IT-Sicherheit und Datenschutz beim autonomen Fahren – Menschen durch Technologie schützen

Komplexe Sicherheitsanforderungen verzögern die Einführung des autonomes Fahrens. Eine neue Generation von Fahrzeugen wird optimal vor Hackerangriffen geschützt sein. Statt sensible Daten in die Cloud zu übertragen werden diese sicher auf High-Performance-Computing-Lösungen im Fahrzeug verarbeitet und gespeichert. Peter Virk, Vice President, BlackBerry IVY Product & Ecosystem bei BlackBerry erklärt im Gespräch, wie die IVY-Plattform dazu beiträgt.


Die Mobilität befindet sich in einem rasanten Wandel. Fahrzeuge der Zukunft werden in einem hohen Maße vernetzt sein und eigenständig intelligente Entscheidungen treffen. Herr Virk, wie wird das Fahrerlebnis der Zukunft aussehen?

Die Frage ist, wie Sie Ihr Fahrerlebnis gestalten möchten. Intelligente Technologien werden dazu beitragen, die Sicherheit und vor allem die Personalisierung zu verbessern.

Viele Autos sind bereits mit dem Internet verbunden. Sie bieten beispielsweise Telematik-Funktionen, Unterhaltungs- und Informationsfunktionen – und dass wir unser Fahrzeug im Parkhaus wiederfinden, dafür ist ebenfalls gesorgt. Beschleunigt wird die Entwicklung durch moderne Smartphones und Smart Devices und genau das wird das Fahrerlebnis der Zukunft prägen.

Rechenmodule im Fahrzeug sind heute leistungsfähiger als je zuvor. Dadurch können Daten, die früher in die Cloud geschickt werden mussten, direkt im Fahrzeug verarbeitet werden. Ermöglicht wird das durch leistungsstarkes Edge Computing, also maschinelles Lernen mit Fokus auf die individuellen Verhaltensweisen von Fahrern und Beifahrern. Dadurch wird eine angemessene Reaktion mit geringer Latenz ermöglicht – das Fahrzeug stellt sich also unmittelbar auf seine Insassen ein.

 

Peter Virk ist Vice President, BlackBerry IVY Product & Ecosystem bei BlackBerry.
Er verantwortet die Entwicklung des Produktportfolios sowie die Ökosystempartnerschaften für BlackBerry IVY. Peter Virk verfügt über mehr als 25 Jahre Erfahrung in der Automobilbranche und war zuletzt als Director of Connected Car & Future Technology bei Jaguar Land Rover tätig. In seiner Laufbahn hat er mehrere technologische Pionier­leistungen erbracht, darunter die Entwicklung von vernetzten Diensten und der Aufbau von Plattformen, die Kernkomponenten aus der Automobil- und der Unterhaltungselektronikbranche enthalten.

 

BlackBerry IVY führt die verschiedenen Module, Sensoren und Programme auf einer einheitlichen »Vehicle Edge First«-Plattform zusammen. So wird ein nahtloser Informationsfluss sichergestellt, der intelligente, maschinelle Lernanalysen im Fahrzeug ermöglicht.

Für eine komfortable Fahrt wird sich das Fahrzeug der Zukunft optimal an seine Insassen anpassen. Es wird sich etwa die Frage stellen, ob ein sportlicher Fahrstil oder sanftes Bremsen bevorzugt wird, oder ob eine bestimmte Softwareeinstellung für die Federung auf gewissen Straßen gewünscht ist. Es geht also um viel mehr als nur Infotainment.


Das optimierte Fahrerlebnis geht einher mit einer schnell voranschreitenden Automatisierung der Fahrzeuge, die schließlich zum autonomen Fahren führt. Wo stehen wir hier Ihrer Meinung nach und was wird sich die nächsten Jahre tun?

Viele Technologien sind später ausgereift als erwartet – das autonome Fahren macht hier keine Ausnahme. Das liegt vor allem an den zahlreichen komplexen Aspekten der Fahrzeugkonstruktion, der Software, der Infrastruktur und der Sicherheit sowie an der notwendigen Weiterentwicklung der Vorschriften und Regelungen.

Dennoch gibt es Fortschritte auf dem Weg zum autonomen Fahren. Moderne Fahrzeuge verfügen bereits über autonome Funktionen wie eine adaptive Geschwindigkeitsregelung, Lösungen zur Aufprallvermeidung und einen aktiven Bremsassistenten. All das sind bereits Schritte auf dem Weg zum vollständig autonomen Fahren, die heute schon für mehr Sicherheit und Komfort sorgen. Wir dürfen nicht vergessen, dass die Industrie zunächst das Vertrauen und die Unterstützung der Fahrer gewinnen muss – und diese kleinen Schritte dienen dazu. Wir sehen heute schon, dass Autos mit aktiven Sicherheitsfunktionen niedrigere Versicherungsprämien verzeichnen. Das kann zu einer erhöhten Nachfrage der Kunden nach autonomen Fahrzeugen führen, auf die sich die Industrie einstellen wird.

Einige autonome Funktionen hängen von cloud-basierten Hochleistungsrechnern ab. Das bedeutet, dass wir auf Netze angewiesen sind, die Dienste mit extrem geringer Latenz bereitstellen – vor allem für Echtzeitfunktionen. Denn eine Aufprallvermeidung ist nicht effektiv, wenn sie mit deutlicher Verzögerung reagiert und es zur Kollision kommt. Viele dieser Funktionen basieren auf Mustern und Modellen, die bei der Herstellung des Fahrzeugs einprogrammiert werden.

Hier bieten Partnerschaften wie die von BlackBerry mit Amazon Web Services (AWS) enorme Vorteile. BlackBerry IVY verarbeitet Daten direkt im Fahrzeug – weitgehend unabhängig von einer Netzwerkverbindung. Auf diese Weise lassen sich effiziente Datenpakete in die Cloud laden. Bis wir weltweit ein flächendeckendes Datennetz mit extrem niedriger Latenzzeit sehen, muss das der Weg in die Zukunft der Autonomie sein.


Sie erwähnten die Partnerschaft mit dem führenden Cloud-Computing-Experten Amazon Web Services (AWS). Wie sieht die Zusammenarbeit genau aus?

Wir freuen uns sehr, die Partnerschaft mit AWS geschlossen zu haben. Mit vereinten Kräften und Fähigkeiten wollen wir die Branchenentwicklung weiter vorantreiben.

Durch unsere Kooperation wird die fahrzeuginterne Datenverarbeitung um eine Cloud-Komponente erweitert. Somit werden die Erfassung, Verarbeitung und Interpretation von Daten während der Fahrt möglich. In Fahrzeugen kann es nur dann intelligente Funktionen geben, wenn eine Plattform entsprechende Insights ermöglicht. Daher wollen wir uns auf diesen wichtigen Bereich konzentrieren.

Gemeinsam lassen wir maschinelles Lernen direkt im Auto stattfinden anstatt in der Cloud. Auf diese Weise gewinnen wir wichtige Erkenntnisse, die als Entscheidungsgrundlage dienen können.


Das Thema Sicherheit spielt in diesem Zusammenhang eine zentrale Rolle, denn das Auto der Zukunft ähnelt mit all seinen Sensoren, Chips und Software immer mehr einem Computer. Wie können Autoproduzenten, Lieferanten und natürlich auch Autofahrer sicher sein, dass ihr Fahrzeug nicht Opfer eines Hackerangriffs wird?

BlackBerrys Kompetenz lag schon immer darin, Menschen und Unternehmen durch Technologie zu schützen. Wir sind ein führender Anbieter von Sicherheitssoftware und -diensten für die Automobilindustrie und das Internet der Dinge. Somit haben wir eine solide Grundlage für das Verständnis von Technologien, Schwachstellen und Best Practices in puncto IT Security.

In Zukunft wird es weniger um Autodiebstahl, sondern vielmehr um Datendiebstahl gehen. Daher legen wir großen Wert auf IT-Sicherheit und Datenschutz.

Anstelle von Datenübertragungen in die Cloud sind Daten sicher im Fahrzeug gespeichert und unsere IVY-Plattform ermöglicht es, High-Performance-Computing-Funktionen lokal auszuführen. Darüber hinaus ist IVY Over-The-Air aktualisierbar, um sicherzustellen, dass die Softwarekomponenten die neuesten Sicherheitspraktiken nutzen.

Hinzu kommen die bewährten Lösungsansätze von AWS, die als größter Anbieter von Cloud-Diensten ihre Fähigkeiten für sichere Cloud-Computing-Plattformen in das gesamte Fahrzeug-Ökosystem einbringen.

Beispiel Gesichtserkennung: Biometrische Daten lassen sich in der Cloud speichern – eine Möglichkeit, sie für einen Cyberangriff abzufangen und auf eine verzögerte Reaktion zu setzen. Werden Daten im Auto gespeichert, lässt sich das Fahrzeug nur durch die fahrzeugeigene Kamera entriegeln. In diesem Fall werden zentrale Schwachstellen wie die WiFi- oder mobile Datenverbindung eliminiert, da die Daten das Fahrzeug zu keiner Zeit verlassen.

Dies ist ein großartiges Beispiel dafür, wie das gesamte Ökosystem von der Partnerschaft zwischen BlackBerry und AWS profitiert und so eine neue Generation von Fahrzeugen ermöglicht wird, die optimal vor Hackerangriffen geschützt ist.


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