Digitale Verödung auf dem flachen Land

Bayern dominiert die deutsche Wirtschaft: Im Regionalranking der IW Consult liegen sieben der zehn stärksten Regionen im Freistaat. Während das Ruhrgebiet weiter an Boden verliert, holt der Osten langsam auf. Die Digitalisierung wird bislang zu selten als Chance begriffen.

 

An München führt kein Weg vorbei: Keine andere Region ist laut dem IW-Regionalranking wirtschaftlich so stark wie die bayerische Hauptstadt. Auch die angrenzenden Landkreise zählen zu den besten Deutschlands. Frankfurt ist mit seinem Umland die Nummer zwei. Beide Metropolen punkten durch hohe Steuereinnahmen, niedrige Gewerbesteuern und innovative Unternehmen. Abgeschlagen sind weiterhin die Regionen im Westen der Republik. Von den zehn schwächsten Städten liegen gleich sechs im Ruhrgebiet. Im Osten verbessert sich die Situation dagegen, wenn auch nur langsam. Vor allem rund um Berlin erstarkt die Wirtschaft. Aber auch Rostock entwickelt sich überdurchschnittlich dynamisch.

In ganz Deutschland zeigt sich jedoch: Der ländliche Raum verliert zunehmend den Anschluss. »Die wirtschaftliche Stärke konzentriert sich immer mehr auf die großen Städte und ihr unmittelbares Umland. Ländliche Regionen haben es dagegen schwer«, erklärt Hanno Kempermann von der IW Consult. Insbesondere Regionen und Landkreise in Südthüringen und Sachsen-Anhalt müssen dringend aufholen. Gerade die Digitalisierung könnte ihnen helfen, unabhängig von den Ballungszentren zu wachsen. Doch noch immer ist die Zahl der Breitbandanschlüsse auf dem Land unterdurchschnittlich.

Je besser die digitale Infrastruktur in einer Region, desto höher die digitale Affinität der Unternehmen vor Ort und desto dynamischer die wirtschaftliche Entwicklung. »In ländlichen Regionen muss der Fokus deshalb auf der Digitalisierung der Wirtschaft liegen«, erklärt Kempermann. Nur mit einer leistungsfähigen Breitbandinfrastruktur kann der ländliche Raum auch in Zukunft für innovative Unternehmen attraktiv bleiben und Fachkräfte anlocken. »Dank der Digitalisierung kann auch die vermeintliche Provinz dynamisch wachsen – wenn sie die Chancen ergreift«, sagt Kempermann. Ansonsten droht eine weitere Verödung und eine noch stärkere Konzentration auf die Städte.

Im Regionalranking 2018 hat die IW Consult die sozio-ökonomische Lage in allen 401 Städten und Kreisen Deutschlands untersucht. Im Dynamikranking wird die wirtschaftliche Entwicklung seit 2012 analysiert.

 

Detaillierte Ergebnisse können Sie hier anfordern: www.iwconsult.de/regional

 

 

 

Die Regionen mit der geringsten Arbeitslosigkeit und der höchsten Kaufkraft liegen wie auch in den Vorjahren in der Wirtschaftsregion München (Abbildung 1) – allen voran der Landkreis München (Rang 1). Der Sieger des IW-Regionalrankings punktet vor allem mit der deutschlandweit höchsten Steuerkraft, einer niedrigen Gewerbesteuer, einem hohen Qualifikationsniveau der Beschäftigten und einem hohen Anteil wissensintensiver Dienstleistungen, die zu der Bestplatzierung im Bereich Wirtschaftsstruktur führen. Die Vormachtstellung Münchens und seines Umlands wird daran deutlich, dass mit den angrenzenden Landkreisen Starnberg (Rang 2), der Stadt München (Rang 3) sowie den Landkreisen Ebersberg (Rang 7) und Dachau (Rang 8) sechs Landkreise und kreisfreie Städte aus der Region München in den Top 10 liegen.

Der Großraum Frankfurt ist mit der Stadt Frankfurt am Main (Rang 5), dem MainTaunus-Kreis (Rang 4) und dem Hochtaunuskreis (Rang 9) am zweitstärksten im Ranking positioniert. Die Speckgürtelregionen profitieren wie im Großraum München von den Ausstrahlungseffekten der Metropolen. Vervollständigt wird die Top 10 von zwei Regionen, die jeweils durch ein innovatives und weltweit erfolgreiches Unternehmen geprägt werden – dem BMW-Standort im Landkreis Dingolfing-Landau (Rang 6) und der Siemens-Stadt Erlangen (Rang 10). Bayern gewinnt damit klar den Vergleich mit dem direkten Konkurrenten Baden-Württemberg. Der Großraum Stuttgart platziert sich zwar auch insgesamt im vorderen Feld, entfaltet aber nicht eine ähnliche Stärke wie München und Frankfurt. Stuttgart selbst erreicht lediglich Platz 28, Esslingen Platz 55. Der Daimler-Standort Böblingen liegt im Stuttgarter Raum mit Platz 12 am weitesten vorn. Im deutschlandweiten Vergleich sind die Regionen aus Bayern und Baden-Württemberg am stärksten positioniert. Hier liegen 82 der 100 erfolgreichsten Regionen in Deutschland.

Die letzten zehn Ränge teilen sich mit Gelsenkirchen, Duisburg, Herne, Oberhausen, Hagen und Dortmund sechs Städte aus dem Ruhrgebiet mit den drei norddeutschen Regionen Wilhelmshaven, Bremerhaven und Neumünster. Zu den Schlusslichtern gehört zudem die rheinland-pfälzische Stadt Frankenthal. Die ostdeutschen Regionen haben in den letzten Jahren aufgeholt. Lagen 2014 noch 39 ostdeutsche Regionen unter den letzten 50, sind es 2018 nur noch 20 Regionen. Der Konvergenzprozess verläuft demnach langsam, aber durchaus stetig

 


 

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