den privat geführten nur 12 Prozent.

Chancen auch in Branchen mit langsameren Wachstum

Betrachtet man die organischen Wachstumsraten, zeigt sich, dass der TMT-Sektor (Technologie, Medien und Telekommunikation) mit einer durchschnittlichen organischen Wachstumsrate von 8 bis 10 Prozent am besten abschneidet. Es folgen die Sektoren Finanzdienstleistungen sowie Forschung und Gesundheit.

Der Bericht zeigt auch, dass in Branchen mit geringerem Gesamtwachstum wie Industrie, Rohstoffe und Energie sowie Konsumgüter trotzdem gute individuelle Wachstumschancen bestehen. Aus der Studie geht weiterhin hervor: Wer diese drei Sektoren nicht bei Investitionen berücksichtigt, schließt damit auch 33 Prozent der am schnellsten wachsenden Unternehmen – mit über 15 Prozent Wachstum – aus.

Datengestützte Akquisitionsstrategien als Schlüssel zum Erfolg

Mit Blick auf die Gesamtergebnisse fügt Jain hinzu: »Letztendlich glauben wir, dass europäische Investoren auf der Suche nach Wachstumschancen sehr umsichtig vorgehen müssen. Sie sollten nach diversifizierten Arbitragemöglichkeiten Ausschau halten, die nicht auf Marktmultiplikatoren, sondern auf Buy-and-Build und operativen Verbesserungen basieren. Zudem sollte man über die aktuell starken Sektoren wie TMT hinausdenken. Wachstum ist in vielen Branchen zu finden – auch in solchen, die sich als Ganzes weniger schnell entwickeln. Das nächste Jahrzehnt wird für Private-Equity-Investoren eine Herausforderung, aber wer sich ins Zeug legt und intelligente, datengestützte Akquisitionsstrategien anwendet, wird sich in einer guten Position wiederfinden, um erfolgreich zu sein.«

 

[1] https://www.gain.pro/growth-investing/europe

 


 

Worauf sollte man bei Private Equity als Unternehmen achten?

Private Equity (PE) ist eine Form der Unternehmensfinanzierung, bei der externe Investoren Anteile an einem Unternehmen erwerben, um es zu restrukturieren, zu wachsen oder zu verkaufen. PE kann für Unternehmen eine attraktive Finanzierungsquelle sein, die Zugang zu Kapital, Know-how und Netzwerken benötigen. Allerdings gibt es auch einige Herausforderungen und Risiken, die mit PE verbunden sind. Hier einige wichtige Aspekte, auf die Unternehmen achten sollten, wenn sie sich für PE entscheiden.

  • Die Wahl des richtigen Partners: Nicht alle PE-Firmen sind gleich. Sie haben unterschiedliche Strategien, Branchenfokus, Erfahrung und Kultur. Daher ist es wichtig, einen Partner zu finden, der die Vision, die Ziele und die Werte des Unternehmens teilt und unterstützt. Ein guter Partner sollte nicht nur Kapital bereitstellen, sondern auch Mehrwert durch strategische Beratung, operative Unterstützung und Zugang zu relevanten Kontakten schaffen.
  • Die Bewertung des Unternehmens: Die Bewertung eines Unternehmens ist ein komplexer Prozess, der von vielen Faktoren abhängt, wie z.B. dem Marktumfeld, dem Wachstumspotenzial, der Rentabilität, dem Risikoprofil und den Synergien mit dem Investor. Eine realistische und faire Bewertung ist entscheidend für den Erfolg einer PE-Transaktion, da sie die Basis für die Verhandlung des Kaufpreises und der Beteiligungsquote bildet. Eine zu hohe Bewertung kann zu überzogenen Erwartungen führen, die später enttäuscht werden können. Eine zu niedrige Bewertung kann hingegen das Vertrauen in das Management und die Mitarbeiter untergraben und das Potenzial des Unternehmens unterschätzen.
  • Die Gestaltung des Vertrags: Der Vertrag zwischen dem Unternehmen und dem PE-Investor regelt die Rechte und Pflichten beider Parteien sowie die Bedingungen für den Ein- und Ausstieg des Investors. Der Vertrag sollte klar und transparent sein und alle wesentlichen Aspekte abdecken, wie z.B. die Höhe und Form der Finanzierung, die Gewinnverteilung, die Mitbestimmungsrechte, die Garantien, die Kündigungsklauseln und die Exit-Optionen. Der Vertrag sollte auch mögliche Konfliktsituationen vorwegnehmen und Mechanismen zur Beilegung von Streitigkeiten vorsehen.
  • Die Integration des Investors: Nach dem Abschluss der Transaktion beginnt die Phase der Integration des Investors in das Unternehmen. Dies erfordert eine offene und regelmäßige Kommunikation zwischen dem Management und dem Investor sowie eine Anpassung der internen Prozesse und Strukturen an die neuen Anforderungen. Der Investor sollte als Partner und nicht als Gegner angesehen werden, der das Unternehmen kontrollieren oder verändern will. Der Investor sollte auch das bestehende Team respektieren und motivieren und sich an der Entwicklung einer gemeinsamen Strategie beteiligen.
  • Die Vorbereitung auf den Exit: Der Exit ist das Ziel jeder PE-Investition. Er bedeutet den Verkauf des Unternehmens oder eines Teils davon an einen anderen Investor oder an die Öffentlichkeit durch einen Börsengang. Der Exit sollte frühzeitig geplant werden, um das Unternehmen optimal zu positionieren und den bestmöglichen Preis zu erzielen. Der Exit sollte auch mit dem Management und den Mitarbeitern abgestimmt werden, um deren Zustimmung und Engagement zu sichern.

PE kann für Unternehmen eine wertvolle Finanzierungsalternative sein, die viele Vorteile bietet. Allerdings erfordert PE auch eine sorgfältige Vorbereitung und Durchführung sowie eine vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen dem Unternehmen und dem Investor. Wenn diese Aspekte beachtet werden, kann PE zu einer erfolgreichen Partnerschaft führen, die das Wachstum und den Wert des Unternehmens steigert.

Genki Absmeier