Mit umweltfreundlichen, offenen und effizienten Lösungen kann der steigende Ressourcenverbrauch der Cloud- und Rechenzentrumbranche und damit einhergehend deren CO2-Fußabdruck reduziert werden.
Es ist Fakt, dass es durch Cloud-Anwendungen aus den Bereichen künstliche Intelligenz und Machine Learning, aber auch durch die Zunahme der Arbeit im Homeoffice oder die vermehrte Nutzung von Streaming-Diensten zu einem deutlichen Anstieg des Energieverbrauchs in Rechenzentren gekommen ist – allein in Deutschland im Jahr 2020 um sieben Prozent auf insgesamt 16 Milliarden kWh, was einer Zunahme von 1 Milliarde kWh im Vergleich zum Vorjahr entspricht [1]. Bis 2030 soll der Anteil digitaler Infrastrukturen sogar bis zu sechs Prozent des gesamten globalen Stromverbrauchs ausmachen [2]. Fakt ist somit auch, dass Unternehmen gefordert sein werden, zügig und konsequent zu handeln, um den Energieverbrauch ihrer digitalen Infrastruktur zu senken und den Ressourcenbedarf auf ein Minimum zu reduzieren.
Nur 25 Prozent setzen auf Nachhaltigkeit. Trotz der alarmierenden Zahlen setzen sowohl das Gros der Rechenzentrumsbetreiber als auch der Unternehmen, die die Rechenzentrumsinfrastrukturen nutzen, primär auf Kosteneffizienz statt auf Energieeffizienz. Zu diesem Ergebnis kommt auch eine aktuelle Studie aus Großbritannien: Laut des Cloud Industry Forums (CIF) geben 53 Prozent der rund 250 befragten IT-Entscheider an, die Kosten in den Vordergrund zu stellen [3]. Mit 25 Prozent und damit erst an siebter Stelle der Prioritätenliste steht der Nachhaltigkeitsnachweis.
Ineffizient: Bisher kaum Nutzung der Abwärme. Trotz geringer Energieeffizienz werden weltweit die Server in Rechenzentren noch überwiegend aufwändig unter Verwendung strombetriebener Klimageräte mit Luft gekühlt und die Abwärme ungenutzt in die Atmosphäre abgegeben. Ausnahmen gibt es dabei durchaus. Sie sind insbesondere in Skandinavien und den Niederlanden zu finden, wo entsprechende Lösungen auch politisch gefördert werden. Dort wird bereits heute die Abwärme vermehrt nachgenutzt – neben der Unterstützung von Heizungsanlagen in Gebäuden, beispielsweise auch für die Warmwasserversorgung oder die Einspeisung in Nah- und Fernwärmenetze. Auch der Einsatz von zukunftsträchtigen Kühllösungen, wie der direkten Heißwasserkühlung, kann helfen die Energiebilanz von Rechenzentren weiter zu verbessern. Durch Wärmenachnutzung und die damit verbundenen Einsparungen bei den notwendigen Betriebsstunden für Klimageräte ließen sich neben den Betriebskosten auch die CO2-Emissionen weiter senken.
Warum Standards so wichtig sind und der »neue« Blaue Engel Wegbereiter sein könnte. Nicht nur in Anbetracht des Klimawandels, sondern auch aufgrund der dringenden Befreiung der Abhängigkeit von fossilen Energieträgern, ist ein Umdenken aller Unternehmen zu mehr Energieeffizienz nötig. Auf diesem Weg sind verlässliche und etablierte Standards als Orientierungspunkte und Richtungsweiser erforderlich. Das Siegel Blauer Engel, das vom Umweltbundesamt im Bereich »Energieeffizienter Rechenzentrumsbetrieb« seit 2012 verliehen wird, kann eine solche Rolle übernehmen. Vorher gilt es aber das Henne-Ei-Problem zu lösen: Damit die Zahl, der mit dem Blauen Engel zertifizierten Rechenzentren steigt, muss auch die Nachfrage nach umweltverträglicher und energieeffizienter Rechenzentrumsleistung steigen. Hierfür reicht die unbestimmte Aussicht auf eine Imageaufwertung nicht aus, Unternehmen müssen einen klaren Wettbewerbsvorteil erkennen können. Deshalb muss der Druck sehr viel stärker als bisher, von den Kunden, aber auch aus der Politik und öffentlichen Hand kommen. So sollte beispielsweise bei der Auftragsvergabe von Rechenzentrumsleistungen die Berücksichtigung von Umweltkriterien vorgeschrieben und das Siegel Blauer Engel kontinuierlich weiter hinsichtlich Kriterien energetischer Optimierungen ausgebaut werden.
Blauer Vorreiter
Das Unternehmen Cloud&Heat Technologies GmbH entwickelt und betreibt seit 2011 nachhaltige und skalierbare digitale Infrastrukturen. Das Ziel ist es, mit umweltfreundlichen, offenen und effizienten Lösungen den steigenden Ressourcenverbrauch der Cloud- und Rechenzentrumbranche zu bremsen und dadurch ihren CO2-Fußabdruck zu reduzieren. Gemeinsam mit der Thomas-Krenn.AG wurde der wassergekühlte Server RI2208-LCS entwickelt, der neben dem RI2208 Anfang 2022 mit dem Blauen Engel für Server und Datenspeicherprodukte nach DE-UZ 213 ausgezeichnet wurde. Es ist die erste Auszeichnung von Server-Produkten mit diesem Umweltsiegel.
Dipl.-Ing. Conrad Wächter,
Teamleiter Hardware and Cybernetics bei
Cloud&Heat Technologies GmbH
www.cloudandheat.com
[1] Borderstep Institut, Rechenzentren 2020, März 2021:https://www.borderstep.de/wp-content/uploads/2021/03/Borderstep_Rechenzentren2020_20210301_final.pdf
[2] SDIA, The Utility of the Future, 2020: https://energycentral.com/system/files/ece/nodes/418708/200424_sdia_report_utility_full-final.pdf
[3] Cloud Industry Forum, White Paper »The transformational impact of cloud«, 2022:
https://cloudindustryforum.org/knowledge_hub/the-transformational-impact-of-cloud-an-executive-summary-from-fujitsu/