Fossile Heizanlagen und ihr Einfluss auf die Klimaziele

Webtool hilft bei der Prognose von Auswirkungen gesetzlicher Regelungen.

Seit dem Frühjahr 2023 wird das Gebäudeenergiegesetz, kurz GEG, diskutiert. Eine überarbeitete Version soll nun im September verabschiedet werden. Ein Webtool von Jülicher Forschenden zeigt jetzt, wie sich mögliche Gesetzesvorgaben auf die Zahl der fossilen Heizungssysteme in Deutschland und im Zeitverlauf auf den Klimaschutz auswirken.

 

Geht das GEG zu weit oder nicht weit genug? Sind die Austauschfristen zu lang oder zu kurz? Reicht es aus, um die gesetzlich festgelegten Klimaschutzziele zu erreichen? In jeden Fall wird die Verabschiedung der überarbeiteten Fassung deutlich zum Klimaschutz beitragen, denn unter anderem begrenzt sie den Einbau neuer Erdgas- und Ölheizungen zugunsten von umweltfreundlicheren Alternativen, hauptsächlich Wärmepumpen. 2021 waren die fossilen Heizsysteme für knapp ein Viertel des gesamten Endenergieverbrauchs in Deutschland verantwortlich. Gleichzeitig ist dies einer der Hauptstreitpunkte in den Diskussionen um das GEG – denn es erfordert teilweise erhebliche Investitionen für Hauseigentümer. Die Kosten für Anschaffung und Einbau von Wärmepumpen sind hoch.

Um die zur Diskussion stehenden Maßnahmen realistisch und datenbasiert miteinander vergleichen zu können, haben die Jülicher Systemanalytiker des IEK-3 ein offenes Webtool entwickelt. Es stellt anpassbare Szenarien zur Behandlung der fossilen Heizsysteme bereit und erlaubt es, mit wenigen Klicks deren Wirkung auf die Entwicklung über die nächsten Jahre und Jahrzehnte zu berechnen und darzustellen – insbesondere in ihrer Wirksamkeit für das Erreichen des Klimaziels: Treibhausgasneutralität bis 2045.

Welche Auswirkungen etwa haben Altersbegrenzungen für Heizungen oder aber die Renovierungsrate für energetische Gebäudesanierungen auf den CO2-Ausstoß und die angestrebte Treibhausgasneutralität? Ließe sich das Ziel erreichen, wenn das GEG umgesetzt wird und alle Hauseigentümer ab 2024 nur noch Wärmepumpen einbauen würden? Das Jülicher Webtool gibt Antworten auf diese und weitere Fragen. Es bietet verschiedene Beispielszenarien und ermöglicht über das Spiel mit diversen Parametern einen Blick in die Zukunft. Vor allem verdeutlicht es die Bedeutung der Entwicklung von fossilen Heizungsanlagen für das Erreichen der Klimaschutzziele.

 

 

grafik fz-juelich

Ein mögliches Szenario: Welche Auswirkungen hat es, wenn ab 2024 Ölheizungen und Gasheizungen am Lebensende des Gerätes nur noch durch Wärmepumpen ersetzt werden dürfen? Ergebnis: Voraussichtlich ca. 80 % des Klimaschutzziels für 2045 werden erreicht. Damit muss voraussichtlich für die restlichen 20 % über Anreize für Hauseigentümer für einen vorzeitigen Heizungstausch nachgesteuert werden, um die verbleibenden fossilen Anlagen rechtzeitig zu ersetzen.

 

 

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Beispielszenario »Sinkende Altersgrenze«: Wie müsste ein Szenario aussehen, das die Klimaziele erreicht? In diesem Szenario wird ab 2027 eine Altersbegrenzung für Heizungen von 50 Jahren eingeführt, welche in jedem Folgejahr um 2 Jahre sinkt, d.h. 2028 ist die Altersgrenze 48 Jahre, 2029 nur noch 46 Jahre usw. Zusätzlich wird der Einbau fossiler Heizungen verboten. Ergebnis: Im Szenario »100 % Wärmepumpen, sinkende Altersgrenze« erscheinen die Klimaziele für den Heizungssektor im Jahr 2045 erreichbar. Hürden bei der Implementierung sind allerdings zu erwarten.

 

Die Ergebnisse für die verschiedenen Szenarien zeigen, dass das Gebäudeenergiegesetz für ein Erreichen der Klimaschutzziele dringend notwendig ist. In seiner derzeitigen Form ist es jedoch nicht ausreichend, um bis 2045 eine vollständige Treibhausgasneutralität erreichen.

 

Das Berechnungswerkzeug ist ab sofort öffentlich zugänglich unter
https://heatingsystems.fz-juelich.de