Der lange Weg des E-Rezepts: Mehr Digitalisierung braucht (nicht nur) das Gesundheitssystem

Illustration: Absmeier freepik

  • Die gematik stimmte trotz kritischer Stimmen der Ärzteschaft erneut für die Markteinführung des E-Rezepts ab dem 1. Juli 2023
  • Dominik Drechsler, Deutschland-Manager von Yousign, begrüßt den Roll-out trotz Anlaufschwierigkeiten und fordert eine schnellere Digitalisierung im deutschen Gesundheits- und Behördensystem

 

Bereits seit dem 1. Juli 2021 können in Deutschland E-Rezepte ausgestellt werden. Allerdings wurden seitdem laut der gematik nur knapp 2 Millionen E-Rezepte verschrieben – ein Bruchteil der circa 500 Millionen Rezepte, die Ärzte in Deutschland jährlich ausstellen. Ein Grund dafür ist, dass noch nicht alle Apotheken in der Lage sind, E-Rezepte zu bearbeiten. Zudem monieren Ärzte einen wesentlichen Mehraufwand.

Zwei Jahre später: Der 1. Juli 2023 war Stichtag für die verbindliche Einführung des E-Rezepts. Mit der Krankenkassenkarte, einer eigens entwickelten App und einem QR-Code sollten Patienten jetzt in der Lage sein, Rezepte digital zu erhalten und einzulösen. Während es in der Ärzteschaft noch Zweifel zur Umsetzung der neuen Auflagen sowie der Einführung ohne Testlauf gibt, begrüßt das Unternehmen Yousign (www.yousign.com) als Vorkämpfer für die Digitalisierung die Fortschritte. Als Anbieter für digitale Vertragsunterzeichnung, der für mehr als 70 Millionen rechtskräftige digitale Unterschriften verantwortlich ist, weiß das Unternehmen um die Ersparnis von wertvollen Ressourcen wie Zeit, Papier und auch Geld, wenn die Digitalisierung stattgefunden hat.

Dominik Drechsler, Deutschland-Manager des Unternehmens, erläutert, warum er diesen Prozess für unterstützenswert hält. Dabei betont er, dass im deutschen Gesundheitswesen hinsichtlich der Digitalisierung noch viel passieren muss:

»Die neuen Lösungen, E-Rezepte nun über die Krankenkassenkarte oder die App ausstellen und einlösen zu können, halte ich für effektiv und richtungsweisend. An dieser Stelle wurde auf die initiale Kritik der Ärzteschaft reagiert und ein einfacheres Modell entworfen, das alle entlasten soll. Insgesamt bietet das E-Rezept, neben der Minderung der Papierverschwendung sowie der Zeitersparnis, viele Vorteile. E-Rezepte können bei Videosprechstunden ausgestellt werden, Medikationspläne und -hinweise sind leichter einsehbar, die Rezepte sind fälschungssicherer und über die App kann direkt eingesehen werden, bei welcher Apotheke das Medikament vorrätig ist.

Trotz fehlender Testläufe begrüße ich die zunehmende Digitalisierung des höchst bürokratischen deutschen Gesundheitssystems. Gemeinsam mit der E-Krankschreibung sind hier wichtige Schritte in die richtige Richtung zu erkennen. Deutschland hat in diesem Bereich im europäischen Vergleich noch viel Nachholbedarf. In anderen europäischen Ländern wie Dänemark, Finnland, Island, Norwegen, Lettland, Litauen, Portugal, Rumänien, Montenegro, Slowenien, Schweden, Spanien und den Niederlanden – um nur einige zu nennen – gibt es schon seit Jahren E-Rezept-Lösungen.

Auch bezüglich digitaler Vertragsunterzeichnung hinken Behörden in Deutschland hinterher. Ich würde mir wünschen, dass es auch in anderen Bereichen einen Digitalisierungsschub geben würde.««

 

________________________________________________________________

 

Digitalisierung im Gesundheitssystem – was ist nötig?

 

Das Gesundheitssystem steht vor großen Herausforderungen: steigende Kosten, alternde Bevölkerung, Fachkräftemangel, Qualitätsansprüche. Um diese zu bewältigen, ist eine umfassende Digitalisierung des Gesundheitswesens notwendig. Doch was bedeutet das konkret und welche Vorteile bringt sie mit sich?

 

Die Digitalisierung im Gesundheitssystem umfasst verschiedene Bereiche, wie zum Beispiel:

 

  • Die elektronische Patientenakte (ePA), die alle relevanten Gesundheitsdaten eines Patienten zentral speichert und für alle behandelnden Ärzte zugänglich macht.
  • Die Telemedizin, die eine ortsunabhängige Versorgung von Patienten ermöglicht, zum Beispiel durch Online-Sprechstunden, Fernüberwachung oder digitale Diagnostik.
  • Die künstliche Intelligenz (KI), die medizinische Entscheidungen unterstützt, zum Beispiel durch Mustererkennung, Risikobewertung oder Therapieempfehlungen.
  • Die Robotik, die manuelle Tätigkeiten im Gesundheitsbereich übernimmt, zum Beispiel durch Operationsroboter, Pflegeroboter oder Transportroboter.

 

Die Digitalisierung im Gesundheitssystem bietet viele Vorteile, wie zum Beispiel:

 

  • Eine verbesserte Qualität der Versorgung, durch eine bessere Vernetzung der Akteure, eine höhere Transparenz der Daten und eine individuellere Behandlung der Patienten.
  • Eine erhöhte Effizienz der Versorgung, durch eine Reduzierung von Doppeluntersuchungen, Fehlbehandlungen und Verwaltungsaufwand.
  • Eine gesteigerte Patientenzufriedenheit, durch eine größere Selbstbestimmung, eine höhere Erreichbarkeit der Ärzte und eine einfachere Kommunikation.
  • Eine gesenkte Belastung der Mitarbeiter, durch eine Entlastung von Routineaufgaben, eine bessere Arbeitsorganisation und eine höhere Qualifikation.

 

Um die Digitalisierung im Gesundheitssystem erfolgreich umzusetzen, sind jedoch einige Voraussetzungen nötig, wie zum Beispiel:

 

  • Ein klarer rechtlicher Rahmen, der den Datenschutz, die Haftung und die Ethik regelt.
  • Ein ausreichender technischer Standard, der die Interoperabilität, die Sicherheit und die Zuverlässigkeit gewährleistet.
  • Ein angemessener finanzieller Anreiz, der die Investitionen, die Kosten und den Nutzen berücksichtigt.
  • Ein breiter gesellschaftlicher Konsens, der die Akzeptanz, die Partizipation und die Verantwortung fördert.

 

Die Digitalisierung im Gesundheitssystem ist eine große Chance für alle Beteiligten, aber auch eine große Herausforderung. Es gilt daher, sie aktiv zu gestalten und zu nutzen, um das Gesundheitswesen fit für die Zukunft zu machen.

 


 

Wie funktioniert das E-Rezept in Deutschland?

Das E-Rezept ist eine digitale Form des Rezepts, das Ärzte ihren Patienten ausstellen können. Das E-Rezept soll die Versorgung mit Arzneimitteln vereinfachen, beschleunigen und sicherer machen. Das E-Rezept wird von den Ärzten elektronisch an eine zentrale Datenbank übermittelt, auf die die Apotheken zugreifen können. Die Patienten erhalten einen QR-Code, den sie in der Apotheke vorzeigen oder per App an eine Versandapotheke schicken können. Die Apotheke scannt den QR-Code und kann das Medikament ausgeben oder versenden.

Das E-Rezept hat mehrere Vorteile für die Patienten und die Gesundheitsversorgung. Zum einen entfällt das Risiko, dass das Rezept verloren geht oder beschädigt wird. Zum anderen können die Patienten schneller und flexibler an ihre Medikamente kommen, da sie nicht mehr auf die Öffnungszeiten der Arztpraxis angewiesen sind. Außerdem können die Patienten ihre Rezepte digital verwalten und einsehen, welche Medikamente sie verschrieben bekommen haben. Das E-Rezept soll auch die Arzneimitteltherapiesicherheit erhöhen, indem es Wechselwirkungen zwischen verschiedenen Medikamenten erkennt und vermeidet.

Das E-Rezept ist seit dem 1. Juli 2021 in Deutschland verfügbar, allerdings noch nicht flächendeckend. Die Ärzte und Apotheken müssen sich an das neue System anpassen und die nötige Technik anschaffen. Die Patienten müssen sich auch für das E-Rezept registrieren und eine App herunterladen, um ihre Rezepte zu empfangen und zu nutzen. Das E-Rezept ist freiwillig, das heißt, die Patienten können weiterhin Papierrezepte erhalten, wenn sie es wünschen. Das E-Rezept soll aber langfristig das Papierrezept ablösen und zum Standard werden.