DSAG befürwortet KI-Strategie der Bundesregierung und plädiert für nachhaltige und zeitnahe Umsetzung

Illustration: Geralt Absmeier

Deutschland soll zum weltweit führenden Standort für künstliche Intelligenz (KI) werden. Die entsprechende Strategie dazu veröffentlicht die Bundesregierung im Rahmen des Digitalgipfels in Nürnberg vom 3. bis 4. Dezember. Die Deutschsprachige SAP-Anwendergruppe e. V. (DSAG) hält eine staatliche KI-Strategie für einen starken Wirtschaftsstandort Deutschland für unabdingbar. Gleichzeitig plädiert der Industrie- und Anwenderverband für eine sinnvolle und nachhaltige Umsetzung, die jedoch zeitnah erfolgen muss, um im Wettbewerb Stand zu halten.

 

Die DSAG-Umfrage zum Jahreskongress 2018 hat belegt: Künstliche Intelligenz ist für 62 Prozent der DSAG-Mitglieder ein wichtiges oder sehr wichtiges Thema im Kontext der digitalen Transformation. Die DSAG begrüßt daher die Entwicklung einer dedizierten KI-Strategie seitens der Bundesregierung. Doch neue Technologien benötigen Rahmenbedingungen, die den Anforderungen einer digitalisierten Welt Rechnung tragen, um ihren vollen wirtschaftlichen Mehrwert erbringen zu können.

»Deshalb ist eine staatliche KI-Strategie wichtig. Sie kann die nötigen institutionellen Rahmenbedingungen für die Weiterentwicklung der Technologie schaffen, den Forschergeist stärken und Innovationen durch einfache Wettbewerbsregeln fördern, die auch neue Geschäftsmodelle ermöglichen«, erläutert Marco Lenck, DSAG-Vorstandsvorsitzender.

Die Bedeutung von künstlicher Intelligenz wächst. Insbesondere, um aus exponentiell wachsenden Datenmengen nachhaltig Erkenntnisse für das eigene Unternehmen zu gewinnen. Deshalb ist eine schnellstmögliche und praxisnahe Umsetzung der KI-Strategie wichtig.

»Wir müssen erreichen, dass der Wirtschaftsstandort Deutschland bei Zukunftstechnologien konkurrenzfähig bleibt und Wettbewerbsnachteile gegenüber China und den USA zeitnah ausgeglichen werden«, erläutert Marco Lenck. Zudem könne der Einsatz von KI-Technologie speziell im Mittelstand wirtschaftlich attraktiv sein, wenn es greifbare Modelle zur Adaption gäbe.

 

Anwender haben klare Anforderungen an eine KI-Strategie

Politische Rahmenbedingungen sind wichtig. Sie dürfen allerdings nicht zum Innovations-Stopper werden. Eine mögliche Herausforderung sieht der Interessenverband in diesem Zusammenhang etwa hinsichtlich der strengen Datenschutzrichtlinien in Deutschland.

»Sie basieren auf altem Know-how und müssen auf jetzige Szenarien angepasst sowie für Zukunftsszenarien vorbereitet werden. Diese Themen dürfen kein Hemmnis für einen wirtschaftlich erfolgreichen Einsatz von KI-Technologien sein – schließlich werden zur Verbesserung von KI-Algorithmen große Datenmengen benötigt«, sagt Otto Schell, stellvertretender DSAG-Vorstandsvorsitzender.

Somit ist eine ganzheitliche Sicht wichtig, die alle Teilnehmer, Staat, Industrie oder Interessensvertreter einbezieht. »Neben offenen Rahmenbedingungen zum Umgang und zur Gestaltung der KI müssen auch Zukunftsoptionen in den Zusammenarbeitsmodellen Mensch-Maschine-Mensch gewährleistet sein«, so Otto Schell.

Das betrifft auch neue Verteilungsmodelle, die einerseits Investitionsschutz für die Unternehmen gewährleisten, andererseits aber auch der Allgemeinheit zugutekommen sollten. Neue Arbeitsumgebungen oder Ausbildungen müssen gesichert werden und das Arbeitszeitmodell muss flexibel sein. Damit einhergehend ist es aus DSAG-Sicht notwendig, den Wissenstransfer im Bereich kleiner und mittelständischer Unternehmen sicherzustellen, um von einer Abwehr- in eine »Chance-Haltung« zu gelangen.

 

Knackpunkt: Implementierung von KI-Technologien

In der KI-Forschung kann Deutschland bereits Erfolge vorweisen. Doch dahingehend, KI-Technologien in Unternehmensstrukturen zu implementieren und konkrete Business Cases für eine gewinnbringende Implementierung in Geschäftsprozesse zu schaffen, ist noch Luft nach oben.

»Wenn die deutsche Wirtschaft nicht auf Lösungen aus dem Ausland angewiesen sein soll, müssen KI-Innovationen gefördert werden«, so Marco Lenck. Die hier herrschende Dringlichkeit unterstreichen die Ergebnisse der DSAG-Umfrage. Laut dieser hat SAP Leonardo, das auch KI- und Machine-Learning-Komponenten enthält, bereits für 30 Prozent der Mitglieder eine hohe/sehr hohe Relevanz im Kontext der Digitalisierung (2017: 18 Prozent). Daher begrüßt die DSAG auch, dass SAP das französische Start-up Contextor übernommen hat, um das eigene Portfolio im Bereich Machine Learning rund um die Marke Leonardo weiterzuentwickeln.

 

Dialog über offene Fragen wünschenswert

Durch neue Technologien wie künstliche Intelligenz verändern sich die IT-Landschaften. »Wenn es in verteilte Netzwerke geht, müssen Softwareanbieter wie SAP schnelle Wege von den derzeitigen Prozessen und Systemen in hybride Landschaften bieten«, erläutert Otto Schell. Eine erste Positionierung seitens SAP zum Thema KI gibt es bereits mit sieben Leitlinien. Demnach sichert SAP Datenschutz sowie Privatsphäre entsprechend der gesetzlichen Vorgaben zu und verspricht Kunden Einblick und Kontrolle.

Insgesamt begrüßt die DSAG das Bekenntnis von SAP. Offen ist jedoch die konkrete Ausgestaltung, etwa dahingehend, wie SAP die Sicherheit und Zuverlässigkeit ihrer Produkte gewährleisten möchte und wie verlässlich die Garantie von Datenschutz und Privatsphäre sein wird. Hier steht die DSAG dem Software-Hersteller wie gewohnt als offener und konstruktiv-kritischer Gesprächspartner zur Verfügung, um Lösungen im Sinne der Anwender zu erreichen.

Zudem ist sich die DSAG sicher, dass sich auch auf Seiten der Unternehmen etwas ändern muss. »Unternehmen müssen bereit sein, sich den neuen Potenzialen zu öffnen, die KI, das Internet-of-Things, Big Data oder Blockchain bieten«, erläutert Otto Schell. Daher fordert die DSAG seitens aller Beteiligten vor allem Offenheit, die sich ergebenden Optionen zu nutzen und die Zukunft gemeinsam anzugehen.

 


 

 

Bundesregierung beschließt »Strategie Künstliche Intelligenz«

Deutschland und Europa auf dem Weg zu einem führenden Standort für Entwicklung und Anwendung von KI-Technologien.

 

Das Bundeskabinett hat am 15.11.2018 im Rahmen der Sitzung des Digitalkabinetts auf gemeinsamen Vorschlag von Bundesminister Peter Altmaier, Bundesministerin Anja Karliczek und Bundesminister Hubertus Heil die Strategie Künstliche Intelligenz (KI) der Bundesregierung beschlossen.

Mit der Strategie verfolgt die Bundesregierung drei wesentliche Ziele:

  1. Deutschland und Europa zu einem führenden Standort für die Entwicklung und Anwendung von KI-Technologien zu machen und die künftige Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands zu sichern,
  2. eine verantwortungsvolle und gemeinwohlorientierte Entwicklung und Nutzung von KI sicherzustellen, und
  3. KI im Rahmen eines breiten gesellschaftlichen Dialogs und einer aktiven politischen Gestaltung ethisch, rechtlich, kulturell und institutionell in die Gesellschaft einzubetten.

 

Bundesminister Peter Altmaier: »Künstliche Intelligenz wird eine Schlüsseltechnologie für die gesamte Wirtschaft. Sie wird die gesamte Wertschöpfungskette auf eine neue Grundlage stellen, nicht nur die Industrie, sondern auch Handwerk, Handel, Dienstleistungen und sogar die Landwirtschaft. Mit der Strategie der Bundesregierung senden wir ein klares Signal für die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands und Europas. Wir wollen zu einem weltweit führenden Standort für die Entwicklung und Anwendung von KI-Technologien werden. Dafür stellen wir in den nächsten Jahren 3 Milliarden Euro bereit. Wir wollen Unternehmen vor allem bei der Nutzung von KI unterstützen – unter anderem mit KI-Trainern in unseren Kompetenzzentren Mittelstand 4.0 und mit unserer Agentur für Sprunginnovationen. Wir wollen auch für eine gute Dateninfrastruktur sorgen, bei der wir mit den großen Plattformen mithalten können.«

Bundesministerin Anja Karliczek: »KI wird von Menschen für Menschen gemacht. Wir setzen daher auf talentierte Menschen und Strukturen, in denen sie sich entfalten können. Wir stärken dazu die KI-Forschung und Ausbildung an den Hochschulen und schaffen international sichtbare Zentren der KI-Kompetenz. Uns geht es um den Transfer von KI in Wirtschaft und Gesellschaft. Dies soll aber keine Einbahnstraße sein. Wir laden ein, an der ethischen, rechtlichen und kulturellen Ausgestaltung der Nutzung von KI mitzuwirken.«

Bundesminister Hubertus Heil: »Nur wenn wir den Menschen in den Mittelpunkt stellen, kann es gelingen, dass Künstliche Intelligenz zum Wohl der Beschäftigten und unserer Gesellschaft insgesamt beiträgt. Das bedeutet, dass wir mindestens genauso viel in die Menschen investieren müssen wie in die Technologie. Denn nach allem was wir wissen, wird uns die Arbeit nicht ausgehen, es wird aber andere Arbeit sein. Deshalb muss es vor allem um Weiterbildung gehen. Sie bildet in einer digitalen Arbeitsgesellschaft den Dreh- und Angelpunkt für eine erfolgreiche soziale Marktwirtschaft. Und wir müssen dafür sorgen, dass die Beschäftigten bei der Einführung und Nutzung von KI in ihren Betrieben beteiligt werden. Teilhabe schafft Akzeptanz und damit die Voraussetzung, die Innovations- und Produktivitätspotenziale von KI voll auszuschöpfen.«

 

Strategie mit ganzheitlichem Ansatz

Die Bundesregierung wird zur Umsetzung eine Reihe von Maßnahmen ergreifen und bereits laufende Maßnahmen an der Strategie ausrichten. Dazu sind Investitionen in Höhe von insgesamt 3 Milliarden Euro vorgesehen. Die Bundesregierung wird Gespräche mit den Ländern und der Wirtschaft führen, um weitere Investitionen anzustoßen.

Die Strategie verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz und umfasst insgesamt zwölf Handlungsfelder. Im Fokus stehen:

  • Forschung in Deutschland und Europa stärken,
  • Transfer von Forschungsergebnissen in die Wirtschaft beschleunigen,
  • Verfügbarkeit von Fachkräften und Experten fördern,
  • Strukturwandel in Unternehmen und am Arbeitsmarkt gestalten,
  • Rahmenbedingungen für die ethische Anwendung Künstlicher Intelligenz schaffen,
  • europäische und internationale Zusammenarbeit zu KI-Themen vertiefen und
  • gesellschaftliche Dialoge zu den Chancen und Auswirkungen künstlicher Intelligenz fördern.

Die Strategie basiert auf dem Kabinettsbeschluss für Eckpunkte der Strategie, die die Bundesregierung am 18. Juli 2018 beschlossen hat. Über eine Online-Konsultation wurden bundesweit tätige Verbände, Organisationen, Institutionen und Unternehmen in die Strategieentwicklung einbezogen. Insgesamt 109 Stellungnahmen sowie die Ergebnisse vertiefender Gespräche mit Expertinnen und Experten in sechs Fachforen sind in die Strategie eingeflossen. Die KI-Strategie wird auf dem Digital-Gipfel mit dem Schwerpunkt Künstliche Intelligenz am 3. und 4. Dezember 2018 in Nürnberg im Detail vorgestellt.

 

Weitere Informationen:
Die Strategie Künstliche Intelligenz der Bundesregierung sowie die Stellungnahmen aus der Online-Konsulation können Sie unter www.ki-strategie-deutschland.de abrufen.

 


 

Digital-Gipfel

Seit 2017 firmiert der Nationale IT-Gipfel als Digital-Gipfel. Denn die Digitalisierung betrifft uns alle – Unternehmen wie Bürgerinnen und Bürger, Wissenschaft wie Gesellschaft. Entscheidend ist, zukunftsfähige Rahmenbedingungen zu schaffen und den digitalen Wandel zur Chance für Deutschland zu machen.

 

Der Gipfel und sein ganzjähriger Prozess bilden die zentrale Plattform für die Zusammenarbeit von Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft bei der Gestaltung des digitalen Wandels. Seit 2017 firmiert der Nationale-IT Gipfel als Digital-Gipfel. Der neue Titel trägt dem Umstand Rechnung, dass der Gipfel die Digitalisierung in ihrer ganzen Breite spiegelt und dabei Anbieter- und Anwenderseite einbezieht, von der Industrie 4.0 bis zur Kultur- und Kreativwirtschaft.

Der Gipfelprozess ist in zehn Plattformen organisiert, die wichtige Handlungsfelder im Zuge der Digitalisierung aufgreifen und konkrete Projekte erarbeiten. Die Gestaltung des digitalen Wandels soll gemeinsam mit den Herstellern und Anwendern von IT, der Wissenschaft und den Sozialpartnern sowie gesellschaftlichen Gruppen umgesetzt und weiterentwickelt werden.

Eine detaillierte Übersicht zur Organisation des Digital-Gipfels sowie Informationen zu dem Wirken der einzelnen Plattformen sowie dem jährlich wechselnden Schwerpunktthema finden Sie hier.

Der nächste Digital-Gipfel findet am 3. und 4. Dezember 2018 in Nürnberg statt. Hier finden Sie das detaillierte Auftakt- und Hauptprogramm (PDF, 3MB).

Rückblicke aller vergangenen Digital-Gipfel auf digital-gipfel.de

Am 12. und 13. Juni 2017 fand der Digital-Gipfel in der Metropolregion Rhein-Neckar statt. Schwerpunktthemen waren digitale Gesundheit, die Metropolregion Rhein-Neckar als Modellregion für intelligente Vernetzung sowie die digitale Transformation der Wirtschaft und Verwaltung. Auf Youtube finden Sie die Mitschnitte der Veranstaltungen im Auftaktprogramm am 12. Juni und im Hauptprogramm am 13. Juni.

Der Digital-Gipfel 2017 und die Nationalen IT-Gipfel der vergangenen Jahre sind auf de.digital umfassend dokumentiert. Alle Zusammenfassungen und Rückblicke können Sie hier abrufen.