Vier zentrale Entwicklungen haben nach Meinung von IDC den Storage-Markt geprägt. Außerdem haben drei Zusammenschlüsse beziehungsweise Aufspaltungen sowie zwei rechtliche Veränderungen in 2015 die Unternehmen auf Trab gehalten. Als Technologieanbieter im Bereich Datenmanagement nimmt Actifio zur Analyse von IDC Stellung.
Entwicklung 1: Endbenutzerakzeptanz
IDC beobachtete in 2015, dass eine wachsende Zahl von Anwendern bereit ist neue Speichertechnologien und Konzepte zu testen. Der Trend weg von traditionellen Speicherumgebungen, angetrieben mit der Notwendigkeit für kosteneffiziente Speichersysteme und der digitalen Transformation, machten definiertere Strategien und individuellere Lösungen notwendig. »Diese Beobachtung von IDC teilen wir zu 100 %. Das Interesse an Ansätzen zur Datenverwaltung, die über die konventionellen Konzepte hinausgehen, ist deutlich gewachsen«, erklärt Thorsten Eckert, Sales Director bei Actifio in der DACH-Region. »Die Datenvirtualisierung nimmt hier eine Vorreiterstellung ein.«
Entwicklung 2: Fortschritte bei Flash-Arrays
Im vergangenen Jahr durchbrachen laut IDC die diversen Flash-Systeme (All-Flash-Arrays und Hybrid-Flash-Arrays) die 50-Prozent-Schwelle beim Gesamtwert externer Speicher in EMEA. Start-ups und die etablierten Unternehmen investierten weiter in ihre Technologien, um die Kosten zu senken und neue Datendienste zu ergänzen. »Wir sehen bei vielen Kunden, dass diese in Sachen Hardware wirklich zunehmend auf Flash setzen. Allerdings ist dies nur die halbe Miete auf dem Weg zu effizienterem Datenmanagement«, mahnt Thorsten Eckert. »Der Fokus auf das Thema Hardware birgt die Gefahr, dass die Potenziale, die in software-basierten Lösungen liegen, übersehen werden.«
Entwicklung 3: Rückgang von High-End-Speicher-Arrays
Aktuellen ESS-Tracker-Schätzungen durch IDC EMEA zufolge schrumpfte der traditionelle Enterprise-Storage-Markt im Jahresvergleich in den ersten drei Quartalen des Jahres 2015 – und sogar um erstaunliche 27 Prozent im dritten Quartal. »Wenn man den super dynamischen Flash-Markt außer Acht lässt und traditionelle Speicherhardware betrachtet, dann ist kaum zu übersehen, wie die Anbieter unter Druck kommen. Es wird immer schwieriger für die Anbieter die vermeintlichen Besonderheiten ihrer jeweiligen Hardware den Anwendern schmackhaft zu machen«, fasst Thorsten Eckert zusammen. »In 2016 wird das Leben für diese Hersteller nicht einfacher werden, da die Nutzer immer mehr erwarten und sehr auf den Nutzen und die Flexibilität der angebotenen Systeme achten.«
Entwicklung 4. Objektspeicher etabliert sich
Im Objektspeicher-Segment ging es sehr lebhaft zu. HGST, eine hundertprozentige Tochtergesellschaft von Western Digital, übernahm Amplidata, einen Anbieter von objektbasierter Storage-Software. Danach kündigte IBM an, Cleversafe, einen Anbieter von Objektspeicher, zu übernehmen. Redhat und Fujitsu vermeldeten die Zusammenarbeit für das Objektspeicher-Angebot. EMC startete seinen Elastic Cloud Service. Andere Anbieter wie HDS und einige Start-ups intensivierten ihre Marketinganstrengungen für ihr Objektspeicher-Angebot. »Da Unternehmen nach neueren Technologien suchen, um ihre wachsenden Datenspeicheranforderungen kostengünstig abzufangen, erfährt das Thema Objektspeicher einen starken Aufschwung«, so Thorsten Eckert. »Es wird spannend sein zu beobachten, welche Standards sich etablieren und wie sich die Start-ups gegen die Big Player etablieren können.«
Neben den Entwicklungen, die ganze Marktsegmente erfassten, gab es nach Einschätzung von IDC in 2015 drei zentrale Ereignisse, die im Umfeld einzelner Unternehmen stattfanden.
- So gab Dell Inc., die Unterzeichnung einer Vereinbarung für den Erwerb von EMC für 67 Milliarden US-Dollar bekannt. »Aus der Übernahme dürfte einer der größten traditionellen Enterprise-System-Anbieter im EMEA-Markt hervorgehen«, schätzt Thorsten Eckert. »Fraglich ist jedoch, wie solch ein Mammut-Unternehmen den Anforderungen nach Flexibilität, Schnelligkeit und Innovation gerecht werden kann, um zeitgemäße Lösungen zum Datenmanagement anzubieten.«
- Zudem kündigte HP an sich in zwei Aktiengesellschaften aufzuteilen: Hewlett-Packard Enterprise, das sich auf IT-Infrastruktur, Dienste und Software konzentriert, und HP Inc. für Personal Systems und Drucken. »Diese Aufspaltung könnte dem Unternehmen helfen, den dynamischen Jungunternehmen der Branche auf den Versen zu bleiben«, prognostiziert Thorsten Eckert. »Traditionell ist HP natürlich vor allem im Bereich Hardware stark. Es wird interessant sein zu beobachten, was das Unternehmen in Sachen Software für Datenmanagement auf die Beine stellen wird.«
- Eine weitere Aufspaltung gab es bei Symantec und Veritas. So hat Veritas die operative Trennung von Symantec mittlerweile abgeschlossen. Veritas ist nun in Privatbesitz und konzentriert sich laut IDC auf eine offenere, »start-up-ähnliche« Business-Strategie, um zu einem reinen Informationsmanagement-Anbieter zu werden. »Die Trennung zeigt, dass das Informationsmanagement im Jahr 2015 zu einem wichtigen Thema für Unternehmen geworden ist. Dies erfordert zunehmend spezialisierte Unternehmen.«
Neben technologischen Trends und den Entwicklungen in einzelnen Unternehmen haben vor allem auf EU-Ebene Entscheidungen zum Datenschutz wichtige Impulse geliefert.
- Die Datenschutz-Grundverordnung (GDPR) ist ein neuer Teil der Gesetzgebung, der von der EU eingeführt wurde. Ihre Bedeutung als eine Verordnung statt eine Richtlinie ist, dass sie für alle 28 EU-Staaten gleichermaßen und unmittelbar nach der Verabschiedung gilt, wie IDC erklärt. Die GDPR wurde in erster Linie entwickelt, um Datenschutzvorschriften in der gesamten EU zu vereinheitlichen. »Datenschutz ist nicht nur eine Frage der klassischen IT-Sicherheit, sondern hat auch einen ganz wichtigen Aspekt im Bereich der Datenverwaltung«, erklärt Thorsten Eckert. »Ich gehe davon aus, dass große Infrastrukturen, die auf konventionelle Speichertechnologie setzen, große Mühe haben werden die neuen Anforderungen zeitnah zu erfüllen. Umgebungen, die auf Datenvirtualisierung setzen, können mit derartigen Neuerungen besser umgehen.«
- Auch die Safe-Harbour-Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs hat nach Meinung von IDC die Anbieter und Anwender in Aufregung versetzt. Das bisherige Safe Harbor-Abkommen wurde vor allem von amerikanischen Cloud-Service-Providern genutzt, um die Übertragung von Daten zwischen Europa und den USA zu legitimieren. Auch wenn die neue Regelung die Datenübertragung in die USA nicht illegal macht, könnten Datenverarbeitungsanbieter zum Gegenstand von Gerichtsverfahren werden, da die Datenschutzbehörden nun zu Untersuchungen verpflichtet sind, so IDC. »Ich erwarte eine stark steigende Nachfrage an Diensten europäischer Cloud-Service-Provider, da hier die Skepsis in Sachen Datenschutz weniger stark ausgeprägt ist«, so Thorsten Eckert. »Um diese Nachfrage zu bedienen müssen die Service-Provider in Europa in Ressourcen ausbauen und Fähigkeiten verbessern. Erste Erfahrungen zeigen, dass auch hier der Umstieg zur Datenvirtualisierung den Anbietern einen immensen Produktivitätsschub bringen kann.«