Faktoren für eine boomende Tech-Szene – ein Beispiel aus Island

Illustration: Absmeier, 12019

Weltweit sind Isländer bei neuen Technologien stets unter den »Early Adoptern«. Von künstlicher Intelligenz und maschinellem Lernen bis hin zu virtueller Realität und erweiterter Realität gibt es in Island ein Startup für fast jede Art von neuer Technologie. So gibt es in dem Land rund 100 Fintechs. Viele von ihnen sind aus der Finanzkrise von 2008 hervorgegangen, durch die das isländische Bankensystem weitgehend vom Rest der Welt abgeschnitten wurde. Ein großer Erfolg ist auch die Gaming-Branche: CCP Games ebnete den Weg für die 24 Spieleplattformen, die derzeit in der Region aktiv sind.

 

Eine Vielzahl von Faktoren treibt das Wachstum des aufkeimenden isländischen Tech-Ökosystems an:

 

  1. Talentpool: Das isländische Bildungssystem hat dazu beigetragen, einen wachsenden Talentpool an technisch versierten Arbeitskräften hervorzubringen. Laut dem IMD-Competitiveness Report verfügt Island über die zweithöchsten IT-Kenntnisse der Welt.

 

  1. Achtjahresplan: Mit der Veröffentlichung der Wirtschafts- und Innovationsstrategie 2030 hat die Stadt Reykjavík einen Achtjahresplan entwickelt, der Innovationen in allen Bereichen fördert, von der Kreativbranche über Dienstleistungen bis hin zur Technologie.

 

  1. Günstige Bedingungen für Geschäfte: Eine niedrige Unternehmenssteuer, wettbewerbsfähige Preise für grüne Energie und die Bereitschaft, neue Technologien zu übernehmen machen das Land zu einem Anlaufpunkt für ausländische Investoren. So war die in den USA ansässige Plattform für Ozean-Klimalösungen Running Tide das erste Unternehmen, das eine Partnerschaft mit der isländischen Klimainitiative Transition Labs eingegangen ist, und gründet nun seine erste globale Niederlassung in Island.

 

  1. Förderung internationaler Zusammenarbeit: In diesem Jahr wurde die Reykjavik Science City eröffnet – ein Mikrokosmos aus Universitäten, etablierten Unternehmen, Start-ups sowie Forschung und Dienstleistungen im Gesundheitswesen. Die privat-öffentliche Partnerschaft richtet sich an Forscher, Studenten und Investoren, um Islands Stärken im Bereich nachhaltiger Technologien zu nutzen und neue Lösungen zu entwickeln. Der Schwerpunkt der Initiative liegt auf Green-Tech, Blue-Tech und Biowissenschaften, da Island über reichlich Erdwärme und Wasserkraft, reiche Fischgründe und ein experimentelles Umfeld für die Arzneimittelforschung verfügt.

 

Abgesehen von den technischen Aspekten verfügt Island aufgrund seiner kleinen Bevölkerung über einen ausgeprägten kulturellen und gemeinschaftlichen Zusammenhalt. Diese sozialen Bindungen erstrecken sich auch auf die Zusammenarbeit zwischen Unternehmern, Wissenschaft, Hochschulen, Unternehmen und der Kreativwirtschaft, um die drängenden Herausforderungen von heute zu lösen.