Aktuelle Hosting-Trends – Wieviel Hosting braucht das Land?

»manage it« sprach mit Sebastian von Bomhard, Vorstandsvorsitzender der SpaceNet AG.

Wie stellt sich die aktuelle Situation beim Hosting dar?

Der Bedarf an Hosting-Flächen in Deutschland steigt immer weiter. Obwohl der IT-Flächenbedarf von 2010 bis 2016 deutlich gesunken ist, hat sich die IT-Fläche in den deutschen Rechenzentren um über 28 Prozent erhöht und der Gipfel ist noch nicht erreicht. Für diese Entwicklung gibt es mehrere Gründe.

In Deutschland spielt vor allem der Datenschutz eine große Rolle. Für drei Viertel der deutschen Unternehmen ist es bei der Nutzung von Cloud-Diensten ein Muss, dass die Rechenzentren in Deutschland betrieben werden. Die Datenschutzgrundverordnung der EU (DSGVO) wird im Mai 2018 in Kraft gesetzt und damit verstärkt diese Entwicklung beeinflussen.

Und zu guter Letzt hat Donald Trump zu Beginn seiner Amtszeit per »Executive Order« das EU-US-Privacy-Shield gekündigt, indem er Behörden wie CIA und FBI dazu aufgefordert hat, bei Ausländern nicht mehr denselben Schutz der Privatsphäre gelten zu lassen wie bei US-Bürgern.

Ein weiterer Grund ist natürlich die zunehmende Digitalisierung. So zum Beispiel im Gesundheitswesen: Bedenken und Widerstände des Personals sinken. So stimmen laut einer Studie der inverto GmbH fast 90 Prozent der Krankenhausmitarbeiter zu, dass der Nutzen der Digitalisierung die Risiken im Krankenhaus übertrifft. Durch Einführung des E-Health-Gesetzes ab Mitte 2018 soll eine sichere digitale Infrastruktur die Gesundheitsversorgung verbessern. Bundesweit werden alle Arztpraxen und Krankenhäuser angeschlossen. Oder das Beispiel Industrie 4.0: 50 Milliarden Geräte sind laut Gartner in den nächsten fünf Jahren über das Internet vernetzt.

Ein dritter Faktor ist die zunehmende Attraktivität externer Rechenzentren. Es werden immer mehr Prozesse und Daten von den Unternehmen ausgelagert, da diese zum Beispiel durch intelligente Kühlungssysteme und Virtualisierung wesentlich energieeffizienter sind.

Gibt es nicht allmählich genug Rechenzentrumsfläche?

Die zunehmende Digitalisierung von Wirtschaft und Gesellschaft führt in Deutschland zu einem immer höheren Bedarf an zentral zur Verfügung gestellter Rechenleistung in externen Rechenzentren. Der Eigenbetrieb von Rechenzentren hat derzeit noch für den Mittelstand eine hohe Bedeutung. 93 Prozent der IT-Verantwortlichen halten den Betrieb von eigenen Rechenzentren für wichtig. Dies wird sich in den kommenden Jahren ändern.

Wird die Vorratsdatenspeicherung den Energiebedarf der deutschen Rechenzentren weiter in die Höhe treiben?

Auch wenn die SpaceNet AG gegen die Vorratsdatenspeicherung geklagt hat und deren Nutzen in Frage stellt: Für einen größeren Energieverbrauch unserer Rechenzentren wird sie sicherlich nicht verantwortlich sein. Sehr wohl aber die Storage-Systeme, die momentan ein Drittel des Energiebedarfs der IT in Rechenzentren verbrauchen. Während der Energiebedarf der Server in Deutschland im Jahr 2016 um knapp vier Prozent anstieg, erhöhte sich der Energiebedarf der Storage-Systeme um fast sieben Prozent. Nach wie vor wird mit insgesamt 3 Milliarden kWh immer noch sehr viel Energie für die Klimatisierung von Rechenzentren benötigt. Insgesamt wird im Jahr 2020 mit einem Energiebedarf von 14,3 Milliarden kWh gerechnet.

Welche Rolle spielt IT-Energieeffizienz für kleinere und mittlere Unternehmen?

Moderne Infrastrukturen und hohe Strompreise sind der Grund, warum deutsche Rechenzentren ab einer gewissen Größe möglichst energieeffizient betrieben werden. Bei kleineren Rechenzentren schlagen die Strompreise zwar auch zu Buche, haben aber nur einen geringen Einfluss auf Investitionsentscheidungen und führen deshalb zu vermehrten Überlegungen des Outsourcings.

Rechenzentrum und Internet »Made in Germany« – doch keine Augenwischerei?

Viele Provider werben mit dem Slogan »Made in Germany«. Das Internet ist weltweit und hält sich nicht an nationale Grenzen. Dennoch spricht nichts gegen den Standort Deutschland. Als positiv besetztes Markenprädikat, wie wir es aus anderen Bereichen kennen, reicht die Aussage »Made in Germany« allerdings nicht. Viel wichtiger sind weiche Faktoren wie Vertrauen, Glaubwürdigkeit und Augenhöhe mit dem Betreiber des Rechenzentrums und wie sich dieser in der Öffentlichkeit präsentiert. Die Standortfrage wird dennoch durch die aktuellen politischen Ereignisse immer wieder neu aufgeworfen werden.

Herr von Bomhard, herzlichen Dank für dieses Gespräch.


 

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