Unerkannte Lücken beim Energiedatenmanagement können zu Fehlentscheidungen bei Investitionen führen

Finanzielles Risiko: Messaufnehmer und Auswertungssoftware müssen optimal aufeinander abgestimmt sein.

 

Viele Unternehmen – in Deutschland waren es im Jahr 2015 nach Angaben der International Organization for Standardization (ISO) 6.390 Betriebe – haben bereits ein Energie-Audit durchgeführt und sich für die ISO-Energiemanagement-Norm 50001 zertifizieren lassen. Damit können sie Steuern sparen und vermitteln dem Verbraucher, dass im Betrieb auf ein nachhaltiges Energiemanagement geachtet wird – ein positiver Imageeffekt. Zudem basieren viele intern gefällte Investitionsentscheidungen auf den gemessenen Verbrauchsdaten verschiedener Medien wie Strom, Wasser oder Gas. Hier offenbaren viele installierte Systeme jedoch oftmals ihre Tücken: Das Zusammenspiel von Zählern, Messgeräten und Auswertungssoftware funktioniert nicht immer reibungslos, sodass der für das Energiemanagement zuständige Mitarbeiter unwissentlich fehlerhafte Daten an die Kostenstellen oder die Geschäftsführung weitergibt – besonders dann, wenn er die Zahlen zuvor nicht auf ihre Plausibilität hin überprüfen konnte. Christian Wiedemann, Experte für Energiedatenmanagementsysteme bei der KBR GmbH, empfiehlt deshalb, von Anfang an ein System zu installieren, dessen Komponenten optimal aufeinander abgestimmt sind und das deutlich zu erkennen gibt, ob zum Beispiel Werte fehlen. Nur so können teure Fehlentscheidungen vermieden werden.

Dass Energiedatenmanagementsysteme vielseitig einsetzbar sind, haben in den vergangenen Jahren viele Unternehmen für sich entdeckt: »Wer die richtigen Maßnahmen ergreift, kann damit nicht nur Steuern sparen – viele Investitionsentscheidungen können auf Basis von plausiblen Energiedaten viel wirtschaftlicher getroffen werden, was sich wiederum positiv auf die Unternehmensbilanz auswirkt«, erklärt Christian Wiedemann, Vertriebsleiter bei der KBR GmbH aus dem mittelfränkischen Schwabach. »Plausibilität« ist dabei das Kriterium, das die Daten zu 100 Prozent erfüllen sollten – was jedoch in der Praxis nur selten der Realität entspricht. Das hat auch Wiedemann in den vergangenen Jahren immer wieder festgestellt: »Viele Unternehmen entscheiden sich zwar dafür, ein Energiedatenmanagement nach ISO 50001 zu implementieren, sind jedoch nur unzureichend darüber informiert, welche Voraussetzungen dieses System mitbringen muss und wo es zu Fehlern kommen kann.«

 

Fehlinvestitionen aufgrund unerkannter Messlücken

So wählen Unternehmen zum Beispiel Stromwandler aus, die nicht auf das System abgestimmt sind, oder die Messgeräte besitzen keinen Lastprofilspeicher. Außerdem kann es passieren, dass die Auswertungssoftware Lücken übersieht und diese folglich auch nicht automatisch kennzeichnet. Zudem ist es von entscheidender Bedeutung, dass die Software die Lücken selbstständig gemäß dem BDEW-Metering Code füllen kann – wozu bisher nur sehr wenige Systeme in der Lage sind. »Der Metering Code des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft legt unter anderem die Mindeststandards für die Erfassung und Übertragung von Messwerten zu Netz- und Messstellenbetreibern oder Energieanbietern fest«, erläutert Wiedemann. »Hier wird unter anderem beschrieben, wie Ersatzwerte gebildet werden sollen, falls die Messgeräte die tatsächlichen Werte nicht messen konnten und ansonsten Lücken entstehen würden.«

 

Ist sich das Unternehmen dieser Gefahren nicht bewusst und übernimmt alle Daten aus dem System ohne Kontrolle, um etwa wichtige Investitionsentscheidungen zu treffen, Benchmarks zu erarbeiten oder den Energieeinkauf zu tätigen, kann das schnell zu einem bösen Erwachen führen. Das passierte etwa bei einem Unternehmen aus der Lebensmittelbranche, das beschloss, die Produktionsenergie zu senken. »Im Regelfall hat diese Maßnahme für das Unternehmen mehrere positive Folgen. Zum einen werden die Kosten für die eingesetzte Energie nachhaltig reduziert, zum anderen kann die Einsparung beim Audit der ISO 50001 als erfolgreiche Maßnahme dargestellt werden«, so Wiedemann. Für die konkrete Umsetzung sollte ein Blockheizkraftwerk installiert werden, das Prozessdampf und Strom für den Betrieb bereitstellt. Die Projektierung und Investitionsentscheidung wurde auf Basis der erfassten Energiedaten gefällt. »Die Verantwortlichen übersahen dabei jedoch, dass die Zahlen der Messstellen nicht immer den tatsächlichen Werten entsprachen. Demnach wurde die thermische Energie auch nicht in dem Maße benötigt wie in den vorangegangenen Berechnungen prognostiziert«, berichtet der Vertriebsleiter. Dadurch verlängerte sich die Amortisationszeit erheblich, sodass das Unternehmen deutlich mehr Geld investieren musste als ursprünglich vorgesehen.

 

EDM-Software erkennt fehlende Daten und erzeugt Ersatzwerte

Die Fehlerursache kann zum Beispiel eine Messstelle mit Zählerstandserfassung sein, die unter Umständen nicht mit Strom versorgt wird, sodass Werte unbemerkt fehlen. Auch mangelt es bei anderen Systemen häufig an einer Statuskennzeichnung, die dem Administrator des Energiedatenmanagementsystems direkt anzeigt, ob die Daten tatsächlich vollständig sind. »Oftmals passieren auch einfache Flüchtigkeitsfehler«, berichtet Wiedemann. »So werden etwa versehentlich die Werte verschiedener Medien miteinander addiert oder den Kostenstellen werden die Messwerte falsch zugeordnet, sodass am Ende über 100 Prozent herauskommen.« Mittlerweile sind die Unternehmen sogar dazu übergegangen, die Werte von Messstellen wieder händisch zu überprüfen, bevor wichtige Investitionsentscheidungen getroffen werden, was sehr viel Zeit benötigt. Das führt die Idee, die hinter der Einführung eines Energiedatenmanagementsystems steht, wiederum ad absurdum.

 

Um solche Fälle zu vermeiden sollten Unternehmen bei Energiedatenmanagementsystemen auf bestimmte Voraussetzungen achten. Dazu zählt, dass bei Messstellen eine Lastprofilmessung eingesetzt werden sollte. Das Lastprofil wird mit Statuskennzeichnung an die Software übertragen, damit dort im Ernstfall eine automatische oder manuelle Ersatzwertbildung durchgeführt werden kann. Zudem sollte eine OBIS-Kennzeichnung dafür sorgen, dass unterschiedliche Medien unübersehbar voneinander abgegrenzt werden. Dadurch verringert sich das Risiko, zum Beispiel falsche Werte zu addieren. Letzten Endes sollten jedoch die Energie-Beauftragten im Unternehmen, die auch für die Überwachung der Energiedaten zuständig sind, ausreichend geschult sein, um Fehler eigenständig identifizieren zu können.

 

Messgeräte, Software und Schulungen aus einer Hand

KBR selbst bietet ein Komplettpaket an, das aus den notwendigen Messgeräten und einer Software besteht, in der die Daten verarbeitet und graphisch dargestellt werden können. Das Unternehmen berät die Betriebe ausführlich über die Maßnahmen, um ein solches Energieüberwachungssystem zu installieren, implementiert dieses zusammen mit dem Kunden und schult die verantwortlichen Mitarbeiter über den Umgang mit Messstellen und Software – dies erfolgt über ausgebildete Energiemanager. »In der mangelnden Schulung liegt eines der Probleme, das die Hersteller von Messgeräten oft übersehen und das dann unter Umständen zu einer hohen Fehlerquote im Umgang mit dem Messsystem führen kann. Hier wurden leider noch keine Standards definiert«, so Wiedemann.

Der Energieexperte stellt den Betrieben deshalb jederzeit ein kompetentes Beratungsteam zur Seite, das im Bedarfsfall auch Fernwartungen übernehmen kann. KBR wendet zudem den BDEW-Metering Code in seinem System an, den in Deutschland auch Energieversorger für die Abrechnung einhalten müssen. »Der Verband hat hier ein sehr strenges Regelwerk geschaffen, das Fehler nahezu ausschließt. Wer sich daran hält, kann sich deshalb über die Plausibilität der Daten absolut sicher sein«, schließt Wiedemann ab.

 

 


 

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