»Perfect Match für zeitgemäßes Recruiting«

Illustration: Absmeier, PCB-Tech

 

Der Fachkräftemangel wird gravierender. Unternehmen brauchen innovative Recruiting- und HR-Tools, damit sie potenzielle Talente auf moderne Art und Weise ansprechen und letztendlich erfolgreich konvertieren können.

Wir sprachen mit Carl Hoffmann, Co-Founder & COO von CleverConnect über die Gründe und Ziele der Fusion von CleverConnect und Talentry, auf welche Veränderungen sich Unternehmen im Bereich Recruiting einstellen sollten, warum ein nahtlose Candidate Experience so wichtig ist und warum die Karriereseite das Aushängeschild eines Unternehmens darstellt.

 

Was waren die Beweggründe für die Fusion von CleverConnect und Talentry? 

Ganz Europa hat derzeit mit einem gravierenden Mangel an Fachkräften zu kämpfen. Wir erleben es aktuell an Flughäfen, in Krankenhäusern und der Gastronomie – die Auswirkung auf Prozesse und Wachstum sind enorm, denn ganze Existenzen können dadurch gefährdet werden. Die Suche und Ansprache neuer Talente ist zu einer der größten Herausforderung für Recruiter:innen geworden. Mit der Fusion von CleverConnect und Talentry wollen wir genau hier ansetzen. Wir haben uns dazu entschlossen, unsere Kräfte und Expertise im Bereich Talent Management und Talent Acquisition zu bündeln und so Unternehmen mit innovativen Recruiting- und HR-Tools ausstatten, damit sie potenzielle Talente auf moderne Art und Weise ansprechen und letztendlich erfolgreich konvertieren können. Das alles mit einer exzellenten Customer Experience auf allen Kanälen.

CleverConnect bietet ein innovatives Lösungsportfolio für Recruiting-Prozesse, wie das zeitversetzte Videointerview, intelligente Karriereseiten und eine Matching-Technologie für Lebensläufe. Talentry gilt als einer der Pioniere für digitale Mitarbeiterempfehlungsprogramme. Mit seiner Cloud-basierten Talent-Relationship-Management-Lösung ist Talentry marktführend und begleitet Unternehmen in jeder Phase des Bewerbungsprozesses. Zusammen sind wir sind ein Perfect Match für zeitgemäßes Recruiting!

 

Welches Ziel verfolgen Sie mit dem Zusammenschluss?

Unser Ziel ist es, der führende europäische SaaS-Champion für Talent Acquisition zu werden. Mit der Fusion von CleverConnect und Talentry, unserer von Digital Plus Partners geführten Finanzierungsrunde im Oktober 2021 und einer Investition von 25 Millionen Euro in unser Wachstum im deutschen Markt, kommen wir diesem Vorhaben ein entscheidendes Stück näher. Gerade in den letzten Jahren hat sich im Bereich Recruiting einiges verändert. Der Druck auf Recruiter und Recruiterinnen ist enorm gestiegen. Sie müssen schnell und effektiv passende Talente finden und das auf eine moderne Art und Weise. Denn auch die Ansprüche der Bewerber und Bewerberinnen sind heute ganz anders als noch vor ein paar Jahren. Ohne technologische und smarte Unterstützung lässt sich ein erfolgreiches Talent Management nicht mehr durchführen.

 

 

Wie unterscheidet sich der deutsche Arbeitsmarkt in Bezug auf Talent Acquisition im Vergleich zum französischen oder im europäischen Vergleich?

Europa ist eines der am stärksten vom Fachkräftemangel betroffenen Märkte, hinzu kommt ein weltweiter Wettbewerb um geeignete Talente. Das macht die Suche für Personalverantwortliche zu einem echten Problem.

Aktuelle Phänomene wie »The Great Resignation« verstärken die Situation. Im Frühjahr war der Wechselwille und die Kündigungsbereitschaft der Deutschen erstmals größer als in den USA. Das sind erschreckende Ergebnisse, auf die Unternehmen unbedingt reagieren müssen. In Frankreich findet man eine ähnliche Situation vor, wenn auch das Land seit jeher mit einer historisch niedrigen Arbeitslosenquote, einer Volatilität der Arbeitskräfte und aktuell mit gestiegenen Ansprüchen der Arbeitssuchenden konfrontiert ist. Auch hier fehlen in fast allen Branchen Arbeitskräfte. Auch in Frankreich geht man daher neue, innovative Wege, um geeignete Talente zu finden und den Recruiting-Prozess attraktiver zu gestalten. Neben klassischen Stellenausschreibungen sind Unternehmen zum Beispiel auch auf sozialen Kanälen wie TikTok aktiv, um insbesondere die jüngere Generation anzusprechen.

Neben all den positiven Entwicklungen hin zu modernen, innovativen und zahlengetriebenen Recruiting-Organisationen, ist der gesamte Bewerbungsprozess jedoch noch nicht ausreichend Kandidatinnen und Kandidaten zentriert. Eine aktuelle Studie von CleverConnect hat das deutlich gezeigt: Mehr als die Hälfte der befragten Kandidatinnen und Kandidaten ist mit dem Bewerbungsprozess unzufrieden – angefangen mit der Karriereseite. Das bedeutet im Umkehrschluss: Unternehmen verlieren potenzielle Talente bereits beim ersten Klick auf die Karrierewebsite. Ein alarmierendes Ergebnis. Wir können Unternehmen nur raten, ihre Investitionen neu zu überdenken, um in den Bereichen Talent Management und Employer Branding wettbewerbsfähig zu sein und eine moderne Candidate Experience auf allen Kanälen bieten zu können.

 

 

Auf welche Veränderungen sollten sich Unternehmen im Bereich Recruiting einstellen?

Wie die meisten Unternehmensbereiche wird auch die HR-Abteilung durch die digitale Transformation modernisiert.

Smarte Technologien werden zu einem festen Bestandteil der Talent-Akquise, denn sie steigern die Effizienz von Prozessen signifikant. Beispielsweise kann eine Matching-Technologie wie sie CleverConnect bietet innerhalb von wenigen Millisekunden Stellenanzeigen oder Lebensläufe analysieren, strukturieren und die gewonnenen Informationen in spezifische Kategorien einteilen. Für Recruiterinnen bedeutet das, dass sie so das passende Talent für eine bestimmte Rolle schnell finden können. Auch Kandidatinnen profitieren davon: Durch einen einfachen Upload ihres Lebenslaufes finden sie die passende Stelle für ihre Kompetenzen und Erfahrungen im Handumdrehen.

Mit dem Fachkräftemangel ändert sich zudem auch das Mindset bei der Ausschreibung von Stellen: Kandidatinnen werden heute weltweit gesucht. Um einen ersten Eindruck noch vor der Einladung zu einem Vor-Ort-Gespräch zu bekommen, bietet sich das zeitversetzte Videointerview an. Denn wenn wir eines in der Pandemie gelernt haben, dann dass ein persönliches Vorstellungsgespräch vor Ort zwar schön, aber nicht zwingend erforderlich ist. Zeitversetzte Videointerviews gehen noch einen Schritt weiter: Kandidatinnen haben die Möglichkeit, sich vorzustellen, Fragen zu beantworten und einen ersten Eindruck bei den HR-Verantwortlichen des Unternehmens zu hinterlassen – ganz ohne Anreisestress und in einer gewohnten, entspannten Atmosphäre zuhause vor der Kamera. Für Recruiterinnen wiederum entfällt der Terminstress, der sich die große Anzahl an Vorstellungsgesprächen ergibt.

Ein weiterer Trend, den wir sehen: Personalverantwortliche suchen nach smarten Wegen, die zahlreichen Bewerberkontakte, die sie tagtäglich haben, maximal auszunutzen. Talent Pools sind eine gute Lösung, die jedoch für eine wirklich effiziente Nutzung eine Infrastruktur mit zentraler Datenhaltung, Filter- und Suchfunktionen brauchen. Das schafft dann wiederum die Basis für einen Ansatz, den wir aus dem Marketing und Sales kennen: Candidate oder Talent Relationship Management mit Kampagnen und gezieltem Aufbau von Beziehungen zu vielversprechenden Talenten – bis es im Idealfall zu einer Bewerbung kommt.

 

Erst kürzlich haben Sie eine Umfrage zu den Anforderungen von Talenten und Arbeitssuchenden veröffentlicht (https://ap-verlag.de/ansprueche-wuensche-und-kriterien-bei-der-jobsuche-mangelhafter-bewerbungsprozess/75579/ ). Was waren die wichtigsten Ergebnisse und welche Rolle spielt die Erfahrung der Bewerber in diesem Zusammenhang?

Wir haben diese repräsentative Studie durchgeführt, um einen besseren Eindruck über das Verhalten von Bewerberinnen in Bezug auf ihre Ansprüche, Wünsche und Kriterien bei der Jobsuche zu bekommen. Das Ergebnis hat uns dann doch sehr überrascht: Mehr als jeder Zweite hat bereits schlechte Erfahrungen im Bewerbungsprozess gemacht. Das zeigt ganz deutlich, wie viel Optimierungspotenzial in der Candidate Experience einiger Unternehmen in Deutschland steckt.

Wir haben auch untersucht, welche Kanäle Talente aktuell bevorzugen. Dabei kam heraus, dass jede/r Dritte Karriereseiten des Unternehmens nutzt, gefolgt von Stellenbörsen und dem persönlichen bzw. beruflichen Netzwerk. Egal, welchen Weg Bewerberinnen wählen, letztlich führen alle zur Karriereseite. Sie ist das Aushängeschild eines Unternehmens und oft der erste Berührungspunkt für Talente mit dem Unternehmen. Kann dieser erste Eindruck nicht überzeugen, springen potenzielle Kandidatinnen ab und wandern zum Wettbewerb.

Ganz spannend war auch zu sehen, dass Talente gegenüber innovativen Bewerbungsmethoden wie zeitversetzte Videointerviews oder Online-Tests sehr offen sind. Ein Grund mehr für Unternehmen, in die Optimierung ihrer Karriereseiten, das Talent Acquisition Management und vor allem in eine zeitgemäße Candidate Experience zu investieren.

Die Candidate Experience beginnt bei einem personalisierten und intuitiven Bewerbungsverfahren, einer klaren Employer Branding-Strategie, die den Kandidaten zeigt, welche Kultur, Werte und Vision das Unternehmen vertritt und automatisierten Abläufen, die den Prozess sowohl für Bewerberinnen als auch für Recruiterinnen so einfach und effizient wie möglich gestalten.

 

 

 

Carl Hoffmann, Co-Founder & COO CleverConnect

Carl Hoffmann hat 2013 die Talentry GmbH mitgegründet und als CEO zu einem der erfolgreichsten europäischen Hallo Herr-Start-ups entwickelt. Seit der Fusion von Talentry mit CleverConnect im Juni 2022 ist Carl als Co-Founder und COO von CleverConnect für das Business Development sowie die Internationalisierung verantwortlich. Als deutsch-französisches Unternehmen verfolgt CleverConnect das Ziel mit den fortschrittlichsten Technologien dem Fachkräftemangel in Europa entgegenzuwirken.

Unter Carls Führung ist Talentry mehrfach ausgezeichnet worden, z. B. mit dem HR Excellence Award, dem HR-Innovation Award und als Top 10 HR-Tech Solution Provider. Das Magazin Business Punk sagt: einer der Top 100 Gründer, Macher und Kreativen 2020 in Deutschland.

 


 

Ansprüche, Wünsche und Kriterien bei der Jobsuche: Mangelhafter Bewerbungsprozess

Illustration: Absmeier Geralt

 

Noch bevor Unternehmen die Chancen haben, potenzielle Talente von sich zu überzeugen, haben sie sie bereits entlang des Bewerbungsprozesses verloren.

 

Mehr als die Hälfte aller Deutschen ist unzufrieden mit dem Bewerbungsprozess

Studie von CleverConnect zeigt, Unternehmen stehen vor großen Herausforderungen, Bewerber für sich zu gewinnen.

  • 53 % der Arbeitssuchenden in Deutschland hat bereits schlechte Erfahrungen im Bewerbungsprozesses gemacht
  • Jeder Dritte bevorzugt bei der Stellensuche die Karriereseiten eines Unternehmens, gefolgt von Stellenbörsen sowie dem persönlichen und beruflichen Netzwerk
  • Offen für Neues: Mehr als die Hälfte akzeptiert innovative Bewerbungsmethoden wie Videointerviews oder Online-Tests
  • Der Inhalt der Arbeit ist für 45 % das wichtigste Kriterium bei der Jobsuche

 

Die gravierenden Veränderungen am Arbeitsmarkt, welche durch die Pandemie, die Einführung neuer Arbeitsmethoden wie Remote Work sowie durch Phänomene wie »The Great Resignation« getrieben wurden, haben tiefgreifende Auswirkungen auf die Erwartungen und Ansprüche von Bewerber und Bewerberinnen. Um zu analysieren, wie sich diese Entwicklungen auf das Verhalten der Bewerber auswirken und deren Ansprüche an Recruiter beeinflussen, hat CleverConnect 1221 Personen in Deutschland befragt, die sich zu dem Zeitpunkt auf der Arbeitssuche befanden.

 

Mangelnde Candidate Experience als größtes Hindernis.

Mehr als jeder Zweite (53 %) hat bereits schlechte Erfahrung entlang der Candidate Journey, also während des Bewerbungsprozesses, gemacht. 61 % fühlen sich bei der Jobsuche gestresst und besorgt. Diese Enttäuschung begründeten 41 % zum einen mit einer fehlenden Antwort auf die eingereichten Bewerbungsunterlagen und zum anderen damit, dass keine Gründe für Absagen genannt werden (41 %). Auch ein langer und komplizierter Prozess löste bei 18 % der befragten Deutschen Frustration aus. Erschreckend auch, dass 17% der Befragten in der Vergangenheit das Gefühl hatten, im Bewerbungsprozess diskriminiert worden zu sein.

Die große Mehrheit der Bewerber (80 %) ist der Überzeugung, dass ein Einstellungsverfahren nicht länger als einen Monat dauern sollte. Die Realität sieht jedoch anders aus: Die Time-to-Hire beträgt bei deutschen Unternehmen 2 – 4 Monate, was weit von den Erwartungen der Bewerber entfernt ist.

 

Karriereseite und Stellenbörsen als erste Anlaufstellen.

Auf die Frage, welche Methoden bei der Arbeitssuche bevorzugt werden, nannte über ein Drittel der Befragten die Website bzw. Karriereseite des Unternehmens, dicht gefolgt von der Suche über Stellenbörsen (31 %). 28 % vertrauen auf persönliche und berufliche Kontakte, um auf passende Jobs aufmerksam zu werden. Lediglich 15 % nutzen derzeit die Bewerbungsmöglichkeiten über soziale Netzwerke wie LinkedIn oder Xing.

 

Auf den Inhalt kommt es an.

Der Sinn der Arbeit rückt verstärkt in den Vordergrund. Fast die Hälfte der befragten Arbeitssuchenden (45 %) zählt den Inhalt der Arbeit zu den Hauptkriterien, die sie dazu bewegen, sich auf eine Stelle zu bewerben. Gefolgt von dem Standort der Arbeitsstelle (40 %) sowie dem Team aus Kollegen und Vorgesetzten (29 %). Kriterien bezüglich der beruflichen Entwicklung – wie der Erwerb neuer Kompetenzen (18 %), Aufstiegschancen (12 %) sowie die Verantwortungsbereiche der Stelle (15 %) liegen deutlich dahinter.

 

Offen für Neues.

Bestimmte Praktiken sind nach wie vor für viele Bewerber:innen fester Bestandteil ihres Bewerbungsprozesses. Die Akzeptanz der einzelnen Etappen ist bei der großen Mehrheit gegeben:

  • Bewerbungsschreiben senden (79 %)
  • Lebenslauf einreichen (79 %)
  • Ein Telefongespräch führen (vor dem persönlichen Treffen) (76 %)
  • Eine Fallstudie/praktische Übung durchführen (64 %)

Mehr als jeder Zweite ist auch offen für neue, innovativere Bewerbungsmethoden wie Videointerviews (57 %) oder einen Online-Test (56 %).

 

Fazit: Es ist noch Luft nach oben.

Die Ergebnisse des Barometers machen deutlich, dass Unternehmen in Deutschland noch einen langen Weg vor sich haben, um ihre Einstellungsprozesse zu transformieren und die Candidate Experience zu verbessern. Viele Bewerber:innen sind von den aktuell vorherrschenden Prozessen enttäuscht und frustriert. Sie erwarten mehr Transparenz, eine bessere Kommunikation und moderne Bewerbungsverfahren. Durch die Transformation des Recruitings, der damit verbundenen Automatisierung manueller Prozesse sowie den Einsatz moderner Technologien erhalten Unternehmen wertvolle Unterstützung bei der Bewältigung des Bewerberaufkommens und gestalten den Bewerbungsprozess attraktiver. Moderne Methoden wie das zeitversetze Videointerview bieten zusätzliche Möglichkeiten, um die Candidate Journey von Bewerber:innen zu optimieren.

 

Carl Hoffmann, Co-Founder von CleverConnect, über die Ergebnisse: »Die Erwartungen der Bewerberinnen an Unternehmen werden immer höher. Das ist meiner Meinung nach eine der wichtigsten Erkenntnisse unseres aktuellen CleverConnect Barometers für Deutschland. Das steigert ganz deutlich den Druck auf Recruiterinnen ihre Einstellungs- und Recruitingprozesse zu überdenken und zu transformieren. Nur so haben sie eine Chance die Candidate Experience zu verbessern, Frustration zu vermeiden und potenzielle Talente in Mitarbeitende umzuwandeln und zu binden.«