Mehr als die Hälfte der KI-Anwender in Deutschland nutzt nicht genehmigte Tools

foto bing genki absmeier

Trotz der Chancen, die KI im beruflichen Einsatz bietet, fehlen am Arbeitsplatz oftmals definierte Richtlinien und grundlegendes Wissen für deren Nutzung. Zu diesem Ergebnis gelangt die Salesforce Studie »The Promises and Pitfalls of AI at Work« über Chancen und Herausforderungen durch KI am Arbeitsplatz [1]. Befragt wurden insgesamt 14.000 Arbeitnehmer in 14 Ländern, darunter auch ca. 1.000 aus Deutschland.

 

Generative KI erobert (unkontrolliert) die Arbeitswelt

Fast ein Viertel (23 Prozent) der Arbeitnehmer hierzulande nutzt derzeit generative KI am Arbeitsplatz, in anderen Ländern liegt dieser Anteil weit höher, in den USA sind es 36 Prozent, global liegt der Anteil bei 28 Prozent. Davon bestätigen zwei Drittel der Befragten in Deutschland, dass sie damit produktiver sind. Allerdings gebrauchen viele von ihnen die Technologie nicht im offiziellen Rahmen: Mehr als die Hälfte (52 Prozent) der Befragten in Deutschland (global: 55 Prozent) hat schon einmal mit nicht genehmigten generativen KI-Tools gearbeitet, 34 Prozent sogar mit ausdrücklich verbotenen Werkzeugen.

»Mit der fortschreitenden Entwicklung von KI wachsen auch die Möglichkeiten, um das Arbeitsleben einfacher, effizienter und erfüllender zu gestalten«, sagt Paula Goldman, Chief Ethical Officer bei Salesforce. »Führungskräfte, die KI-Tools bewusst einsetzen und deren Gebrauch im Unternehmen gestalten und regulieren, werden von vertrauenswürdigen, sicheren und verantwortungsvollen Ergebnissen profitieren, ohne auf Innovationen verzichten zu müssen.«

Unabhängig davon, ob sie generative KI am Arbeitsplatz einsetzen oder nicht, sind sich die Arbeitnehmer der Auswirkungen der Technologie auf ihre Berufslaufbahn bewusst: Fast die Hälfte (46 Prozent) der Arbeitnehmer in Deutschland glaubt, dass KI-Kenntnisse ihre Karriereaussichten steigern. Nahezu gleich viele (45 Prozent) finden, dass diese Kompetenzen ihnen mehr Zufriedenheit im Job verschaffen und 40 Prozent rechnen mit höheren Gehältern. Immerhin 31 Prozent der Befragten würden in Erwägung ziehen, ihre generativen KI-Fähigkeiten zu übertreiben, um sich eine Stelle zu sichern.

 

Am Arbeitsplatz fehlen KI-Richtlinien

Trotz der Chancen gilt es derzeit noch an den Herausforderungen rund um das Thema KI zu arbeiten. Wissen und Information über die neue Technologie ist ein Aspekt: Dass es nämlich an Bildung zum Thema KI fehlt, untermauern weitere Ergebnisse der Studie. Drei Viertel (75 Prozent) der Arbeitnehmer haben keine Schulung über den angemessenen Umgang mit generativer KI erhalten und fast genauso vielen (74 Prozent) fehlt ein Training zum Thema sichere KI-Verwendung.

Zudem haben viele Unternehmen keine klaren Richtlinien für den Einsatz generativer KI am Arbeitsplatz definiert, wie 81 Prozent der deutschen Arbeitnehmer angeben. Bei 30 Prozent fehlen diese Richtlinien komplett. Aber auch da, wo es Leitplanken gibt, genügen diese oft nicht für einen zielgerichteten Einsatz: 35 Prozent der Befragten geben an, dass die KI-Richtlinien in ihrem Unternehmen für den geplanten Einsatz nicht ausreichend sind. Fehlende Richtlinien machen sich auch im individuellen Umgang der Mitarbeiter mit KI-Ergebnissen deutlich: 55 Prozent der Umfrageteilnehmer haben bereits KI-generierte Ergebnisse als ihre eigenen ausgegeben – das sind allerdings noch deutlich weniger als im internationalen Vergleich, global haben das 64 Prozent der Befragten bestätigt.

Um die Vorteile von generativer KI für sich zu nutzen, müssen Unternehmen klare Vorgaben für den angemessenen und sicheren Gebrauch der Technologie etablieren. Darüber hinaus gilt es, die Mitarbeiter entsprechend zu schulen und überlegt in vertrauenswürdige Tools zu investieren.

 

[1] YouGov hat im Auftrag von Salesforce im Zeitraum vom 18. bis 31. Oktober 2023 über 14.000 Vollzeitbeschäftigte aus Unternehmen unterschiedlicher Größe und Branchen in 14 Ländern befragt, darunter die USA, Großbritannien, Kanada, Frankreich, Deutschland, Italien, die Niederlande, die Schweiz, Skandinavien, Indien, Japan, Brasilien, Mexiko und die Vereinigten Arabischen Emirate. Die Umfrage wurde online durchgeführt.
So bindet Salesforce von Beginn an ethische Prinzipien in die Entwicklung von generativer KI ein: https://www.salesforce.com/news/stories/developing-ethical-ai/

 


Welche KI-Richtlinien sind für den Einsatz von KI im Unternehmen sinnvoll?

 

Künstliche Intelligenz (KI) ist eine Technologie, die immer mehr Anwendungsbereiche in der Wirtschaft eröffnet. Von der Automatisierung von Prozessen über die Optimierung von Produkten bis hin zur Erstellung von personalisierten Inhalten kann KI viele Vorteile für Unternehmen bieten. Doch wie kann man sicherstellen, dass KI ethisch, verantwortungsvoll und nachhaltig eingesetzt wird? Welche KI-Richtlinien sind für den Einsatz von KI im Unternehmen sinnvoll?

Eine Möglichkeit, um KI-Richtlinien zu definieren, ist, sich an bestehenden Rahmenwerken und Prinzipien zu orientieren, die von verschiedenen Organisationen und Institutionen entwickelt wurden. Zum Beispiel hat die Europäische Kommission im Jahr 2019 einen Bericht veröffentlicht, der sieben Schlüsselwerte für eine vertrauenswürdige KI identifiziert: Respekt für die Menschenwürde, Freiheit, Demokratie, Gleichheit, Rechtsstaatlichkeit, Menschenrechte, Solidarität, Gerechtigkeit, Vielfalt und Nichtdiskriminierung. Diese Werte sollen als Grundlage für die Gestaltung und den Einsatz von KI dienen, die menschenzentriert, ethisch und robust ist.

Ein weiteres Beispiel ist das Projekt AI4People, das von der European Group on Ethics in Science and New Technologies (EGE) und dem European Institute for Innovation and Technology (EIT) unterstützt wird. Das Projekt hat einen Ethikkodex für KI vorgeschlagen, der auf vier ethischen Prinzipien basiert: Respekt für die Autonomie des Menschen, Vermeidung von Schaden, Fairness und Erklärbarkeit. Diese Prinzipien sollen dazu beitragen, dass KI die Menschenrechte achtet, das Gemeinwohl fördert und die Verantwortlichkeit der Akteure gewährleistet.

Diese Beispiele zeigen, dass es bereits einige Ansätze gibt, um KI-Richtlinien zu formulieren. Doch wie können Unternehmen diese Richtlinien in die Praxis umsetzen? Ein möglicher Schritt ist, eine interdisziplinäre KI-Ethikkommission zu gründen, die sich aus verschiedenen Stakeholdern zusammensetzt, wie zum Beispiel Führungskräften, Mitarbeitern, Kunden, Partnern und externen Experten. Die Aufgabe dieser Kommission ist es, die KI-Projekte des Unternehmens zu überprüfen und zu bewerten, ob sie den definierten KI-Richtlinien entsprechen. Die Kommission sollte auch regelmäßig Feedback einholen und Berichte erstellen, um die Transparenz und das Vertrauen in die KI-Aktivitäten des Unternehmens zu erhöhen.

Ein weiterer Schritt ist, eine kontinuierliche Schulung und Sensibilisierung für KI-Ethik im Unternehmen anzubieten. Dies kann durch verschiedene Maßnahmen erfolgen, wie zum Beispiel Workshops, Webinare, Online-Kurse oder Mentoring-Programme. Das Ziel ist es, das Bewusstsein und das Verständnis für die ethischen Herausforderungen und Chancen von KI zu schärfen und die Kompetenzen und das Engagement der Mitarbeiter zu stärken. Die Schulung sollte auch auf die spezifischen Bedürfnisse und Anforderungen der verschiedenen Rollen und Funktionen im Unternehmen zugeschnitten sein.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass KI-Richtlinien für den Einsatz von KI im Unternehmen sinnvoll sind, um sicherzustellen, dass KI im Einklang mit den Werten und Zielen des Unternehmens sowie mit den gesellschaftlichen Erwartungen steht. Um diese Richtlinien zu definieren und umzusetzen, können sich Unternehmen an bestehenden Rahmenwerken und Prinzipien orientieren und eine interne Kultur der KI-Ethik fördern.

Genki Absmeier