Bewertungsportale für Arbeitgeber: Kaum Relevanz für Studenten auf Jobsuche

  • Fast zwei Drittel der Studenten haben noch nie ein Bewertungsportal für Arbeitgeber genutzt.
  • 37 Prozent empfinden die Portale als wenig bis gar nicht hilfreich.
foto cc0 pixabay aa gebäude ziel

foto cc0 pixabay aa

Online-Bewertungsplattformen für Arbeitgeber wie kununu, Jobvoting oder meinChef sind für Studenten bei der Jobsuche kaum relevant. Dies zeigt der aktuelle unicensus kompakt, eine regelmäßige, deutschlandweite Umfrage des Personaldienstleisters univativ. Im Januar/Februar 2016 befragte univativ 1.034 Studenten und Studentinnen zum Thema Bewertungsportale für Arbeitgeber [1].

Erst im August 2015 vermeldete das Unternehmen ADP eine zunehmende Bedeutung von Arbeitgeber-Bewertungsplattformen für die Personalarbeit – vor allem im Bereich Employer Branding. Die zugrundeliegende Befragung ermittelte unter den 250 untersuchten Unternehmen einen Anteil von 89 Prozent, die auf der Plattform kununu bewertet wurden. Doch laut unicensus kompakt scheint zumindest für angehende Berufseinsteiger diese Informationsquelle für die Wahl des zukünftigen Arbeitgebers von geringer Relevanz zu sein: Fast zwei Drittel (59 Prozent) gaben an, noch nie ein Bewertungsportal bei der Suche nach dem richtigen Job oder Arbeitgeber besucht zu haben.

Informationswert ist verbesserungsfähig

Allerdings stellen nicht alle, die bereits mindestens einmal ein Bewertungsportal genutzt haben (41 Prozent), den Plattformen ein gutes Zeugnis aus. Zwar nimmt die Mehrheit der Studenten die Informationen als ziemlich (47 Prozent) oder sehr hilfreich (16 Prozent) wahr. Mehr als jeder Dritte beurteilt jedoch die bereitgestellten Informationen auf Bewertungsportalen als wenig (29 Prozent) oder gar nicht hilfreich (8 Prozent) bei der Wahl des zukünftigen Arbeitgebers.

»Die Zurückhaltung bei einem guten Drittel der Studenten lässt unserem Eindruck nach auf fehlendes Vertrauen in die Glaubwürdigkeit der Angaben von Unternehmen und Nutzern schließen«, interpretiert Olaf Kempin, Gründer und Co-Geschäftsführer von univativ, die Ergebnisse der aktuellen Umfrage. »Attraktivere Informationsquellen sind Karrierewebseiten der Unternehmen, der Besuch von Jobmessen sowie persönliche Empfehlungen.«

Dabei bieten Bewertungsportale auch Studenten auf der Suche nach einem Praktikum oder einem Studentenjob nützliche Informationen. »Studenten sollten ihre Zeit nicht in Unternehmen verschwenden, in denen man nur zum Kaffee kochen eingesetzt wird«, fügt Kempin hinzu. »Dafür ist ein Blick auf ein Bewertungsportal hilfreich. Wenn dann Zweifel aufkommen, dass der Job oder das Praktikum zu einem passt, ist es ratsam, weitere Erfahrungsberichte einzuholen. Ich empfehle auch, im Bewerbungsgespräch gezielt kritische Punkte anzusprechen.«

Wie bei allen Bewertungen gilt: Je konkreter eine Aussage, desto glaubwürdiger und hilfreicher ist sie. Besonders pauschale, unspezifische Kritik sollte man mit Bedacht würdigen.

Neue Angebote haben es schwer

Die Riege der Anbieter wächst zwar stetig, Branchenprimus kununu liegt allerdings bei der Relevanz für die studentische Zielgruppe deutlich vorn: Mit 23 Prozent ist der Marktführer auch unter Studenten an erster Stelle, gefolgt vom 2006 gegründeten deutschen Pionier »Jobvoting« (8 Prozent) und dem 2010 eingeführten Portal »meinChef« (6 Prozent). Auf den weiteren Rängen folgen Bizzwatch und der jüngste Marktteilnehmer Glassdoor mit 3 beziehungsweise 2 Prozent. Glassdoor wurde 2007 in den USA ins Leben gerufen und besitzt seit Anfang 2015 auch einen deutschen Ableger. 18 Prozent der Stimmen entfielen auf die Nutzung weiterer Anbieter, während 59 Prozent angaben, gar keine Bewertungsplattformen für die Suche nach dem richtigen Arbeitgeber zu nutzen.

Geringes Engagement auf Bewertungsportalen

Entsprechend der geringen Relevanz von Bewertungsplattformen für Studenten fielen auch die Angaben über das persönliche Engagement aus. Etwa jeder Zehnte (12 Prozent) hat bereits selbst eine Bewertung über einen Arbeitgeber verfasst. 88 Prozent nutzten diese Möglichkeit noch nie. »Viele Studenten kennen das Angebot von Bewertungsportalen gar nicht oder sehen für ein Praktikum keine Notwendigkeit, diese zu nutzen. Dabei könnte man sich auf diesem Weg beispielsweise über Erfahrungen anderer im Bewerbungsgespräch informieren und so die eigenen Chancen verbessern«, so Kempin.

[1] Der »unicensus kompakt« ist eine Blitzumfrage der univativ GmbH & Co. KG, Darmstadt. Der Personaldienstleister befragt dafür regelmäßig bundesweit rund 1.000 Studenten in Deutschland zu für sie relevanten Themen. Weitere Informationen im Internet unter www.unicensus.de.