In Deutschland rauchen nach wie vor 32 Prozent der Männer und knapp 25 Prozent der Frauen. Das geht aus einer Studie der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf hervor. Dabei zeigt sich auch: Je besser gebildet und je höher das Einkommen, desto seltener wird zum Glimmstengel gegriffen. So rauchen von denjenigen ohne Schulabschluss 41,6 Prozent. Bei denjenigen mit Abitur oder Hochschulreife ist es mit 20 Prozent die Hälfte weniger. Ähnlich verhält es sich beim Einkommen: Von denjenigen mit einem Haushaltsnettoeinkommen von bis zu 1000 Euro rauchen 36,5 Prozent, während es unter den Wohlhabenden mit mindestens 5000 Euro 23,2 Prozent sind. Hedda Nier
Zigaretten sind tabakbasierte Rauchprodukte, die als fertige Produkte gekauft werden können oder in Form von Feinschnitt, der vom Konsumenten selbst gedreht wird. Wesentlicher Wirkstoff des Genussmittels ist Nikotin. Im langfristigen Trend hat sich der deutsche Zigarettenmarkt rückläufig entwickelt. Seit der Wende sind die Verkaufszahlen um fast die Hälfte gesunken, 2016 lag der Absatz bei rund 75 Milliarden versteuerten Zigaretten. Wertmäßig liegt das Marktvolumen versteuerter Zigaretten bei mehr als 20 Milliarden Euro, es macht also rund vier Fünftel des gesamten Tabakmarktes aus.
Rauchen wird uncool
Immer weniger Jugendliche in Deutschland rauchen. Laut aktueller Daten der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA) hat der Raucheranteil unter 12- bis 25-Jährigen in den vergangenen Jahren kontinuierlich abgenommen.
Im Jahr 1980 rauchten in dieser Altersgruppe noch 47,3 Prozent der Männer und 40,2 Prozent der Frauen, wie die Grafik von Statista zeigt. Zuletzt, im Jahr 2015, griffen nur noch 17,7 Prozent der Frauen und jeder fünfte junge Mann zum Glimmstängel.
Am Weltnichtrauchertag wird auf den weltweiten Tabakkonsum und die dadurch verursachten Todes- und Krankheitsfälle aufmerksam gemacht. Der Tag durch die Weltgesundheitsorganisation WHO initiiert und wird jährlich begangen. Frauke Suhr
https://de.statista.com/infografik/9584/immer-weniger-jugendliche-in-deutschland-rauchen/
Gesundheit: Rauchen kostet bis zu sieben Lebensjahre
Wer früher stirbt, ist länger tot. Zigaretten, zu viel Alkohol oder kaum Bewegung: Die Deutschen verlieren durch ungesundes Verhalten wertvolle Lebenszeit.
Tabakkonsum ist für die Lebenserwartung am schädlichsten. Ein aktiver männlicher Raucher hat knapp sieben Jahre weniger zu leben als jemand, der nie eine Zigarette angerührt hat. Bei Frauen beträgt der Unterschied fast sechs Jahre. Das zeigt eine neue Studie des Erasmus-Universitätsklinikums in Rotterdam im Auftrag des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft. Die Forscher ermittelten, wie stark sich gesundheitsschädliches Verhalten auf die Lebenserwartung in Deutschland auswirkt, sowohl individuell als auch – erstmals ermittelt – bezogen auf die Gesamtbevölkerung.
Zweitgrößtes Risiko ist demnach Fettleibigkeit. Männer mit einem Body-Mass-Index von mehr als 30 verlieren gegenüber Normalgewichtigen rund fünf Jahre, bei Frauen liegt das Minus bei gut vier Jahren. Starke Trinker, die mehr als 45 Gramm Alkohol pro Tag konsumieren, büßen je nach Geschlecht etwa 2,6 bis drei Jahre ein.
»Rauchen, Fettleibigkeit und starker Alkoholkonsum senken die individuelle Lebenserwartung erheblich«, sagt Studienleiterin Wilma J. Nusselder. Die Vermeidung solcher Gesundheitsrisiken läge in der Verantwortung jedes Einzelnen, erfordere aber auch die Unterstützung des Staates. »Helfen könnten beispielsweise Rauchverbote auf öffentlichen Plätzen oder eine höhere Besteuerung von Alkohol«, so Nusselder.
Verlust an Lebenserwartung in Jahren (jeweilige Risikogruppe*) | ||
Risikofaktor* | Männer | Frauen |
Rauchen
|
2,456,85 | 2,105,86 |
Übergewicht/Fettleibigkeit
|
1,02
5,01 |
0,88
4,34 |
Alkoholkonsum
|
0,67
3,01 |
0,58
2,61 |
Körperliche Inaktivität(weniger als 2,5 h Bewegung pro Woche) | 2,47 | 2,10 |
Übermäßiges Fernsehen(mindestens 2 Stunden pro Tag) | 2,02 | 1,75 |
Mangelnder Obst- oder Gemüseverzehr(weniger als einmal pro Tag) | 1,96 | 1,70 |
Soziale Isolation(weniger als ein Kontakt pro Woche) | 0,95 | 0,82 |
* im Vergleich zu einer Vergleichsperson ohne dieses RisikoQuelle: Erasmus-Universitätsklinikum Rotterdam |
Untersuchung basiert auf Auswertung von Meta-Studien
Für die Analyse werteten sie und ihr Team zunächst Metastudien aus, die für bestimmte Verhaltensweisen ein höheres Sterberisiko belegen. Die Werte verknüpften sie dann mit der allgemeinen Sterblichkeitsrate in Deutschland. Um den Effekt auf die Lebenserwartung der Gesamtbevölkerung (Männer: 78,1 Jahre; Frauen: 83 Jahre) zu bestimmen, ermittelten sie zusätzlich, wie stark die relevanten Risikofaktoren hierzulande verbreitet sind, also wie viele Deutsche beispielsweise rauchen oder übergewichtig sind. Dafür nutzten sie Daten des European Social Survey.
Mit Blick auf die Gesamtbevölkerung fallen die Faktoren weniger ins Gewicht, weil Personen ohne diese Risiken mitberücksichtigt werden. So raubt Rauchen deutschen Männern durchschnittlich 2,7 und Frauen 1,5 Jahre. Und aufgrund zu vieler Kilos verlieren Männer im Schnitt rund 1,7 und Frauen etwa 1,4 Jahre. Die Qualität der Zahlen sei jedoch etwas unsicher, das gelte vor allem für die Folgen des Trinkens, so Nusselder. »Umfragen unterschätzen eher das Ausmaß des Alkoholkonsums in der Bevölkerung. Dies wirkt sich auch auf die Folgen für die durchschnittliche Lebenserwartung aus.«
Verlust an Lebenserwartung in Jahren (Gesamtbevölkerung*) | ||
Risikofaktor* | Männer | Frauen |
Rauchen(ehemalige und aktive, inklusive Gelegenheitsraucher) | 2,66 | 1,53 |
Übergewicht/Fettleibigkeit(Body-Mass-Index von mindestens 25) | 1,65 | 1,37 |
Körperliche Inaktivität(weniger als 2,5 Stunden moderate Bewegung pro Woche) | 1,14 | 0,78 |
Mangelnder Obst- oder Gemüseverzehr(weniger als einmal pro Tag) | 0,91 | 0,57 |
Soziale Isolation(weniger als ein Kontakt pro Woche) | 0,59 | 0,44 |
Übermäßiges Fernsehen(mindestens 2 Stunden pro Tag) | 0,90 | 0,62 |
Alkoholkonsum(mindestens 25 Gramm pro Tag) | 0,30 | 0,04 |
* Werte für Deutschland, Bevölkerung ab 15 JahrenQuelle: Erasmus-Universitätsklinikum Rotterdam |
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Studie Universitätsklinik Rotterdam
Einfluss individueller Risikofaktoren auf die Lebenserwartung in Deutschland (auf Englisch)