Berichtspflicht – Nachhaltigkeit wird für Unternehmen verpflichtend…

… und damit auch für die IT.

Im Pariser Klimaabkommen legte die Weltgemeinschaft 2015 fest, dass die fortschreitende Erderwärmung 1,5 Grad Celsius nicht übersteigen dürfe. Jedes Grad mehr wird unseren Planeten irreparabel schädigen, Dürren, Hungersnöte und massive Bevölkerungsverschiebungen zur Folge haben. Damit das hoch gesteckte Ziel gelingen kann, muss jeder einen Beitrag leisten. Auch die Wirtschaft. Doch hat sich gezeigt, dass deren freiwillig auferlegte Nachhaltigkeitsbekundungen nicht ausreichten. Eine von den EU-Staaten beschlossene Richtlinie soll das nun ändern. Sie verpflichtet ab 2024 sukzessive immer mehr Firmen, öffentlich zu bekunden, wie ökologisch, ökonomisch und sozial verantwortlich sie handeln. Das dürfte einen Unternehmensbereich in den Fokus rücken, der sich seiner Verantwortung für mehr Nachhaltigkeit noch kaum bewusst ist: Die IT.

Wie IT das Klima schädigt. Mit der Berichtspflicht zur Nachhaltigkeit werden zukünftig alle Bereiche eines Unternehmens auf ihren ökologischen Fußabdruck durchleuchtet. Wer dabei die IT aussparen wollte, ist sich möglicherweise der CO2-Emissionen nicht bewusst, die Soft- und Hardware verursachen. Allein der Strombedarf in deutschen Rechenzentren erhöhte sich zwischen 2010 und 2020 von 5,8 Milliarden auf 10 Milliarden Kilowattstunden im Jahr (manage it berichtete in Ausgabe 2/2022). Und nicht nur im Einsatz, sondern vor allem bei der Herstellung und Entsorgung setzen Computer, Notebooks und Server schädliche Emissionen frei. 700 Kilogramm CO2 verursacht ein Desktop PC unter Einbeziehung von Rohstoffgewinnung, Produktion, Betrieb und Entsorgung. Seine Lebensdauer wird dem selten gerecht. Denn viele Unternehmen tauschen ihre Hardware aus, lang bevor sie funktionell obsolet ist. Der Grund? Software-Upgrades zwingen zu Hardware-Upgrades.

Software bestimmt die Lebensdauer von Hardware. Einer Statistik des Bundesumweltamtes zufolge wird gewerblich genutzte Hardware alle drei bis maximal fünf Jahre durch neue ersetzt. Hier muss dringend das Bewusstsein geschärft werden, dass die Nutzungsdauer von Hardware maßgeblich an der darauf installierten Software hängt. Mit jedem größeren Versions-Upgrade erhöhen sich die Systemanforderungen an den Prozessor, die Festplatte, den Arbeitsspeicher. Ist die Kompatibilität nicht gegeben, werden voll funktionstüchtige Computer, Tablets, Server & Co. inklusive der darin verbauten seltenen Erden, Schwermetalle und Plastikanteile frühzeitig zu Sondermüll. Im Hinblick auf das Erreichen der Klimaziele von Paris, ist es daher ratsam, nicht jede neue Version einer Software für alle Mitarbeiter einzuführen, sondern genau zu hinterfragen, wer sie wirklich braucht. Das sollte nicht allzu schwer fallen, denn neben den CO2-Einsparungen steckt hier ein riesiges Potenzial zum Kostensparen.

Jetzt handeln. Nach IHK-Schätzungen müssen sich in den kommenden Jahren etwa 30.000 deutsche und 50.000 europäische Firmen darauf vorbereiten, die neue Compliance-Vorgabe zu erfüllen. Der Kasten zeigt: Erst sind »die Großen« dran, dann folgen kleine und mittelständische Unternehmen. Auch sie tun gut daran, sich dem Thema Nachhaltigkeit im eigenen Betrieb schon heute zu widmen. Denn spätestens, wenn ihre Großkunden einen Nachhaltigkeitsbeweis erbringen müssen, wird er auch entlang der Liefer- und Entsorgungsketten eingefordert.

 

Fünf IT-Hacks für mehr Nachhaltigkeit:

  • Rechenzentren nach Energieeffizienz (besser noch: Klimaneutralität) auswählen
  • Energieverbrauch im eigenen Unternehmen reduzieren
  • Strom aus erneuerbaren Energien beziehen
  • Unnötige Software-Upgrades vermeiden
  • Nutzungsdauer von Soft- und Hardware verlängern

 

Im Gesamtkontext eines Unternehmens leistet nachhaltige IT seinen Beitrag, damit das Klimaziel von 1,5 Grad erreicht werden kann. Positiver Nebeneffekt: Nachhaltiges IT-Management senkt massiv die Kosten für Soft- und Hardware.

 


Angelika Mühleck,
IT-Fachjournalistin

 

 

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