Deutsche Unternehmen stärken Forschung und Entwicklung – im Inland wie im Ausland

Die FuE-Aufwendungen deutscher Unternehmen im Ausland haben sich gegenüber 2003 mehr als verdoppelt. Gleichzeitig stiegen aber auch ihre inländischen Investitionen stark. Das Gros entfällt auf den Kraftfahrzeugbau und die Pharmaindustrie. Der Anteil ausländischer Unternehmen an den FuE-Investitionen in Deutschland sinkt.

Illustration: jarmoluk absmeier

Deutsche Unternehmen haben in den vergangenen Jahren verstärkt im Ausland in Forschung und Entwicklung (FuE) investiert. Zwischen 2003 und 2015 hat sich das jährliche Volumen im Ausland von 10,9 auf 24 Milliarden Euro mehr als verdoppelt. Der Auslandsanteil an den gesamten FuE-Investitionen deutscher Unternehmen betrug damit 35 Prozent. Doch auch im Inland stiegen ihre Aufwendungen für Forschung und Entwicklung um 76 Prozent auf knapp 45 Milliarden Euro. Insgesamt entfielen 60 Prozent der zusätzlichen FuE-Investitionen auf Standorte in Deutschland und 40 Prozent auf das Ausland.

Das sind die Ergebnisse einer DIW-Studie, die die jährlichen Investitionen in Forschung und Entwicklung der deutschen Unternehmen mit internationalen Aktivitäten auf Basis der Daten der Stifterverband Gesellschaft für Wissenschaftsstatistik mbH untersucht hat [1].

»Die Entwicklung der FuE-Aufwendungen im In- und Ausland verläuft in den Branchen weitgehend parallel«, konstatiert Studienautorin Heike Belitz. Mit einem Zuwachs oder Rückgang der FuE im Inland gehe oft eine gleichgerichtete Veränderung im Ausland einher. »Diese Korrelation ist deutlich sichtbar, wenngleich sie noch keine Kausalität bedeutet«, sagt die DIW-Ökonomin.

Dabei wird die Ausweitung der FuE-Aktivitäten deutscher Unternehmen im Ausland von solchen Unternehmen getragen, die auch im Inland verstärkt investieren. Dies betrifft vor allem den Kraftfahrzeugbau und die Pharmaindustrie. Auf den Kraftfahrzeugbau entfallen 80 Prozent der zusätzlichen FuE-Aufwendungen im Inland seit 2003 und immerhin 42 Prozent im Ausland. Dort hat auch die Pharmaindustrie ihre FuE-Aufwendungen stark ausgeweitet und ist damit für 32 Prozent des Zuwachses der FuE-Ausgaben deutscher Unternehmen im Ausland verantwortlich. Aber auch im Inland haben die deutschen Pharmaunternehmen ihre FuE ausgebaut. Lediglich die Maschinenbauer verstärkten nach 2009 ihre Anstrengungen im Ausland und schraubten sie gleichzeitig im Inland etwas zurück.

FuE-Engagement ausländischer Unternehmen in Deutschland stagniert

Die FuE-Aufwendungen aller Unternehmen in Deutschland stiegen auf zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts und liegen damit gleichauf mit den USA und deutlich höher als etwa in Frankreich und Großbritannien. Treiber der positiven Entwicklung waren in Deutschland die multinationalen Unternehmen mit FuE im Ausland.

Ausländische Unternehmen tätigten in Deutschland im Jahr 2015 interne FuE-Aufwendungen von insgesamt 13,1 Milliarden Euro, eine Steigerung von zehn Prozent im Vergleich zu 2013, dem Jahr der letzten Erhebung. Im längerfristigen Vergleich geht ihr Anteil jedoch leicht zurück.

Der Anteil der ausländischen FuE-Investitionen an den gesamten FuE-Aufwendungen in Deutschland sank seit 2003 von 25,2 auf 21,5 Prozent. Ähnliche Anteile haben Frankreich und die Schweiz, in den USA und Japan sind sie mit 16 Prozent beziehungsweise sieben Prozent deutlich niedriger. Vor dem Hintergrund der Bestände an Direktinvestitionen aus dem Ausland wären allerdings in diesen Ländern höhere FuE-Aufwendungen ausländischer Unternehmen zu erwarten. »Die Forschungspolitik sollte klären, ob in Deutschland für ausländische Unternehmen Zugangshemmnisse zur Forschungslandschaft bestehen«, fordert DIW-Ökonomin Heike Belitz. »Gerade im Spitzentechnologiebereich, wo ausländische Unternehmen bereits besonders aktiv sind, aber auch darüber hinaus könnte die Beseitigung von Hemmnissen zur Intensivierung des internationalen Wissenstransfers beitragen.«

[1] www.diw.de
Das DIW Berlin (Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung) ist seit 1925 eines der Wirtschaftsforschungsinstitute in Deutschland. Es erforscht wirtschafts- und sozialwissenschaftliche Zusammenhänge in gesellschaftlich relevanten Themenfeldern und berät auf dieser Grundlage Politik und Gesellschaft. Das Institut ist national und international vernetzt, stellt weltweit genutzte Forschungsinfrastruktur bereit und fördert den wissenschaftlichen Nachwuchs. Das DIW Berlin ist unabhängig und wird als Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft überwiegend aus öffentlichen Mitteln finanziert.

 


 

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