Eurosystem startet nächste Phase des Projekts zum digitalen Euro

Illustration Absmeier foto freepik

  • EZB-Rat gibt nach Abschluss der zweijährigen Untersuchungsphase zu Ausgestaltung und Bereitstellung eines digitalen Euro den Startschuss für die Vorbereitungsphase.
  • Die Vorbereitungsphase legt den Grundstein für einen möglichen digitalen Euro: unter anderem sollen das Regelwerk fertiggestellt und Anbieter für die Entwicklung von Plattform und Infrastruktur ausgewählt werden.
  • Die Vorbereitungsphase ebnet den Weg für eine mögliche zukünftige Entscheidung über die Ausgabe eines digitalen Euro.

 

Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) hat am 18. Oktober 2023 beschlossen, zur nächsten Phase des Projekts digitaler Euro überzugehen, zur Vorbereitungsphase.

Dieser Beschluss folgt auf den Abschluss der Untersuchungsphase. Sie wurde im Oktober 2021 vom Eurosystem eingeleitet, um potenzielle Optionen für das Design und die Bereitstellung eines digitalen Euro zu untersuchen. Auf Basis der Ergebnisse dieser Phase, zu denen ein detaillierter Bericht veröffentlicht wurde, hat die EZB einen digitalen Euro entworfen. Dieser würde von beaufsichtigten Intermediären, wie beispielsweise Banken, bereitgestellt und wäre so für Menschen und Unternehmen allgemein zugänglich.

Das Konzept sieht einen digitalen Euro als digitale Form von Bargeld vor, die für sämtliche digitalen Zahlungen im gesamten Euroraum genutzt werden könnte. Er wäre allgemein zugänglich und sowohl online als auch offline verfügbar, die grundlegende Nutzung wäre kostenlos. Er würde ein Höchstmaß an Privatsphäre gewährleisten und den Nutzerinnen und Nutzern Echtzeitzahlungen in Zentralbankgeld ermöglichen. Er könnte für Zahlungen zwischen Privatpersonen, an Verkaufsstellen, im Online-Handel und für staatliche Transaktionen benutzt werden. Kein anderes digitales Zahlungsmittel bietet all diese Möglichkeiten. Der digitale Euro würde dieses Lücke schließen.

Die nächste Phase des Projekts digitaler Euro – die Vorbereitungsphase – beginnt am 1. November 2023 und ist zunächst auf zwei Jahre angelegt. In dieser Phase wird das Regelwerk für den digitalen Euro fertiggestellt und es werden Anbieter ausgewählt, die eine Plattform und die Infrastruktur für einen digitalen Euro entwickeln könnten. Außerdem wird in dieser Phase getestet und erprobt, wie sich ein digitaler Euro entwickeln lässt, der sowohl den Anforderungen des Eurosystems als auch den Bedürfnissen der Nutzerinnen und Nutzer gerecht wird, beispielsweise in Bezug auf Nutzungserlebnis, Datenschutz, finanzielle Inklusion und ökologischen Fußabdruck. Die EZB wird in dieser Phase weiterhin den Austausch mit der Öffentlichkeit und allen Stakeholdern suchen. Nach zwei Jahren entscheidet der EZB-Rat, ob er zur nächsten Phase der Vorbereitungen übergeht, um den Weg für die mögliche zukünftige Ausgabe und Einführung eines digitalen Euro zu ebnen.

Das Einleiten der Vorbereitungsphase ist kein Beschluss darüber, ob ein digitaler Euro ausgegeben wird. Dieser Beschluss wird vom EZB-Rat erst in Betracht gezogen, wenn der Gesetzgebungsprozess der Europäischen Union abgeschlossen ist. Die EZB wird etwaige Anpassungen an der Ausgestaltung des digitalen Euro berücksichtigen, die infolge der Gesetzgebungsberatungen erforderlich werden könnten.

»Wir müssen unsere Währung auf die Zukunft vorbereiten«, so Christine Lagarde, Präsidentin der EZB. »Wir sehen einen digitalen Euro als eine digitale Form von Bargeld, mit der sämtliche digitalen Zahlungen kostenlos möglich sind und die die höchsten Datenschutzstandards erfüllt. Ein digitaler Euro würde parallel zum physischen Bargeld bestehen, das stets verfügbar sein wird, sodass niemand zurückgelassen wird.«

Der Datenschutz wäre beim digitalen Euro eine Priorität. Das Eurosystem hätte keinen Zugriff auf personenbezogene Daten und könnte anhand von Zahlungsinformationen auch keine Rückschlüsse auf einzelne Personen ziehen. Der digitale Euro würde auch bei Offline-Zahlungen einen dem Bargeld vergleichbaren Datenschutz bieten.

Der digitale Euro würde Widerstandsfähigkeit, Wettbewerbsfähigkeit und Innovation im europäischen Zahlungsverkehr fördern. Er würde dafür sorgen, dass es eine europaweite Zahlungslösung für den Euroraum mit einem europäischen Ordnungsrahmen gibt. Der digitale Euro hätte eine eigene Infrastruktur und würde so die Widerstandsfähigkeit stärken. Mit ihm hätten wir eine Plattform, auf deren Grundlage beaufsichtigte europäische Intermediäre europaweite Dienstleistungen für ihre Kundinnen und Kunden anbieten können.

»Die Menschen nutzen zunehmend digitale Zahlungslösungen. Wir sollten uns deshalb auf die Ausgabe eines digitalen Euro vorbereiten, der neben das Bargeld tritt«, so Fabio Panetta, EZB-Direktoriumsmitglied und Vorsitzender der hochrangig besetzten Taskforce zum digitalen Euro. »Ein digitaler Euro würde die Effizienz europäischer Zahlungen steigern und zur strategischen Autonomie Europas beitragen.«

Bereitstellung eines digitalen Euro

Nutzerinnen und Nutzer könnten entweder über eine proprietäre App und Online-Schnittstelle ihres Zahlungsdienstleisters oder über eine Digitale-Euro-App des Eurosystems auf Dienstleistungen im Zusammenhang mit dem digitalen Euro zugreifen. Auch Menschen ohne Bankkonto oder digitales Endgerät könnten in digitalen Euro bezahlen, beispielsweise mit einer Karte, die von öffentlichen Stellen wie Postämtern bereitgestellt wird. Nutzerinnen und Nutzer könnten zudem an Geldautomaten digitale Euro in Bargeld umtauschen oder umgekehrt.

Das Eurosystem sieht einen digitalen Euro als ein Zahlungsmittel, dessen grundlegende Nutzung durch Privatpersonen kostenlos wäre. Mit einem Kompensationsmodell zwischen Intermediären und Händlern würde dafür gesorgt, dass es Anreize zur Bereitstellung eines digitalen Euro durch Intermediäre gibt. Dies ist auch bei anderen elektronischen Zahlungsmitteln der Fall. So wäre außerdem sichergestellt, dass es adäquate Schutzvorkehrungen gegen überzogene Leistungsentgelte für Händler gibt. Das Eurosystem würde seine eigenen Kosten tragen, darunter auch die Kosten für die Verwaltung des Systems und die Abwicklungsverarbeitung.

Transparenz und eine enge Zusammenarbeit mit den Stakeholdern sind nach wie vor Kernelemente des Projekts. Das Eurosystem hat vom Feedback europäischer Entscheidungsträger, Marktteilnehmer und potenzieller Nutzerinnen und Nutzer profitiert und wird auch weiterhin aktiv den Austausch mit vielen unterschiedlichen Stakeholdern suchen. Wir werden zudem weiterhin eng mit den EU-Gesetzgebern zusammenarbeiten.


 

8 von 10 Unternehmen sprechen sich für digitalen Euro aus

 

  • Mehrheit befürchtet, dass sonst Digitalwährungen anderer Länder oder privatwirtschaftlicher Unternehmen verwendet werden müssen.
  • Europäische Zentralbank stellt Weichen für Einführung.
  • Rohleder: »Digitaler Euro kann Wettbewerbsfähigkeit und Souveränität Europas nachhaltig stärken«.

 

Ein digitaler Euro rückt näher. Der Digitalverband Bitkom begrüßt die Entscheidung der Europäischen Zentralbank vom 18. Oktober 2023, weitere Schritte bei der Einführung eines digitalen Euros zu gehen. Dazu wird die sogenannte Exploration in die nächste Phase geführt, wie die EZB bekanntgab. In der deutschen Wirtschaft gibt es einen breiten Wunsch nach der Einführung eines digitalen Euro. 82 Prozent sind der Meinung, die EZB sollte eine solche Währung emittieren, nur 15 Prozent sprechen sich dagegen aus. Das ist das Ergebnis einer Befragung von 653 Unternehmen ab 50 Beschäftigten im Auftrag des Digitalverbands Bitkom.

»Die Europäische Zentralbank hat die Weichen für die Zukunft gestellt. Die Entscheidung ist ein klares Signal für den Einsatz neuer digitaler Technologien und damit für einen modernen Finanzsektor. Ein digitaler Euro kann die Wettbewerbsfähigkeit und Souveränität Europas nachhaltig stärken«, sagt Bitkom-Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder. »Datenschutz und Datensicherheit müssen beim digitalen Euro von Anfang an eine besondere Rolle spielen, denn nur ein digitaler Euro, dem die Menschen vertrauen, wird sich am Markt durchsetzen.«

Nach Ansicht des Bitkom darf das bestehende Finanzsystem nicht eins zu eins in ein digitales überführt werden, sondern es gelte, die technologischen Möglichkeiten auch vollständig auszuschöpfen. Dazu gehöre auch, Entwicklungen im Blockchain-Bereich zu beobachten und mit ihnen kompatibel zu sein. Rohleder: »Andere Länder sind mit der Einführung von Digitalwährungen vorgeprescht und Lösungen aus dem privaten Sektor haben bislang die Nase vorn. Europa muss jetzt wirklich Tempo machen.«

Viele Unternehmen befürchten, dass ohne einen digitalen Euro die Digitalwährungen anderer Staaten in der EU zum Einsatz kommen und so unsere ethischen Werte untergraben könnten (84 Prozent). Zwei Drittel (65 Prozent) gehen davon aus, dass ohne einen digitalen Euro in der EU private Digitalwährungen zum Einsatz kommen werden, die geldpolitische Maßnahmen erschweren. Drei Viertel (74 Prozent) glauben, dass es auf einem künftigen Kapitalmarkt etwa mit tokenbasierten Wertpapieren einen digitalen Euro auf Grundlage der Blockchain braucht, um nahtlose Zahlungs- und Abwicklungsprozesse zu ermöglichen. Rund die Hälfte (48 Prozent) sieht in der Industrie den Bedarf an einem digitalen und programmierbaren Euro, um Zahlungsprozesse zu automatisieren, etwa bei Machine-to-Machine-Zahlungen im Internet of Things. 56 Prozent sehen Vorteile eines digitalen Euros für Bürgerinnen und Bürger, da diese so auch bei abnehmender Bedeutung von Bargeld direkten Zugang zur Zentralbankwährung hätten. Nur 6 Prozent meinen, es gebe keine Gründe für einen digitalen Euro.

 

Die weitere Entwicklung des digitalen Euros ist auch Thema des dritten Bitkom Digital Euro Summits am 15. November 2023. Weitere Informationen und die Anmeldung zur kostenlosen Teilnahme gibt es hier: digital-euro-summit.com

Hinweis zur Methodik: Grundlage der Angaben ist eine Umfrage, die Bitkom Research im Auftrag des Digitalverband Bitkom durchgeführt hat. Dabei wurden 653 Unternehmen ab 50 Beschäftigten in Deutschland telefonisch befragt. Die Umfrage ist repräsentativ.

 


 

Entscheidung der EZB zum digitalen Euro ist zukunftsweisend für Europa

 

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat am 18. Oktober 2023 den Startschuss zur Vorbereitungsphase des digitalen Euro gegeben. Diese Entscheidung ist nach Ansicht von G+D sehr erfreulich, da das digitale Zentralbankgeld eine wichtige Zukunftstechnologie für den europäischen Wirtschaftsraum darstellt. Es würde dessen digitale Souveränität und Wettbewerbsfähigkeit nachhaltig stärken sowie die Effizienz im Zahlungsverkehr fördern.

Nach Abschluss einer zweijährigen Untersuchungsphase leitet die Europäische Zentralbank (EZB) jetzt den nächsten Schritt zur Entwicklung des digitalen Euro ein. Der Münchner Sicherheitstechnologieanbieter Giesecke+Devrient (G+D) unterstützt die heutige Entscheidung der EZB, das Projekt einer digitalen europäischen Gemeinschaftswährung mit einer sogenannten Vorbereitungsphase fortzuführen.

»Der digitale Euro wäre die richtige Antwort auf die steigende Nachfrage nach sicheren und zuverlässigen digitalen Zahlungsmöglichkeiten. Der Euro-Raum bekäme mit dem digitalen Zentralbankgeld eine für alle verfügbare Alternative zu privaten digitalen Zahlungsangeboten und den hochvolatilen Krypto- und Privatwährungen. Die Bürgerinnen und Bürger hätten somit in Zukunft noch mehr Wahlfreiheit beim Bezahlen«, erklärt Dr. Ralf Wintergerst, Group CEO von G+D. »Für Europa ist die EZB-Entscheidung zukunftsweisend und ein wichtiger Schritt, um unsere Wettbewerbsfähigkeit und die monetäre Souveränität des Euro-Raums zu stärken.«

Etwaige Bedenken, welche die öffentliche Diskussion um die Einführung eines digitalen Euro begleiten, müssen nach Ansicht von G+D weiter adressiert und intensiv diskutiert werden. Ein Vorhaben von dieser Dimension könne nur auf Basis eines breiten politischen und gesellschaftlichen Konsenses durchgeführt werden. Die Skepsis gegenüber dem Projekt sei in vielen Fällen auch die Folge falscher Annahmen. So sieht der aktuelle Gesetzesentwurf der Europäischen Kommission zum digitalen Euro vom Juni 2023 beispielsweise vor, dass das digitale Zentralbankgeld das Bargeld nicht ersetzen, sondern ergänzen soll. Es soll sich außerdem nicht nur online, sondern auch offline einsetzen lassen, und die Privatsphäre der Bürger garantieren.

Auch die häufig gestellte Frage, welches Problem der digitale Euro löse, ist nach Meinung von G+D der falsche Ansatz. »Digitales Zentralbankgeld stellt eine wichtige Zukunftstechnologie für den europäischen Wirtschaftsraum dar. Der digitale Euro wäre damit ein entscheidender Baustein, um die Wettbewerbsfähigkeit und Prosperität des Euroraums auch in Zukunft zu sichern«, erklärt Wintergerst. »Weltweit arbeiten Zentralbanken mit Hochdruck an digitalen Währungen und diesem Wettbewerb müssen wir uns stellen«, ergänzt er. Der digitale Euro böte die Chance, die Grundlage für zahlreiche Innovationen zu schaffen und weltweit eine führende Rolle bei der Entwicklung einer digitalen Zentralbankwährung zu übernehmen.

Die vom EZB-Rat eingeleitete Vorbereitungsphase beginnt am 1. November 2023 und wird voraussichtlich rund zwei Jahre in Anspruch nehmen. In dieser Zeit wird die EU-Kommission auch ihren Gesetzesentwurf vom Juni 2023 mit den Mitgliedstaaten und dem Europäischen Parlament abstimmen.

 


 

Wie funktioniert der digitale Euro und was haben die Unternehmen und die Verbraucher davon?

 

Der digitale Euro ist eine neue Form von digitalem Zentralbankgeld, das von der Europäischen Zentralbank (EZB) herausgegeben wird. Er soll das Bargeld ergänzen, nicht ersetzen, und den Bürgern und Unternehmen in der Eurozone eine sichere, effiziente und innovative Zahlungsmöglichkeit bieten.

Der digitale Euro basiert auf der Blockchain-Technologie, die eine dezentrale und transparente Abwicklung von Transaktionen ermöglicht. Die Nutzer können den digitalen Euro über elektronische Geräte wie Smartphones oder Karten verwenden, ohne dass sie ein Bankkonto benötigen. Die EZB garantiert die Stabilität und den Wert des digitalen Euro, der immer eins zu eins an den Euro gebunden ist.

Der digitale Euro bietet mehrere Vorteile für die Wirtschaft und die Gesellschaft. Er kann die Kosten und die Zeit für grenzüberschreitende Zahlungen senken, die finanzielle Inklusion fördern und die Wettbewerbsfähigkeit des europäischen Finanzsektors stärken. Er kann auch die digitale Souveränität Europas erhöhen und die Abhängigkeit von ausländischen Zahlungsdienstleistern verringern. Außerdem kann er die Innovation im Bereich der digitalen Finanzdienstleistungen anregen und neue Geschäftsmodelle und Anwendungen ermöglichen.

Der digitale Euro ist noch in der Entwicklungsphase und soll voraussichtlich 2026 eingeführt werden. Die EZB führt derzeit eine umfassende Analyse der technischen, rechtlichen und regulatorischen Aspekte des digitalen Euro durch, um die bestmögliche Lösung für die Bürger und Unternehmen zu finden. Die EZB wird auch die Meinungen und Bedürfnisse der Stakeholder berücksichtigen und einen breiten Dialog mit der Öffentlichkeit führen.

Der digitale Euro ist eine spannende und vielversprechende Initiative, die das Potenzial hat, die Zukunft des Zahlungsverkehrs in Europa zu gestalten. Er soll das Vertrauen in den Euro stärken, die finanzielle Stabilität sichern und das Wachstum fördern.

Genki Absmeier