Souveräne, skalierbare und zukunftssichere IT-Lösungen – »Digitale Souveränität ist eine Notwendigkeit, kein Trend«

Wo Sicherheit, Resilienz und digitale Souveränität zentrale Anforderungen sind, brauchen Organisationen einen vertrauenswürdigen Partner mit fundierter Erfahrung und Technologiekompetenz für skalierbare, hoch­verfügbare, interoperable IT-Systeme. Im Interview erklärt Matthias Moeller, CEO von Arvato Systems und Bertelsmann CIO warum der Grad an Souveränität immer zum konkreten Anwendungsfall passen muss.


Herr Moeller, laut Lünendonk-Studie ist der Markt für IT-Dienstleistungen 2024 nur moderat gewachsen. Arvato Systems hat sich mit einem Plus von 11  Prozent deutlich besser entwickelt. Was waren die Erfolgsfaktoren?

Die Umsatzsteigerung basiert auf einer klar abgestimmten Strategie. Wir bündeln technologische Exzellenz, fundiertes Branchenwissen und die Stärken und die Stärke des Bertelsmann Konzerns. Besonders in Märkten mit hohen regulatorischen Anforderungen – wie dem öffentlichen Sektor, der Energiebranche oder dem Gesundheitswesen – konnten wir deutlich zulegen. Dort sind Sicherheit, Resilienz und digitale Souveränität zentrale Themen, und genau hier bringen wir große Erfahrung mit. Dass wir auch im KRITIS-Umfeld als vertrauenswürdiger Partner gelten, hat uns enorm geholfen. Zusätzlich profitieren wir von der finanziellen Stabilität und Innovationskraft unseres Mutterkonzerns, was uns erlaubt, langfristig zu denken und gezielt in Zukunftstechnologien zu investieren.

 

Matthias Moeller,
CEO bei Arvato Systems und
CIO von Bertelsmann


Welche Leistungen waren 2025 besonders gefragt? Und welche Entwicklungen erwarten Sie für 2026?

Besonders stark war die Nachfrage rund um souveräne IT – inklusive moderner Infrastruk­turdienste, Private-Cloud-Angebote und Managed Services, die wir aus unseren deutschen Rechenzentren bereitstellen. Digitale Souveränität bedeutet für uns: Kontrolle über Daten, Schutz vor fremdem Zugriff und die Fähigkeit, unabhängig und sicher agieren zu können. Diese Prinzipien sind besonders in regulierten Märkten relevant, wo spezifische Compliance-Anforderungen gelten. Für 2025 rechnen wir mit einer Fortsetzung dieses Trends – immer mehr Unternehmen wollen ihre Daten in kontrollierten, sicheren Umgebungen verarbeiten. Das treibt auch hybride Cloud-Modelle und lokale Rechenzentren voran.

Gleichzeitig sehen wir steigende Dynamik im Bereich Daten, Automatisierung und künstliche Intelligenz. Insbesondere die Integration von KI in bestehende Prozesse und Systeme ist ein Wachstumsfeld. Hier erwarten wir eine deutliche Ausweitung unseres Projektgeschäfts.


Wie verändern sich die Anforderungen in Branchen wie Verwaltung, Energie oder Gesundheit?

Die Anforderungen haben sich stark verändert – und sie steigen weiter. Digitale Souveränität ist dabei keine Modeerscheinung, sondern eine Notwendigkeit. In der öffentlichen Verwaltung erwarten Bürgerinnen und Bürger heute nachvollziehbare, sichere digitale Services. Gleichzeitig wächst der politische Druck, resiliente und cybersichere Infrastrukturen aufzubauen – nicht zuletzt durch globale Krisen und Konflikte.

Im Gesundheitswesen geht es um hochsensible Daten, etwa bei der elektronischen Patientenakte oder bei Telemedizin-Lösungen. In der Energiewirtschaft gewinnen Smart Grids und vernetzte Infrastrukturen an Bedeutung. In all diesen Feldern braucht es skalierbare, hochverfügbare, interoperable IT-Systeme – und genau hier bringen wir unsere Erfahrung und Technologiekompetenz ein.


Sind Ihre Kunden schon bereit, auf souveräne IT-Alternativen umzusteigen?

Viele Unternehmen und Organisationen haben bereits erste Schritte unternommen. Wir beobachten ein wachsendes Bewusstsein für die Notwendigkeit, IT-Landschaften strategisch anzupassen. Wir beraten unsere Kunden intensiv zu hybriden Cloud-Modellen, bei denen lokale Rechenzentren mit Public-Cloud-Angeboten kombiniert werden. Ziel ist es, die Kontrolle über kritische Daten zu behalten und gleichzeitig flexibel zu bleiben.

Ein weiterer Punkt ist die Vermeidung von Lock-ins: Viele Kunden interessieren sich für Möglichkeiten, Workloads zwischen Cloud-Anbietern zu verschieben. Hier punkten wir mit unserer Multi-Cloud-Expertise. Wichtig ist: Der Grad an Souveränität muss immer zum konkreten Anwendungsfall passen – nicht jede Lösung muss zu 100  % souverän sein. Wir setzen auf Augenhöhe, Beratung und Maßarbeit statt auf Patentrezepte.


Wie hat sich Ihr Portfolio durch diese Entwicklungen verändert?

Das Thema digitale Souveränität beeinflusst unser Portfolio nachhaltig. So haben wir beispielsweise die Arvato Systems National Cloud GmbH gegründet. Sie übernimmt den operativen Betrieb der Delos Cloud – einer auf Microsoft Azure basierenden, souveränen Cloud-Plattform für den öffent­lichen Sektor. Darüber hinaus haben wir unsere bestehenden Rechenzentren weiterentwickelt, unter anderem für Anwendungen der gesetzlichen Krankenversicherungen. Dort setzen wir auf modernste Technologien für maximale Performance und Sicherheit.

Unsere jahrzehntelange Erfahrung im Betrieb von Rechenzentren zahlt sich aus – wir haben dieses Geschäft nie aufgegeben, sondern gezielt ausgebaut. Die Nachfrage nach flexiblen, hybriden Lösungen steigt kontinuierlich. Unsere Kunden wollen frei entscheiden können, welche Daten sie On-Premises halten und welche sie in die Cloud geben. Wir investieren daher konsequent in Technologien, die diese Integration ermöglichen und gleichzeitig höchste Sicherheitsstandards erfüllen.


Welche Rolle spielt künstliche Intelligenz in Ihrem Angebot?

Eine zentrale. Bereits 2019 haben wir unser AI Competence Cluster gegründet, in dem wir unsere KI-Aktivitäten bündeln. Heute ist KI in allen Bereichen unseres Unternehmens fest verankert. Wir nutzen sie zur Automatisierung von Prozessen, zur Verbesserung der Datenanalyse und für personalisierte Kundenlösungen. Ob in der Softwareentwicklung, im IT-Service-Management, in den Operations oder in der Cybersicherheit – KI ist ein fester Bestandteil unserer Services.

Beispiele sind der Einsatz von KI-basierten Chatbots im Kundensupport oder prädiktive Analytik in datengetriebenen Geschäftsprozessen. Aktuell setzen wir uns intensiv mit Agentic AI auseinander, einem zukunftsweisenden Ansatz, bei dem KI-Systeme eigenständig Aufgaben managen. Unser Ziel ist es, KI nicht nur als Werkzeug, sondern als Innovationsmotor in unserem gesamten Portfolio zu verankern.


Mittelfristige Prognosen für den IT-Service-Markt sind wieder etwas optimistischer. Was ist Ihre Einschätzung?

Eine etwas positivere Markteinschätzung ist nachvollziehbar. Der Bedarf an IT-Dienstleistungen wird weiter steigen, denn die digitale Transformation ist längst ein strukturelles Dauerthema. Themen wie IT-Sicherheit, Resilienz und Datenschutz werden noch stärker in den Fokus rücken – und genau dort liegt unsere Stärke. Zudem wird das Zusammenspiel von Daten, Automatisierung und KI neue Potenziale freisetzen.

Unternehmen, die frühzeitig investieren und sich technologisch breit aufstellen, werden sich klare Wettbewerbsvorteile sichern. Wir bei Arvato Systems sind sehr gut positioniert, um unsere Kunden auf diesem Weg zu begleiten – mit souveränen, skalierbaren und zukunftssicheren IT-Lösungen.

 


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