Attacken auf Industrieunternehmen verursachten 43 Milliarden Euro Schaden

7 von 10 Industrieunternehmen wurden Opfer von Sabotage, Datendiebstahl oder Spionage in den vergangenen zwei Jahren. 

Kriminelle Attacken treffen Industrieunternehmen besonders hart: Durch Sabotage, Datendiebstahl oder Spionage ist der deutschen Industrie in den vergangenen beiden Jahren ein Gesamtschaden von insgesamt 43,4 Milliarden Euro entstanden. Sieben von zehn Industrieunternehmen (68 Prozent) sind in diesem Zeitraum Opfer entsprechender Angriffe geworden, jedes fünfte Unternehmen (19 Prozent) vermutet dies. Das ist das Ergebnis einer Studie des Digitalverbands Bitkom, für die 503 Geschäftsführer und Sicherheitsverantwortliche quer durch alle Industriebranchen repräsentativ befragt wurden.

»Mit ihren Weltmarktführern ist die deutsche Industrie besonders interessant für Kriminelle«, sagte Bitkom-Präsident Achim Berg bei der Vorstellung der Studie in Berlin. »Wer nicht in IT-Sicherheit investiert, handelt fahrlässig und gefährdet sein Unternehmen.« So wurden in den vergangenen zwei Jahren bei einem Drittel der Unternehmen (32 Prozent) IT- oder Telekommunikationsgeräte gestohlen, bei fast einem Viertel (23 Prozent) sind sensible digitale Daten abgeflossen. »Illegaler Wissens- und Technologietransfer, Social Engineering und auch Wirtschaftssabotage sind keine seltenen Einzelfälle, sondern ein Massenphänomen«, betonte Thomas Haldenwang, Vizepräsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz (BfV).

Nicht nur Diebstahl macht der Industrie zu schaffen. Jedes fünfte Industrieunternehmen (19 Prozent) berichtet von digitaler Sabotage von Informations- und Produktionssystemen oder Betriebsabläufen. Weitere 28 Prozent vermuten, dass es solch einen Vorfall bei ihnen gab. Bei 11 Prozent wurde die digitale Kommunikation ausgespäht, beispielweise E-Mails oder Messenger-Dienste. Insgesamt haben digitale IT-Angriffe bei fast der Hälfte der Befragten (47 Prozent) einen Schaden verursacht.

Klassische analoge Attacken sind für die Industrie auch ein Thema, fallen aber vergleichsweise weniger ins Gewicht. 21 Prozent der Befragten haben einen Diebstahl von sensiblen physischen Dokumenten, Unterlagen, Mustern oder Maschinen festgestellt, bei 10 Prozent kam es in den vergangenen zwei Jahren zur analogen Sabotage von Informations- und Produktionssystemen oder Betriebsabläufen, etwa durch die Manipulation von Geräten vor Ort in Unternehmen.

Dazu BfV-Vizepräsident Haldenwang: »Neben der klassischen Wirtschaftsspionage beschäftigen uns vermehrt Attacken, bei denen davon ausgegangen werden muss, dass Schadsoftware mit dem Ziel in IT-Systeme eingebracht wird, Sabotage-Akte vorzubereiten«.

Kritische Unternehmensdaten im Visier von Angreifern

Angreifer haben im Rahmen ihrer Attacken unterschiedlich sensible Daten erbeutet. Bei fast der Hälfte (48 Prozent) der betroffenen Industrieunternehmen wurden Kommunikationsdaten wie E-Mails gestohlen. Bei jedem fünften Unternehmen sind durch digitale Angriffe jeweils Kundendaten (21 Prozent) und Finanzdaten (20 Prozent) abgeflossen. Patente und Ergebnisse aus Forschung und Entwicklung sind bei jedem zehnten Unternehmen (10 Prozent) in kriminelle Hände gefallen. »Viele Unternehmen nehmen das Thema Sicherheit noch zu sehr auf die leichte Schulter, auch weil ihnen das entsprechende Know-how fehlt«, so Berg. »Erster und wichtigster Schritt ist, IT-Sicherheit im Unternehmen zur Chefsache zu machen.«

Dabei stammen die Täter häufig aus den eigenen Reihen. Bei fast zwei Drittel der Betroffenen (63 Prozent) gingen Delikte von ehemaligen oder derzeitigen Mitarbeitern aus. Die Hälfte der geschädigten Unternehmen (48 Prozent) hat Kunden, Lieferanten, externe Dienstleister oder Wettbewerber als Täter identifiziert. Bei drei von zehn (29 Prozent) waren es Privatpersonen oder Hobbyhacker, 17 Prozent der Betroffenen berichten von organisierter Kriminalität, jedes neunte betroffene Unternehmen (11 Prozent) gibt ausländische Nachrichtendienste als Täter an.

Aufmerksame Mitarbeiter als effektivster Schutz

Mitarbeiter sind es, die auf der anderen Seite aber auch dafür sorgen, dass kriminelle Handlungen aufgedeckt werden. Sechs von zehn betroffenen Industrieunternehmen (61 Prozent) sind so erstmalig auf Angriffe aufmerksam geworden. 40 Prozent der Betroffenen erhielten Hinweise auf Angriffe durch eigene Sicherheitssysteme, bei fast einem Viertel (23 Prozent) war es hingegen reiner Zufall. Nur bei 3 Prozent der Unternehmen gingen erste Hinweise auf Delikte durch externe Strafverfolgungs- oder Aufsichtsbehörden ein. »Der effektivste Schutz vor Spionage, Diebstahl oder Sabotage sind motivierte, gut geschulte und aufmerksame Mitarbeiter«, sagte Berg.

Künftige Bedrohungen sehen Unternehmen vor allem durch digitale Angriffe. Nahezu alle Befragten (97 Prozent) nennen sogenannte Zero-Day-Exploits als größte Gefahr. Dabei nutzen Angreifer Sicherheitslücken in Software aus, die bis dahin unbekannt waren. 93 Prozent fürchten die Infizierung mit Schadsoftware, zwei Drittel (68 Prozent) geben den Mangel an qualifizierten IT-Sicherheitskräften als Bedrohung an. Die zunehmende Fluktuation von Mitarbeitern ist für 58 Prozent der Unternehmen ein Risiko. Dass Kriminelle die Rechenleistungen von Internetnutzern anzapfen, etwa zum unbemerkten Schürfen von Kryptowährungen, nehmen hingegen nur 29 Prozent der Unternehmen als echte Gefahr wahr.

 

[1] https://www.bitkom.org/Presse/Anhaenge-an-PIs/2018/Bitkom-PK-Wirtschaftsschutz-Industrie-13-09-2018-2.pdf

 


 

Zeitgemäße Sicherheit für Industrie 4.0 erfordert Plattform-Ansatz

Die Informationstechnologie verändert die Fertigungsindustrie, indem sie praktisch jeden Schritt des modernen Fertigungsprozesses digitalisiert. Ein Trend, der in den USA als »Smart Manufacturing« und in Europa als »Industrie 4.0« bezeichnet wird. Cloud Computing, zusammen mit Technologien wie 5G, intelligenten Sensoren, High-Performance Computing, computergestütztem Design, Engineering und dem industriellen Internet der Dinge, ist von wesentlicher Bedeutung für die jüngste industrielle Revolution. Durch diese Komplexität steigt jedoch das Risiko von Cyberattacken. Wie sich Unternehmen hier am besten aufstellen können, um Angreifern das Leben schwer zu machen, erklärt Palo Alto Networks in seinem neuen Ratgeber »Cybersecurity for Manufacturing Environments: A Platform Approach« [1].

 

Anwendungen in der Cloud werden praktisch jeden Aspekt der modernen Fertigung beeinflussen. Auf Unternehmensebene wird sich Cloud Computing auf die Art und Weise auswirken, wie Unternehmen ihre Abläufe steuern, von der Warenwirtschaft über das Finanzmanagement bis hin zur Datenanalyse und Schulung der Mitarbeiter. Die Cloud wird zum entscheidenden Bestandteil der Integration von Herstellern in industrielle Lieferketten. Auf der Ebene der hergestellten Produkte hat Cloud Computing begonnen, alles zu verändern, von der Art und Weise, wie die Produkte selbst erforscht, konzipiert und entwickelt werden, über die Art und Weise, wie sie hergestellt werden, bis hin zur Art und Weise, wie sie von den Kunden vor Ort genutzt werden.

 

Wie bei jeder Änderung der Arbeitspraktiken gibt es jedoch auch hier einige Risiken, die nicht außer Acht gelassen werden dürfen. Terminals werden eingebettete IoT-Funktionalität haben, was letztendlich bedeutet, dass sie anfällig für Cyberangriffe werden. Diese zusätzliche Konnektivität trägt zwar zur Verbesserung der Produktivität bei, bildet aber auch einen Schwachpunkt im Netzwerk, den Cyberkriminelle nutzen können.

 

Cyberkriminelle verstehen die Sensibilität dieser Netzwerke und sind sich auch der destruktiven Folgen eines erfolgreichen Angriffs bewusst: entgangene Einnahmen/Gewinne, Markenschäden oder eine verheerende Bedrohung für Menschen und Vermögenswerte. Es ist daher unerlässlich, dass die Fertigungsindustrie Maßnahmen zur Verbesserung der Sicherheit ergreift und ihre Systeme nicht den Cyberkriminellen ungeschützt aussetzt.

 

Eine der größten Herausforderungen bei der Cybersicherheit in der Fertigung besteht darin, dass Angriffe in betriebstechnischen (OT-)Umgebungen extrem schwer zu erkennen sind. Ein Szenario wäre, wenn in einer Anlage aus einem unbekannten Grund eine bestimmte SCADA-Komponente plötzlich nicht mehr funktioniert. »Gefährliche Aktivitäten« werden nicht die erste Überlegung sein, um herauszufinden, was schiefgelaufen ist. In neun von zehn Fällen ist die Ursache wahrscheinlich eine technische Störung. Aber was ist mit dem einen Mal, wenn die Sache verdächtiger erscheint als sonst?

 

Es gibt Überwachungsdienste für OT-Umgebungen, aber diese liefern nur eine eingeschränkte Sichtbarkeit und bieten nur korrelierte, kontextbezogene Informationen aufgrund der Notwendigkeit von Netzwerkzonen oder Segmentierung. Das bedeutet, dass die Sensoren auf mehreren Ebenen im Netzwerk platziert werden müssen, um die End-to-End-Aktivitäten zu überwachen. Ein weiterer Faktor ist die Komplexität, auch wenn der Netzwerkverkehr erfasst wird. Wenn Systeme ausfallen, konzentrieren sich viele Unternehmen darauf, sie wieder zum Laufen zu bringen, anstatt große Datenmengen zu überprüfen, um festzustellen, was die eigentliche Ursache war.

[1] Mit der Einführung von Industrie 4.0 wird Cybersicherheit immer wichtiger. Palo Alto Networks zeigt Unternehmen und Infrastrukturbetreibern in seinem Whitepaper(Download) auf, wie sie sich mit der Security Operating Platform vor anspruchsvollen Cyberangriffen schützen können.

 

Deutschlands Maschinenbauer im Visier von Cyberattacken

Informationssysteme in der Industrie: Sicherheit ist ein absolutes Muss

Wir brauchen eine »Immunisierung der Gesellschaft gegen Cyberattacken«

Deutliche Zunahme von Attacken auf Webanwendungen und Weiterentwicklung der Angriffsstrategien

Post-Intrusion Report – Gesundheitswesen ist bevorzugtes Ziel von Cyberattacken

Unternehmen vor Cyberattacken schlecht geschützt, Deutschland im internationalen Vergleich mit großem Aufholbedarf