Studie: Geringe Anzahl der Organspenden liegt nicht an der Bevölkerung

foto cc0 pixabay pdp human-digestive-systemSeit Jahren appellieren Ärzte und Krankenkassen an die Bevölkerung, ihre Bereitschaft zur Organspende zu erklären. Aber trotz des gestiegenen Anteils von Personen mit Organspendeausweis verharrt die Anzahl tatsächlicher Transplantationen bei unter 900 pro Jahr. Eine Studie belegt nun, dass dies nicht an der mangelnden Spendenbereitschaft der Deutschen liegt.

Das Institut myMarktforschung.de hat im Rahmen einer repräsentativen Umfrage im Dezember 2016 1.069 Deutsche zwischen 18 und 70 Jahren online zu ihrer Einstellung zu Organspenden befragt. Untersucht wurde die Bereitschaft der Befragten, Organe zu spenden, das Vorhandensein von Organspendeausweisen sowie die Ängste und Motivationen, die die Spendenbereitschaft beeinflussen.

Nur 19 Prozent entschlossene Nicht-Spender

Zu den überzeugten Spendern zählen 47 Prozent der Deutschen. Sie sind grundsätzlich ohne Einschränkungen zur Organspende bereit. Weitere 35 Prozent gehören zur Gruppe der potenziellen Spender, die insgesamt unsicher sind oder nur bestimmte Organe in Erwägung ziehen. 19 Prozent gehören zu den entschlossenen Nicht-Spendern und lehnen die Weitergabe von Körperteilen nach ihrem Tod prinzipiell ab. Der Anteil von Personen mit Organspendeausweis liegt auf Rekordniveau: 38 Prozent der Deutschen haben ihre Einstellung zur Organweitergabe mittlerweile dokumentiert. Im Jahr 2012 waren es laut eines Berichts der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung nur 22 Prozent gewesen.

Ärzte trauen dem System selbst nicht mehr

Die Anzahl möglicher Spender wächst also immer weiter, während die Anzahl tatsächlicher Transplantationen stagniert und im Vergleich zu 2012 sogar um 18 Prozent zurückgegangen ist. Im Jahr 2016 gaben der Website der Deutschen Stiftung Organspende zufolge insgesamt 857 Menschen nach ihrem Tod Organe weiter, das vierte Jahr in Folge waren es damit unter 900. Das liegt laut dem Ärzteblatt vor allem an der geringeren Anzahl von Spendermeldungen, denn viele Ärzte trauen wohl dem System der Transplantationsmedizin nach den bekanntgewordenen Manipulationen an Wartelisten für Empfänger in deutschen Kliniken selbst nicht mehr.

Die Skandale der letzten Jahre haben auch bei der Einstellung der Bevölkerung zur Organspende Spuren hinterlassen und sich mit Spekulationen verbunden. Die größte Befürchtung, die einer Spende entgegensteht, ist der Missbrauch durch Organhandel, auch wenn dies in Deutschland nahezu ausgeschlossen ist. 39 Prozent der entschlossenen Nicht-Spender und sogar 47 Prozent der potenziellen Spender haben Angst davor. Die tatsächlich vorkommenden Manipulationen an Wartelisten liegen mit 28 Prozent der Nicht-Spender und 36 Prozent der Unsicheren, die hier Befürchtungen haben, auf dem zweiten Rang.

Vertrauen wiederherstellen

Um die Anzahl der erfolgreichen Spenden zu steigern, kommt es darauf an, das Vertrauen in die Transplantationsmedizin wiederherzustellen. Den grundsätzlichen Rückhalt in der Bevölkerung hat die Organspende in jedem Fall. Aber sollte es der Politik nicht gelingen, praktikable Lösungen für eine Erhöhung der Zahl der Spendermeldungen zu finden und ein transparentes und faires Transplantationssystem zu etablieren, könnte auf Dauer auch die Anzahl der überzeugten und potenziellen Spender zurückgehen.

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