Attraktivität der Hochschulausbildung weiter ungebrochen – wirtschaftlicher Vorteil variiert aber nach Studienrichtung.
Höhere akademische und berufliche Bildungsgänge bleiben beliebt und erzielen weiterhin hohe Renditen für den Einzelnen wie auch für die Steuerzahler. Neue Daten zeigen aber, dass die Unterschiede zwischen einzelnen Studienrichtungen erheblich sind. Dies geht aus der jüngsten Ausgabe der OECD-Studie »Bildung auf einen Blick« hervor.
So zeigt der Bericht, dass OECD-weit Wirtschaft, Verwaltungs- und Rechtswissenschaften die populärsten Studienfächer sind. Jeder vierte Studierende beginnt ein Studium in diesem Bereich. Dagegen nehmen im Schnitt nur 16 Prozent eines Jahrgangs ein Studium in Ingenieurswissenschaften auf und nur fünf Prozent ein Studium der Informatik und das, obwohl die Beschäftigungsquote bei Absolventen dieser Fächer in vielen Ländern 90 Prozent übersteigt.
In Deutschland sind Rechts- und Wirtschaftswissenschaften unter Studienanfängern ähnlich gefragt wie im OECD-Schnitt. Der Anteil der Studienanfänger in Natur- und Ingenieurswissenschaften liegt aber deutlich über dem OECD-Mittel (10 und 23 Prozent in Deutschland gegenüber 6 und 16 Prozent im OECD-Schnitt). Allerdings sind in den Ingenieurswissenschaften Frauen bei den Studienanfängern mit einem Anteil von nur 22 Prozent auch im OECD-Vergleich unterrepräsentiert.
Mit einer Beschäftigungsquote von rund 90 Prozent erzielen alle drei Fächergruppen ähnliche Werte. Bei den Sozial- und Geisteswissenschaften liegt die Beschäftigungsquote zwar nur bei 84 Prozent, aber immer noch höher als bei Erwachsenen, die nur über eine berufliche Ausbildung oder Abitur (Abschluss Sekundarstufe II) verfügen.
Insgesamt bleiben die wirtschaftlichen Vorteile eines tertiären Abschlusses erheblich, auch in Deutschland. So sind 88 Prozent der Erwachsenen mit Hochschul- oder höherer beruflicher Bildung erwerbstätig, bei Erwachsenen mit Abschluss auf Sek II Niveau sind es 81 Prozent. Der Einkommensvorteil eines Beschäftigten mit tertiärer Ausbildung liegt im Schnitt bei 66 Prozent und er oder sie hat eine fast fünfmal so große Chance zu den Spitzenverdienern zu gehören wie ein Beschäftigter mit nur beruflichem Abschluss.
»Eine tertiäre Ausbildung verspricht hohe Erträge für den Einzelnen, aber die Bildungssysteme müssen jungen Menschen besser bei der Wahl der Studienrichtung helfen«, sagte OECD-Generalsekretär Angel Gurría. »Gleichberechtigter Zugang zu qualitativ hochwertiger Bildung schafft die Voraussetzung für ein erfülltes Leben und für wirtschaftliche Entwicklung.«
Während die Lebenschancen der Hochqualifizierten steigen, verschlechtern sich die Erwerbsaussichten der Geringqualifizierten. Auch in Deutschland verfügen 13 Prozent der 25- bis 34-Jährigen über keine berufliche Qualifikation oder Abitur. Das ist zwar weniger als im OECD-Schnitt, aber deutlich mehr als in anderen Ländern mit dualer Berufsbildung wie Österreich oder der Schweiz.
Die Bildungsausgaben liegen mit 4,3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) weiter deutlich unter dem OECD-Mittel von 5,2 Prozent. Im Grundschulbereich liegen die Ausgaben auch pro Schüler mit 8546 US-Dollar unter dem OECD-Schnitt von 8733 US-Dollar (Angaben jeweils zu Kaufkraftparitäten, Bezugsjahr 2014). Auch in der tertiären Bildung haben die Ausgaben nicht mit der gestiegenen Zahl Studierender Schritt gehalten.
Wenn die Berufsausbildung zum Nachteil wird
Menschen mit einer berufsspezifischen Ausbildung haben in jungen Jahren höhere Beschäftigungschancen als Personen, die allgemeinbildende Programme absolviert haben. Aber wenn die spezifischen beruflichen Kompetenzen im Laufe der Zeit im technischen und strukturellen Wandel nicht mehr nachgefragt werden, so erhöht sich später die Gefahr, die Arbeit zu verlieren.
Das ist das Ergebnis einer neuen Länderstudie von Franziska Hampf und Ludger Wößmann vom ifo Zentrum für Bildungsökonomik. »Um unser duales System zukunftsfähig zu halten, sollten wir die frühe Spezialisierung der Auszubildenden verringern, indem wir die Zahl der spezifischen Berufe senken, den allgemeinbildenden Anteil an den Inhalten ausweiten, Ausbildungsbestandteile modularisieren und die lebenslange Weiterbildung stärken«, sagt Ludger Wößmann, Leiter des ifo Zentrums für Bildungsökonomik.
Von den 16 teilnehmenden Ländern sind die Ergebnisse in jenen Ländern besonders stark ausgeprägt, die – wie Deutschland – ein duales Berufsausbildungssystem haben. In diesen Ländern dreht sich der Beschäftigungsvorteil der beruflichen Ausbildung schon im Alter von 44 Jahren in einen Beschäftigungsnachteil um. Die neuen Ergebnisse bestätigen frühere Befunde, die einen ähnlichen Konflikt im Lebensverlauf für die 1990er Jahre belegt hatten. Auch nach den Veränderungen am Arbeitsmarkt durch Globalisierung, Digitalisierung und Rentenreformen scheint die berufsspezifische Ausbildung nun den Übergang von der Schul- in die Arbeitswelt zu erleichtern, aber gleichzeitig die Anpassungsfähigkeit älterer Arbeitnehmer an eine sich ändernde Wirtschaft zu verringern.
Für ihre Studie analysieren die Autoren die Daten des Programme for the International Assessment of Adult Competencies (PIAAC), das von der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) 2011/12 durchgeführte sogenannte »Erwachsenen-PISA«.
[1] Studie: Franziska Hampf und Ludger Wößmann, »Vocational vs. General Education and Employment over the Life-Cycle: New Evidence from PIAAC«, CESifo Working Paper No. 6116;
Zum Nachlesen hier: https://www.cesifo-group.com/DocDL/cesifo1_wp6116.pdf
Studie »Arbeit 2040«: Lebenslanges Lernen und ständige Weiterentwicklung
Digitalisierung, Internationalisierung, technische Innovationen, all das verändert bereits jetzt unsere Arbeits- und Wirtschaftswelt. Wo wir in der Arbeitswelt 2040 stehen werden und was es braucht, um dafür gut gerüstet zu sein, damit beschäftigte sich die Studie Arbeit 2040 vom WIFI Management Forum, die in Kooperation mit Marketagent.com online reSEARCH GmbH durchgeführt wurde [1].
Lebenslanges Lernen und ständige Weiterentwicklung im Job wird notwendig und wichtig sein, um sich als Unternehmen den verändernden Arbeitsbedingungen erfolgreich zu stellen, das meinen 80,6 Prozent der Entscheidungsträger/-innen. »Besonders gilt das für Führungskräfte. Um frühzeitig auch die passenden Lösungen und Angebote für Management-Trainings zu bieten wollten wir ausloten, wo Bedarf und Interesse angezeigt wird«, so Mag. Sandra Prandtner, Leiterin des WIFI Management Forums. Neben technischen und IT-Themen, die stark an Bedeutung gewinnen, erfordert die Digitalisierung auch neue Rahmenbedingungen, eine Veränderung der Denkweise und der Unternehmenskultur.
Mensch und Technik: Kein Gegensatz, sondern Symbiose
»Die Antwort auf die sich verändernde Arbeitswelt im Jahr 2040 sieht man eindeutig in der Aneignung von Fähigkeiten und Zusatzwissen innerhalb der eigenen Branche sowie im Bereich Digitalisierung. Lebenslanges Lernen und berufliche Weiterbildung ist 2040 keine Kür mehr, sondern vielmehr Pflicht.
Aus der Vorstellung eines flexiblen (zeit- und ortsunabhängigen) Jobs könnte im Jahr 2040 ein »immer und überall« Job werden, der die Grenzen von Beruf und Freizeit auflöst«, hebt Mag. Thomas Schwabl, Geschäftsführer Marketagent.com online reSEARCH GmbH hervor.
»Die Studie ›Arbeit 2040‹ sagt uns, dass wir uns in unserer zukünftigen Arbeit immer stärker mit der Digitalisierung auseinandersetzen werden. Wichtig ist, dass Führungskräfte sich mit den erfolgreichen Methoden der Transformation beschäftigen. Die Technik darf nie Selbstzweck werden, der Mensch und seine Digitalkompetenz stehen im Mittelpunkt. Lebenslanges Lernen ist dafür die Basis«, so Martin Giesswein, Lektor, Autor und Digitalist, der im WIFI Management Forum Seminare im Bereich Digitalisierungskompetenz hält.
Kompetenzanforderungen verlagern sich
Gefragt zu den Fähigkeiten und Kompetenzen, die im Vergleich zu heute stark an Bedeutung gewinnen werden landen mit Vorsprung die digitalen Kompetenzen (76 Prozent), gefolgt von persönlichen Kompetenzen (58 Prozent) und sprachlichen/interkulturellen Kompetenzen (53 Prozent). Knapp die Hälfte werden auch die Methodenkompetenzen (46 Prozent) und dicht gefolgt von den sozialen Kompetenzen ausmachen (45 Prozent). Immer noch mit über einem Drittel wurden die Kommunikationskompetenz (39 Prozent) und die Fachkompetenz (34 Prozent) genannt. »Hier wird es eindeutig eine Verlagerung geben, der wir uns stellen müssen und schon jetzt optimale Trainingsangebote konzipieren wollen. Derzeit liegen bei unseren Buchungen die kommunikativen Kompetenzen und die Führungskompetenz vor den persönlichen Kompetenzen und digitale Kompetenzen scheinen jetzt noch ein Thema zu sein, das viele noch nicht für ihre Weiterbildung in den Fokus stellen«, so Sandra Prandtner.