Vor knapp zwei Jahren hat die Covid-19-Pandemie unser Leben und Arbeiten aus heiterem Himmel völlig verändert. Aufgrund der Lockdowns und Kontaktbeschränkungen mussten sich viele Angestellte zu Hause einen möglichst effektiven Arbeitsplatz schaffen.
Inzwischen gehört das Homeoffice zum Alltag. Untersuchungen zeigen jedoch, dass das Gefühl, beim digitalen Arbeiten ständig verfügbar sein zu müssen und die physische Isolation von den Kollegen dazu führt, dass arbeitsbedingter Stress zunimmt.
In einer Umfrage der AXA-Versicherung gaben 63 Prozent der Arbeitnehmer in der EU an, dass ihr arbeitsbedingter Stresspegel höher ist als vor der Pandemie. Dieser Zustand belastet ihre körperliche und geistige Gesundheit und wirkt sich auf ihre Leistungsfähigkeit aus. Der DGB-Index Gute Arbeit Report 2020 zeigt, dass sich 53 bis 62 Prozent der Arbeitnehmer in den verschiedenen mobilen Arbeitsformen häufig gehetzt fühlen. Zwischen 16 und 20 Prozent gaben an, durch überlange Arbeitszeiten den gesetzlichen Schutzstandard zu überschreiten. Etwa ein Fünftel (21 Prozent) der Befragten müssen auch außerhalb der normalen Kernarbeitszeit für betriebliche Angelegenheiten erreichbar sein. Damit ist Stress vorprogrammiert.
So interagieren Körper und Geist bei Stress
Alle erleben Stress. Stress ist ein menschlicher Zug und dient zunächst einmal als Schutzmechanismus. Durch neurobiologische Abläufe werden Stressreaktionen, wie etwa beim Kämpfen oder Flüchten, angestoßen. Damit erhält man zusätzliche Energie, um sich vor potenziellen Bedrohungen oder Angreifern zu schützen. In solchen Fällen ist es essenziell, dass man aktiv wird. Durch die Bewegung sinkt die ausgeschüttete Energie wieder und sobald die »Gefahr vorüber« ist, kehrt der Körper schnell zum Normalzustand zurück. Doch im Büroalltag kann man in einer Stresssituation nicht einfach angreifen oder weglaufen, so dass Stress folglich nicht abgebaut werden kann.
Ist der Stress hingegen nicht akut, sondern dauerhaft, sieht die Sache nochmal ganz anders aus. Wenn Menschen ständig beunruhigt sind, steigt ihr Stresshormonspiegel. Herzklopfen, schwitzige Handflächen und Gänsehaut können Warnzeichen dafür sein, dass Stresshormone wie Adrenalin und Cortisol den Körper bombardieren. Hält der Stress an, kann dies zu Reizbarkeit, Traurigkeit, Angstgefühlen, Depressionen, Verdauungsproblemen, Kopfschmerzen und Schlaflosigkeit führen. Es kann auch bestehende Krankheiten, wie Bluthochdruck und Diabetes verstärken oder ungesunde Verhaltensweisen, wie übermäßiges oder unzureichendes Essen, zu hohem Alkoholkonsum oder Drogenmissbrauch führen.
Erschreckenderweise verändert chronischer Stress auch die Funktionsweise unseres Gehirns. Langzeitstress beeinträchtigt den präfrontalen Cortex, Sitz des abstrakten logischen Denkens. Dadurch kann es schwierig werden, klar zu denken oder rationale Entscheidungen zu treffen.
Körperliches und geistiges Wohlbefinden: Warum Bewegung wichtig ist
Mobiles Arbeiten verursacht nicht nur chronische Stresssymptome, sondern birgt eine weitere Gefahr für die Gesundheit: Bewegungsmangel.
Studien der letzten Jahre haben ergeben, dass übermäßiges Sitzen das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Übergewicht und Depressionen erhöht. Laut einer DAK-Studie zu Gesundheitsrisiken durch die Arbeit zu Hause müssen Arbeitnehmer ihren Tagesablauf aktiver gestalten. Und sei es nur, dass man jeden Tag 30 Minuten bei der Arbeit steht.
Seit dem Beginn des Homeoffice vor über 23 Monaten ist es mit den morgendlichen, eiligen Spaziergängen zum Bahnhof oder dem Besuch des Fitnessstudios nach Feierabend vorbei. Außerdem fehlt oft spontane körperliche Betätigung, wie mehrmals am Tag vom Schreibtisch zum Konferenzraum oder zum Wasserspender zu gehen. Dabei zeigt die Forschung, dass häufige Bewegung in unserem Alltag eine stark stimmungsaufhellende Wirkung hat und die negativen Auswirkungen von chronischem Stress auf unseren Körper deutlich verringert.
Laut Wissenschaftlern der Johns Hopkins University kann man durch mehr körperliche Aktivität Angstgefühle abbauen, mehr Energie gewinnen und besser schlafen. Auch für die Wirbelsäule und die Gelenke ist viel aktive Bewegung eine Wohltat.
Im Homeoffice in Bewegung bleiben
Da Bewegung der Schlüssel zu geistigem und körperlichem Wohlbefinden ist, sollte man es sich angewöhnen jede Stunde ein wenig zu bewegen. Zwischendrin zum Beispiel sollte man aufstehen, um sich etwas zu trinken zu holen, sich zu strecken oder ein paar Schritte durch die Wohnung zu gehen. Auch während Besprechungen oder Telefonkonferenzen kann man stehen. Schon solche einfachen Maßnahmen helfen, um in Schwung zu kommen.
In der Mittagspause oder nach Feierabend kann man kurze Online-Stretching-Workouts einlegen oder bei Fitness-Videos mitmachen. Solche Übungen kann man dann auch in den Alltag einbauen, und den ganzen Tag über Muskelspannungen abbauen. Es gibt unter anderem viele Dehnübungen, die man direkt am Schreibtisch durchführen kann. Oder man nimmt sich 30 Minuten Zeit, um zum Beispiel in den Garten zu gehen oder um den Wohnblock zu spazieren. Damit gönnt man sich eine wertvolle Auszeit von der Bildschirmzeit, die auch dazu beiträgt, dass man sich anschließend mit Aufmerksamkeit und Kreativität wieder besser auf die Arbeit konzentriert.
Wenn man einen höhenverstellbaren Steh-Sitz-Arbeitsplatz hat, kann man regelmäßig zwischen Sitzen und Stehen wechseln. Allein dieser Wechsel – vorausgesetzt er erfolgt mehrfach am Tag – führt schon zu mehr Bewegung, womit nicht nur das Wohlbefinden, sondern auch die eigene Produktivität gesteigert werden kann.
Vorbereitungen für die Zukunft
Immer mehr Unternehmen wollen ihren Mitarbeitern die Möglichkeit bieten, dauerhaft im Homeoffice zu arbeiten oder ihre Zeit zwischen mobilem Arbeiten und dem Büro aufzuteilen. Das bedeutet, dass Homeoffice für viele auf die eine oder andere Weise langfristig Realität wird.
Angestellte sollten mit Ihrem Arbeitgeber besprechen, welche Unterstützung er bereit ist aufzubringen, um zu Hause einen bequemen und ergonomischen Arbeitsplatz einzurichten. Die Arbeitsumgebung sollte analysiert werden, um festzustellen, welche Änderungen vorgenommen werden müssen. Ergonomische Produkte wie Steh-Sitz-Schreibtisch-Aufsätze sowie Arbeitsplatzkomponenten, die sich in der Höhe verstellen lassen oder etwa verstellbare, bewegliche Monitorarme, tragen zur täglichen Bewegung und dem körperlichen Wohlbefinden bei. So sorgt man optimal vor, damit der Körper aktiv unterstützt wird und sich Verspannungen und andere gesundheitliche Beeinträchtigungen vermeiden lassen. Das ist sowohl im Interesse des Unternehmens als auch des Arbeitnehmers.
Frank Knäsche, Country Sales Manager DACH, Ergotron