Mehrheit der Beschäftigten fühlt sich in Karrierefragen vom Chef allein gelassen

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Die große Mehrheit der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Deutschland fühlt sich in Karrierefragen von ihrem Arbeitgeber allein gelassen. Das ist das Ergebnis einer Studie der Recruiting-Plattform The Stepstone Group, für die 10.000 Personen befragt wurden [1]. Demnach sind 70 Prozent der Meinung, ihre Arbeitgeber unterstützten sie bei ihrer beruflichen Weiterentwicklung nicht ausreichend. Besonders oft vermissen der Erhebung zufolge Beschäftigte im Handwerk und Kundenservice Rat und Tat ihres Arbeitgebers hinsichtlich ihrer beruflichen Weiterentwicklung. Beide Berufsgruppen gehören laut Studie auch zu den Arbeitskräften, die mit ihren Arbeitgebern am wenigsten zufrieden sind. Über alle Berufsgruppen hinweg betrachtet gaben 45 Prozent der Befragten an, mit ihrem derzeitigen Arbeitgeber nicht ganz glücklich zu sein. Die Studie ist repräsentativ für die Erwerbsbevölkerung in Deutschland.

 

Die meisten wollen nicht bis zur Rente bleiben

Entsprechend können sich die meisten Beschäftigten (64 Prozent) nicht vorstellen, bei ihrem aktuellen Arbeitgeber in Rente zu gehen. »Der Personalbedarf in den Unternehmen ist groß – die demografischen Entwicklungen sorgen auch in wirtschaftlich unsicheren Zeiten für eine starke Nachfrage. Gleichzeitig hat sich in Sachen Arbeitszufriedenheit wenig getan«, sagt Arbeitsmarktexperte Dr. Tobias Zimmermann. »Ein Grund: Es fehlen die Entwicklungsperspektiven. Beschäftigte erwarten zunehmend Weiterbildungsmöglichkeiten – sei es durch Trainings, Fortbildungen oder neue Aufgabengebiete. Natürlich kostet das die Unternehmen Ressourcen. Aber noch teurer ist es, genau dies nicht zu tun. Denn dann verlieren sie ihre Mitarbeiter an Wettbewerber oder die Fachkräfte wechseln die Branche, was den Personalmangel in besonders unter Druck stehenden Bereichen weiter verschärft.«

 

Vier von zehn Arbeitnehmer im falschen Job

Die Studie liefert auch Hinweise, warum sich so viele Beschäftigte weiterentwickeln möchten: 46 Prozent der Befragten haben das Gefühl, ihre eigenen Fähigkeiten und Kompetenzen in ihrem derzeitigen Job nicht richtig anwenden zu können. Nur 16 Prozent sind hiermit ohne Einschränkungen zufrieden. »Zu viele Menschen in Deutschland stecken im falschen Job. Das können wir uns angesichts der kommenden Arbeiterlosigkeit nicht leisten«, sagt Zimmermann. »Es ist gut, wenn diese Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ihr Aufgabengebiet wechseln und sich weiterbilden. Denn dann sind sie nicht nur zufriedener, sondern auch produktiver und erfolgreicher. Davon profitieren am Ende auch die Unternehmen. Es liegt daher in ihrem eigenen Interesse, ihren Mitarbeitern Entwicklungsmöglichkeiten zu bieten und sie zu unterstützen.«

 

[1] Wie schätzen die Menschen derzeit und in Zukunft ihre Jobchancen auf dem Arbeitsmarkt ein? Wie hoch ist die Wechselbereitschaft unter Beschäftigten und wie stark sind Beschäftigte derzeit selbst von den Auswirkungen des Fachkräftemangels betroffen? Und wie sehen Personalverantwortliche die aktuelle Arbeitsmarktlage? Um diese Fragen zu beantworten, hat The Stepstone Group im Juli 2023 für die Studie »Puls Check Arbeitsmarkt 2023« rund 10.000 Personen befragt. Darunter waren 1.700 Führungskräfte und 1.100 Personalverantwortliche. Die Studie ist repräsentativ für die Erwerbsbevölkerung.

 


 

Wie kann der Arbeitgeber die Karriere eines Mitarbeiters unterstützen?

 

Die Karriereentwicklung ist ein wichtiger Faktor für die Zufriedenheit und Motivation von Mitarbeitern. Ein Arbeitgeber, der die Karriereziele und -wünsche seiner Mitarbeiter ernst nimmt und fördert, kann sich nicht nur eine hohe Mitarbeiterbindung, sondern auch eine bessere Leistung und Innovation sichern. Doch wie kann der Arbeitgeber die Karriere eines Mitarbeiters unterstützen? Hier sind einige Tipps:

  • Ein individuelles Karrieregespräch führen: Der Arbeitgeber sollte regelmäßig mit dem Mitarbeiter über seine beruflichen Interessen, Stärken, Schwächen, Entwicklungsmöglichkeiten und Perspektiven sprechen. Dabei sollte er auf die individuellen Bedürfnisse und Potenziale des Mitarbeiters eingehen und gemeinsam mit ihm realistische und konkrete Ziele und Maßnahmen festlegen.
  • Feedback geben und annehmen: Der Arbeitgeber sollte dem Mitarbeiter regelmäßig konstruktives Feedback zu seiner Arbeit geben, sowohl zu seinen Erfolgen als auch zu seinen Verbesserungspotenzialen. Dabei sollte er auch offen für Feedback von dem Mitarbeiter sein und dessen Meinung und Vorschläge wertschätzen.
  • Weiterbildungsmöglichkeiten anbieten: Der Arbeitgeber sollte dem Mitarbeiter verschiedene Möglichkeiten zur Weiterbildung anbieten, wie zum Beispiel interne oder externe Schulungen, Workshops, Seminare, Webinare, E-Learning-Kurse, Coaching, Mentoring oder Job-Rotation. Dabei sollte er den Mitarbeiter bei der Auswahl und Organisation der passenden Angebote unterstützen und ihm genügend Zeit und Ressourcen zur Verfügung stellen.
  • Herausfordernde Aufgaben übertragen: Der Arbeitgeber sollte dem Mitarbeiter herausfordernde Aufgaben übertragen, die ihn fordern, aber nicht überfordern. Dabei sollte er ihm genügend Freiraum für Eigeninitiative, Kreativität und Verantwortung geben und ihn bei Bedarf unterstützen und anleiten.
  • Anerkennung und Wertschätzung zeigen: Der Arbeitgeber sollte dem Mitarbeiter Anerkennung und Wertschätzung für seine Leistung und seinen Einsatz zeigen, zum Beispiel durch Lob, Dank, Prämien, Beförderungen oder flexible Arbeitszeiten. Dabei sollte er auch die persönlichen Umstände und Bedürfnisse des Mitarbeiters berücksichtigen.

Die Karriere eines Mitarbeiters zu unterstützen ist eine Investition in die Zukunft des Unternehmens. Ein Arbeitgeber, der sich dafür engagiert, kann nicht nur die Zufriedenheit und Loyalität seiner Mitarbeiter erhöhen, sondern auch deren Kompetenzen, Engagement und Produktivität steigern.

Genki Absmeier