KI-Sprachmodelle: Deutschland will mitrechnen

Illustration: Absmeier Geralt

Machbarkeitsstudie ermittelt Voraussetzungen für KI-Anwendungen wie beispielsweise Chatbots in Deutschland.

  • Bedarf an KI-Services ist groß: 71 Prozent der KI-Unternehmen setzen Fokus auf Entwicklung und Nutzung von Sprachmodellen.
  • Mehr als 80 Prozent der befragten Experten raten zum Aufbau eines deutschen KI-Ökosystems.
  • Studie der LEAM-Initiative erarbeitet Konzept zum Aufbau einer deutschen KI-Supercomputing-Infrastruktur: https://leam.ai/

 

 

ChatGPT bringt Technologiebegeisterte weltweit ins Staunen. Das US-amerikanische Multitalent verfasst Texte jeder Art und gibt Antworten auf komplexe Fragen. Auch in Deutschland und Europa wollen Unternehmen mit neuen und intelligenten KI-Anwendungen auf den Markt. Doch die nötigen Open-Source-Modelle, Trainingsdaten und ausreichende Recheninfrastrukturen fehlen hierzulande. Welche Voraussetzungen es braucht, um Deutschland zum Technologie-Vorreiter zu machen, errechnet die Machbarkeitsstudie »Große KI-Modelle für Deutschland« [1]. Die Initiative Large European AI Models, kurz LEAM, präsentierte die Studie im Allianz-Forum in Berlin gemeinsam mit allen Autoren, zu denen auch eco – Verband der Internetwirtschaft e.V. gehört.

 

Mehr als 80 Prozent der darin befragten Expertinnen und Experten raten zum Aufbau eines KI-Ökosystems sowie der Entwicklung von KI-Grundlagenmodellen auf Basis europäischer Werte. Aktuell stammen KI-Grundlagenmodelle, die Unternehmen zur Entwicklung von KI-Anwendungen benötigen, zum Großteil aus den USA und China. Dies stellt europäische Unternehmen vor große Herausforderungen, weil beispielsweise der Zugriff auf proprietäre Dienste erschwert ist und die Daten nicht DSGVO-konform verarbeitet werden. »Um die Wettbewerbsfähigkeit zu sichern und Abhängigkeiten zu verringern, benötigt Deutschland eigene KI-Grundlagenmodelle«, sagt Andreas Weiss, Leiter Digitale Geschäftsmodelle bei eco – Verband der Internetwirtschaft. Dazu legt die Studie der LEAM-Initiative nun ein Konzept zum Aufbau einer dedizierten KI-Supercomputing-Infrastruktur vor.

 

Der Bedarf für Sprachmodelle ist besonders groß

Aktuell setzen 71 Prozent der hiesigen KI-Unternehmen den Fokus auf große Sprachmodelle. Auch multimodale KI-Modelle (38 %) und KI-Modelle zur Berechnung von Geschäfts- und Fertigungsprozessen (34 %) sind für die Wirtschaft relevant. KI-Grundlagenmodelle bringen die nächste Entwicklung in der Erfolgsgeschichte der künstlichen Intelligenz. Rund zwei Drittel der deutschen KI-Unternehmen arbeiten bereits mit KI-Grundlagenmodellen. »In den nächsten Jahren werden noch performantere Modelle auf den Markt kommen, die mit größeren Datensätzen trainiert werden«, so Weiss.

 

Deutschland braucht eine leistungsfähige KI-Recheninfrastruktur

Eine Voraussetzung für die Entwicklung von KI-Foundation-Modellen ist der Zugang zu einer leistungsfähigen Recheninfrastruktur. Der Aufbau eines KI-Rechenzentrums ist hard- und softwaretechnisch machbar, so die Autorinnen und Autoren der Studie, zu denen auch eco – Verband der Internetwirtschaft e.V. gehört. Sie kalkulieren für den Aufbau und Betrieb eines solchen KI-Rechenzentrums rund 380 Millionen Euro und haben ein Modell entwickelt, dass öffentliche und privatwirtschaftliche Mittel umfasst. Freie Open-Source-Modelle sowie verfügbare Daten zum Training der Algorithmen wurden von 58 Prozent der befragten Experten als weitere Voraussetzungen genannt.

 

Die LEAM-Initiative rät dazu verschiedene Werte und Prinzipien in der Entwicklung von KI-Grundlagenmodellen zu integrieren. Dazu gehören Datenschutz und Datensicherheit, Transparenz, Fairness sowie eine hohe Datenqualität. So sollen vertrauenswürdige KI-Grundlagenmodelle geschaffen werden, die breite Anwendungsmöglichkeiten bieten.

 

Die Machbarkeitsstudie »Große KI-Modelle für Deutschland« wurde durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) beauftragt. Im Austausch mit der Politik, der Wirtschaft und potenziellen Anwender soll das Thema nun weiter vorangetrieben werden. Dabei empfiehlt die LEAM-Initiative die Gründung einer Projektentwicklungsgesellschaft zum Aufbau der Infrastruktur und Services.

 

Über die Autoren der Studie
Die LEAM Machbarkeitsstudie wurde in Zusammenarbeit mit folgenden Partnern verfasst: Alexander Thamm GmbH, Deutsches Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI), eco – Verband der Internetwirtschaft e. V., Fieldfisher LLP, Fraunhofer-Institut für Intelligente Analyse- und Informationssysteme (IAIS), Merantix Momentum GmbH, Simmons & Simmons und Ubermetrics Technologies GmbH. Die Gesamtprojektleitung oblag dem KI Bundesverband e.V., der die LEAM-Initiative 2021 initiiert hat. Darin treiben verschiedene Partner aus Industrie und Forschung die Entwicklung großer KI-Modelle voran.
Studie zum Download
[1] Gesamte Machbarkeitsstudie »Große KI-Modelle für Deutschland« herunterladen: https://www.eco.de/wp-content/uploads/dlm_uploads/2023/01/leam-mbs_kibv_webversion.pdf
Kernergebnisse der Machbarkeitsstudie »Große KI-Modelle für Deutschland« herunterladen:
https://www.eco.de/wp-content/uploads/dlm_uploads/2023/01/leam-mbs_flyer-konferenz_1.pdf