Matthias Krawen, Geschäftsführer der compositiv GmbH: »Auch 2022 steht ganz im Zeichen hybrider Zusammenarbeit und IT-Sicherheit«

In den letzten beiden Jahren hat sich die Arbeitswelt stark verändert: Homeoffice hat sich etabliert, Geschäftsdaten und -anwendungen haben sich zunehmend in die Cloud verlagert. Und der Trend geht weiter: Laut einer Studie des Meinungsforschungsinstituts Kantar im Auftrag der Collaboration-Plattform Slack wollen rund 73 Prozent der 2.000 Befragten nicht mehr täglich im Büro arbeiten.

Bei Remote Work ist jedoch Vorsicht geboten: Gerade die steigende Flexibilität und die vermehrte Anzahl an Mobile Devices im Business-Umfeld »zwingen« Unternehmen dazu, ihre IT-Security-Konzepte auf den Prüfstand zu stellen, um Schwachstellen aufzudecken und Cyberangriffen vorzubeugen. Denn auch diese nehmen zu. Laut einer Bitkom-Studie waren in den Pandemie-Jahren 2020 und 2021 fast neun von zehn Unternehmen von Datenklau, Spionage oder Sabotage betroffen – und das branchenübergreifend. In 59 Prozent der befragten Unternehmen, in denen Homeoffice grundsätzlich möglich ist, habe es laut Studie seit Beginn der Pandemie IT-Sicherheitsvorfälle gegeben.

Wir haben mit Matthias Krawen, Geschäftsführer der compositiv GmbH in Hamburg, darüber und über Trendthemen 2022 gesprochen.


Herr Krawen, werfen wir zunächst einen Blick zurück. Wie hat sich das Arbeitsumfeld in den letzten beiden Jahren entwickelt?

Die Corona-Krise hat die Digitalisierung in vielen Bereichen auf eine neue Stufe gehoben. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass sich jemals in so kurzer Zeit so viele Geschäftsprozesse geändert und neue Arbeitsmodelle entwickelt haben. Das hat auf viele Unternehmen den Druck erhöht, sich der neuen Arbeitswelt anzupassen und Prozesse möglichst schnell zu digitalisieren. Denn vielerorts fordern auch die Mitarbeiter eine Fortführung der Remote-Arbeit, da sie auf diese Flexibilität nicht mehr verzichten wollen. 

 

Matthias Krawen,
Geschäftsführer der compositiv GmbH

 


Wie müssen Arbeitgeber Ihrer Meinung nach auf diese Herausforderungen reagieren? 

Arbeitgeber stehen vor der Aufgabe, die virtuelle Zusammenarbeit auf technischer und unternehmenskultureller Ebene umzusetzen und hybride Arbeitsmodelle einzuführen oder zu etablieren. Dies gelingt mit Hilfe von Kommunikations-Tools für die virtuelle Zusammenarbeit, die Mitarbeitern auch bei räumlicher Distanz einen einfachen Austausch ermöglichen. Auch bei unseren Kunden ist die virtuelle Zusammenarbeit momentan noch das absolute Trend-Thema. Besonders nachfragt sind im Zuge der New-Work-Arbeitswelt nach wie vor IT-Konzepte für mobiles Arbeiten und die engere Verzahnung der IT-Prozesse. 

Nachdem wir mittlerweile bei vielen unserer Kunden die technischen Voraussetzungen dafür geschaffen haben, unterstützen wir sie nun dabei, diese neue Arbeitswelt auch methodisch zu gestalten, damit die Beschäftigten die neuen Systeme ganz selbstverständlich im Arbeitsalltag anwenden. Mitarbeiter im Büro und im Homeoffice sollen auf diese Weise reibungslos zusammenarbeiten können. Die Klammer dafür muss aus unserer Sicht immer die IT-Sicherheit bilden, die beim Arbeiten per remote noch wesentlicher wird. Denn die Gefahr von Cyberattacken beispielsweise ist aktuell realer denn je, wie wir erst kürzlich bei der Log4j-Sicherheitslücke wieder erfahren mussten.


Wie können sich Unternehmen auf Sicherheitsangriffe durch Cyberattacken vorbereiten? 

Wie eingangs erwähnt, nehmen die Herausforderungen für Informations- und Cybersicherheit stetig zu. Ziel muss also sein, die Gefahren für Unternehmen so gering wie möglich zu halten und Daten und Informationen ausreichend zu schützen. Unser Systemhaus beispielsweise hat, basierend auf den Erkenntnissen des IT-Grundschutz-Kompendiums des BSI-Grundschutzes, ein umfangreiches Netzkonzept erarbeitet. In dessen Rahmen ermitteln wir zunächst den Ist-Zustand der Netzinfrastruktur, aus dem wir geeignete Maßnahmen ableiten und schließlich umsetzen. 

Um den Schutz jedoch ganzheitlich und nachhaltig aufrechtzuerhalten, reichen technische Maßnahmen allein nicht aus. Zusätzlich müssen aus unserer Sicht auch die Benutzer selbst in die Verantwortung genommen werden. Im ersten Schritt kann das durch Checklisten oder Anforderungskataloge sowie Awareness-Schulungen über Sicherheitsrisiken und Verhaltensregeln gelingen. Die Krux hierbei liegt darin, dass die IT-Sicherheit bei der täglichen Arbeit auch wirklich Beachtung findet und Mitarbeiter die Maßnahmen konsequent einhalten. Die Verschlüsselung von mobilen Endgeräten wie Smartphones oder USB-Sticks etwa hilft, dass potenzielle Angreifer keinen Zugang zu den Daten auf den Endgeräten erlangen können. 

Was in vielen Unternehmen immer noch unterschätzt wird, ist das Thema der sicheren Passwörter. Unternehmen müssen ihre Mitarbeiter hier noch stärker sensibilisieren und für eine starke Authentisierung sorgen. Das wird beispielsweise durch eine Zwei- oder Mehr-Faktor-Authentifizierung erreicht. Eine Cyberversicherung als weitere Absicherung ist eine sinnvolle und vorausschauende Maßnahme, die Unternehmen ergreifen sollten. Summa Summarum: Die Erfahrung zeigt, dass es nicht reicht, die IT-Sicherheit und die getroffenen Maßnahmen stetig zu überprüfen und zu testen; es wird zusätzlich immer wichtiger, auch die »menschliche Komponente« mit einzubeziehen.


Wie denken Sie, wird sich die Arbeitswelt weiter verändern?

Neben den immer weiter steigenden Anforderungen an die IT-Sicherheit zeichnet sich momentan bereits ein weiterer starker Trend ab, der Teamstrukturen maßgeblich beeinflusst: Büros werden gekündigt oder Unternehmen verfolgen schon das Prinzip des »Desk Sharing«, bei dem es, bedingt durch Homeoffice, weniger Arbeitsplätze als Mitarbeiter gibt. 

Generell werden innovative Arbeitskonzepte und hybride Besprechungen immer mehr an Bedeutung gewinnen und dadurch auch Tools gefragter sein, die die Beschäftigten aus der Distanz heraus noch enger miteinander verbinden. Können Mitarbeiter frei wählen, ob sie im Büro, zu Hause oder vielleicht sogar im Wohnmobil am Wunschort arbeiten, müssen Unternehmen dafür Sorge tragen, dass die Zusammenarbeit im Team weiterhin produktiv ist. Dies kann beispielsweise durch klare Team-Strukturen mit einheitlicher Führung, Management-Schulungen oder einem noch stärkeren Wissensaustausch der Mitarbeiter gelingen. 

In diesem Kontext ist es zudem herausfordernd, die persönliche Kommunikation und das Teamgefühl in der Zeit von New Work weiterhin aufrecht zu erhalten und dafür auch immer wieder in den Austausch mit seinem Team und seinen Kollegen zu gehen. Nachhaltig lässt sich hybrides Arbeiten nur dann etablieren, wenn es auch in der Unternehmenskultur fest verankert ist. Auch hier muss ein Wandel in den Unternehmen stattfinden. Erst dann hat die digitale Arbeitswelt wirklich Zukunft.

Vielen Dank für das Gespräch.

 


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Foto: © compositiv GmbH