Digitalisierung im Gesundheitswesen: Lösungsvorschläge

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Krankenhäuser stehen im Spannungsfeld zwischen Pflicht und Kür.

 

Angesichts einer Flut an Auflagen und Vorschriften bei gleichzeitig knappen Ressourcen fällt es Krankenhäusern zunehmend schwer, eine funktionierende IT-Infrastruktur bereitzustellen. Für Technologien wie künstliche Intelligenz, die Arbeitsabläufe verbessern und das Personal entlasten könnte, ist da kaum Platz. Dell Technologies wirft einen Blick auf das Spannungsfeld, in dem sich die Kliniken befinden, und zeigt Lösungsvorschläge auf.

Der zunehmende Fachkräftemangel und eine prekäre finanzielle Lage – die Krankenhäuser in Deutschland stehen derzeit vor großen Herausforderungen. Nicht wenige befürchten, dass in den kommenden Jahren hunderte Kliniken schließen werden. Hinzu kommt der Wunsch der Krankenhausträger, ihre Einrichtungen ins digitale Zeitalter zu führen und so den Weg für eine effizientere und damit auch bessere medizinische Behandlung zu ebnen. Fakt ist: Die meisten Kliniken reiben sich im täglichen IT-Betrieb auf, und für echte Innovationen fehlen oft Zeit und Geld. Ohne einen grundlegenden digitalen Wandel stehen Krankenhäuser aus Sicht von Dell Technologies vor kaum lösbaren Problemen, weshalb ein Umdenken in drei wichtigen Bereichen dringend notwendig ist.

  • Basis-Arbeiten an externe Dienstleister auslagern.
    Der Arbeitsalltag deutscher Krankenhäuser ist randvoll, weshalb für die Verwaltung und Wartung der IT-Infrastruktur nur wenig Zeit bleibt. Zudem mangelt es den meisten Einrichtungen an der notwendigen Expertise. Während jedoch andere Branchen den IT-Betrieb an externe Dienstleister mit der entsprechenden Erfahrung auslagern dürfen, haben Kliniken hierzulande diese Möglichkeit nicht. Grund: Gesundheitsinformationen gehören zu den besonders schützenswerten Daten, die nur unter der Aufsicht von Fachpersonal oder von Personen, die einer Geheimhaltungspflicht unterliegen, verarbeitet werden dürfen. Die großen Krankenhausketten können ihre IT zentralisieren, und Universitätsbetriebe profitieren von großen IT-Abteilungen mit dem entsprechenden Budget – kleinere Einrichtungen sind jedoch komplett auf sich gestellt. Eine dringend notwendige Modernisierung wird dadurch erschwert, was auch weitreichende Konsequenzen bei einem Cyberangriff hat. Diese restriktive Auslegung des Datenschutzes lässt sich durchaus anders handhaben, wie ein Blick nach Frankreich zeigt: Dort gelten dieselben DSGVO-Regeln, trotzdem haben die Einrichtungen die Möglichkeit, externe Hilfe in Anspruch zu nehmen. Voraussetzung ist eine Zertifizierung nach ISO 27001 – die Anbieter müssen also nachweisen, dass sie die notwendigen Sicherheitsanforderungen erfüllen und die Datenhoheit gewährleisten.
  • Technische Silos aufbrechen und Software standardisieren.
    Veraltete Technologien und fehlende Ressourcen sind nur die eine Seite der Medaille, gekapselte Lösungen und eine fehlende Interoperabilität die andere. So kommt es immer wieder vor, dass Patientendaten in der Notaufnahme digital erfasst werden, die Informationen aber wegen fehlender Schnittstellen von den Systemen auf der Normal- oder Intensivstation, die mit anderen Lösungen arbeiten, nicht übernommen werden können. Für das medizinische Personal bedeutet das eine doppelte Dokumentation. Der Zeitgewinn durch die Digitalisierung geht damit gegen Null, und die Gefahr des Informationsverlustes ist genauso groß wie auf analogem Weg. Die Interoperabilität – also die Fähigkeit, dass verschiedene Systeme untereinander Daten austauschen können – muss deutlich verbessert werden. Ohne Standardisierung werden dringend benötigte Informationen weiterhin unterschiedlich erfasst, aufbereitet und in verschiedenen Systemen gespeichert.
  • Das Potenzial von generativer KI nutzen.
    Künstliche Intelligenz könnte den Personalmangel im Gesundheitswesen lindern, indem sie Arbeitsabläufe optimiert und Zeit für die Patientenbetreuung schafft. Zwar arbeiten immer mehr Kliniken mit intelligenten Algorithmen, um beispielsweise Muster bei der Befundung radiologischer Bilder zu erkennen. Die Möglichkeiten der generativen KI für die Patientenkommunikation bleiben jedoch ungenutzt. Ein »einfaches Beispiel« ist die telefonische Terminvereinbarung: Ein Chatbot führt den Patienten wie ein menschlicher Vertreter durch den Prozess. Der Bot prüft die Patientenakte, um festzustellen, welche Art von Termin der Einzelne benötigt, informiert über freie Zeitfenster, lässt den Anrufer seinen bevorzugten Arzt auswählen, bucht den Termin und erklärt dann, was mitzubringen ist. Der nächste Schritt sind »digitale Gesprächspartner«: Diese sind in der Lage, anhand von Mimik und Stimmmuster die Emotionen ihres Gegenübers zu lesen, und können beispielsweise das Aufnahmegespräch in Kliniken übernehmen. Analog zum Telefonat werden relevante Informationen abgefragt. Durch die Anbindung an die dahinterliegenden Krankenhaussysteme erfolgen Dialog und Datenabgleich in Echtzeit. Ein weiterer Vorteil: Der Bot kommuniziert mit den Patienten in ihrer Muttersprache und übersetzt die Informationen für das medizinische Personal. Dialogsysteme mit ihrer text- und sprachbasierten Kommunikation können aber auch eine wertvolle Hilfe beim interdisziplinären Tumorkonsil sein, bei dem Ärzte verschiedener Fachbereiche einen Fall durchgehen, um die bestmögliche Patientenbehandlung zu besprechen: Ein Avatar leitet das Konsil mit einer Zusammenfassung aller Informationen inklusive Diagnostik und Behandlungspfad ein, wirft Bilddateien auf einen Screen und liest in Echtzeit notwendige Daten wie die jüngsten Laborwerte aus. Damit ermöglicht die KI eine Interaktion zwischen den Ärzten, die ansonsten in der Art und Schnelligkeit nicht möglich wäre.

»Krankenhäuser stehen vor großen Herausforderungen, und gleichzeitig liefern digitale Technologien und Lösungen Antworten auf einige der dringendsten Probleme. Wenn wir es nicht schaffen, beides unter einen Hut zu bringen, wird die Krankenhaus-IT ihre eigentliche Aufgabe nicht erfüllen: Den Mitarbeitern im Gesundheitswesen die Tools zur Verfügung zu stellen, die sie für die bestmögliche Versorgung ihrer Patienten benötigen«, erklärt Dr. Marten Neubauer, Field Director Healthcare bei Dell Technologies Deutschland. »Natürlich ist finanzielle Unterstützung wichtig. Noch wichtiger aber ist es, die Rahmenbedingungen endlich an die Realität anzupassen. Wenn Kliniken wertvolle Ressourcen in den Betrieb der IT-Infrastruktur stecken müssen, fehlen diese an anderer Stelle. Gerade kleinere Häuser haben nicht das Personal sowie die Zeit und drohen infolgedessen abgehängt zu werden. Aber selbst eine so große Universitätsklinik wie die Charité will, sobald sich die rechtlichen Bestimmungen ändern, ihre IT in die Cloud verlagern.«

 


 

Wie kann die Digitalisierung in Krankenhäusern besser gelingen?

Die Digitalisierung ist ein wichtiger Faktor für die Verbesserung der Qualität, Effizienz und Sicherheit in der Gesundheitsversorgung. Krankenhäuser stehen vor der Herausforderung, die Potenziale der digitalen Technologien zu nutzen, ohne dabei die Patientenrechte, den Datenschutz und die ethischen Prinzipien zu vernachlässigen. Wie kann die Digitalisierung in Krankenhäusern besser gelingen? In diesem Blogbeitrag werden einige mögliche Ansätze vorgestellt.

  • Eine klare Strategie und Vision: Die Digitalisierung sollte nicht als Selbstzweck, sondern als Mittel zum Zweck verstanden werden. Die Krankenhäuser sollten eine klare Strategie und Vision für die digitale Transformation entwickeln, die auf ihre spezifischen Bedürfnisse, Ziele und Ressourcen abgestimmt ist. Dabei sollten sie auch die Erwartungen und Bedürfnisse der Patienten, des Personals und der Partner berücksichtigen.
  • Eine partizipative und kollaborative Kultur: Die Digitalisierung erfordert eine Veränderung der Organisationskultur, die mehr Partizipation, Kollaboration und Lernen fördert. Die Krankenhäuser sollten alle relevanten Akteure in den Prozess der digitalen Transformation einbeziehen, von der Planung über die Implementierung bis zur Evaluation. Dabei sollten sie auch von den Erfahrungen und Best Practices anderer Krankenhäuser oder Netzwerke lernen.
  • Eine flexible und skalierbare Infrastruktur: Die Digitalisierung bringt neue Anforderungen an die technische Infrastruktur, wie z.B. die Vernetzung, die Speicherung, die Sicherheit und die Interoperabilität von Daten und Systemen. Die Krankenhäuser sollten eine flexible und skalierbare Infrastruktur aufbauen, die es ihnen ermöglicht, neue digitale Lösungen schnell und kosteneffizient zu integrieren, zu testen und anzupassen.
  • Eine kontinuierliche Evaluation und Innovation: Die Digitalisierung ist ein dynamischer und kontinuierlicher Prozess, der ständige Evaluation und Innovation erfordert. Die Krankenhäuser sollten die Wirkungen und Herausforderungen der digitalen Transformation systematisch erfassen, analysieren und kommunizieren. Dabei sollten sie auch offen für neue Ideen, Experimente und Verbesserungen sein.

Die Digitalisierung in Krankenhäusern ist eine komplexe und anspruchsvolle Aufgabe, die eine ganzheitliche und langfristige Perspektive erfordert. Mit einer klaren Strategie und Vision, einer partizipativen und kollaborativen Kultur, einer flexiblen und skalierbaren Infrastruktur und einer kontinuierlichen Evaluation und Innovation können die Krankenhäuser die Chancen der digitalen Transformation nutzen und gleichzeitig die Risiken minimieren.

Genki Absmeier