Vom IT-Verwalter zum Wertschöpfer – Die Rolle des CIO wird komplexer

Lange Zeit waren IT-Abteilungen für die Bereitstellung von Unternehmens-IT, für technischen Support und die technologische Abbildung von Prozessen verantwortlich. Im Zuge des digitalen Wandels wächst ihre Verantwortung.

Die IT muss in Zukunft Mehrwerte im Unternehmen schaffen – mit direkter Auswirkung auf Umsatz und Unternehmenserfolg. Ausgelöst wurde die Entwicklung durch eine Vielzahl neuer Technologien. Sie zu bewerten und sinnvoll im Unternehmen zu implementieren, lässt die Rolle des CIO komplexer werden – aber auch spannender.

Einer Capgemini-Studie über »IT-Trends 2022« zufolge spielt IT bei den Expansionsplänen vieler Organisationen eine entscheidende Rolle [1]. Stetig steigende Budgets für Digitalisierung und intelligente Systeme sollen Wettbewerbsvorteile sichern sowie den demografischen Wandel und auch den Fachkräftemangel abfedern. Letzteres, indem etwa Mitarbeitende von Routine-Aufgaben entlastet werden.

Dieser Wandel – vom IT-Verwalter zum strategischen Treiber der Wertschöpfung – gewährt CIOs spürbar mehr Anerkennung im Unternehmen als früher. Zugleich wächst ihre Verantwortung. Plötzlich an der Steigerung des Kundenumsatzes gemessen zu werden, während der Fokus auf Kostenoptimierung, IT-Sicherheit und dem Erkennen und Verstehen wichtiger technologischer Trends liegen muss, kann überfordern.

Aktuelle Trends im Fokus von Wirtschaft & Behörden. Die Studie von Capgemini liefert Antworten auf Fragen, die sich CIOs stellen (müssen). Eine davon lautet: Welche Systeme, Methoden und Technologien sind für den Unternehmens-erfolg am relevantesten? 195 Fach- und IT-Verantwortliche aus dem deutschsprachigen Raum gaben dazu Auskunft.

 

  • Fokus No 1: 
    Verstärkte Ausrichtung an Kundenbedürfnissen
    Wichtigstes Ziel der befragten Unternehmen und Behörden ist mit 54,9 Prozent die verstärkte Ausrichtung an Kundenbedürfnissen. Während der Pandemie haben sie erfahren, wie wichtig die Nutzerfreundlichkeit digitaler Kontaktkanäle für die Wettbewerbsfähigkeit ist. Digitaler Kundenservice bleibt stark nachgefragt. Wer hier investiert, investiert in Kundenbindung und -zufriedenheit. Teilweise zwingen aber auch Gesetzesvorgaben zum Handeln: So müssen Behörden bis Ende 2022 das Onlinezugangsgesetz erfüllen und nutzerfreundliche Online-Services für ihre Leistungen etablieren.

 

  • Fokus No 2:
    Einsatz intelligenter Technologien
    Wichtige Strategievorgaben werden in Unternehmen immer häufiger mithilfe intelligenter Technologien umgesetzt. 35,5 Prozent der Befragten nutzen bereits intensiv künstliche Intelligenz (KI) und stufen deren Erfolg als hoch oder sehr hoch ein. Im Jahr zuvor waren es gerade einmal 15,6 Prozent. Der Einsatz intelligenter Technologien wird nach Einschätzung von Capgemini weiter steigen, insbesondere in den Bereichen Empfehlungssysteme (prognostizierter Zuwachs bis 2023: 142,9 %), Personalisierung (120,5 %), Qualitätsmanagement (116,9 %), Lieferkettenoptimierung (109,6 %) und Analyse des Tagesgeschäftes (105,6 %).

 

  • Fokus No 3:
    Senkung von Treibgasemissionen
    Intelligente Technologien tragen mittlerweile sogar zur Senkung von Treibhausgasemissionen bei. 71 Prozent der befragten Unternehmen wollen ihre jährlichen Emissionen bis 2026 um durchschnittlich 40 Prozent senken. Die öffentliche Verwaltung plant mit knapp 28 Prozent. Rund 42,6 Prozent der Einsparungen sollen mit Hilfe der IT erreicht werden – durch Reduzierung des Energieverbrauchs, Remote-Arbeit und Online-Konferenzen, exaktere Verbrauchsprognosen oder die Optimierung von Routen und Verkehrsmitteln.

 

  • Fokus No 4:
    Container-Technologien, Sicherheitskonzepte, Machine Learning und Open APIs
    Höchste Bedeutung für ihre Organisation geben die Stu-dienteilnehmer in diesem Jahr den folgenden Trends: Container-Technologien, Sicherheitskonzept Zero Trust, Machine Learning, Schutz vor Bedrohungen durch IoT-fähige Geräte sowie Open APIs. Besonders viele Projekte waren in den Bereichen Robotic Process Automation mit intelligenten Entscheidungen, Preventive und Predictive Maintenance, Open APIs, Low-Code-App-Plattformen, Mobile Wallets, Ticketing und Zugangskontrolle sowie Zero Trust geplant. Geringste Bedeutung wurde Virtual & Augmented Reality, Distributed Ledger Technologie, Graph-datenbanken, dezentralen Anwendungen und Quanten-Computing zugeschrieben.

 

Umgang mit Komplexität entscheidet. IT-Trends zu kennen, zu verstehen und deren Nutzen für das eigene Unternehmen zu antizipieren, ist ein maßgeblicher Teil der Rolle heutiger CIOs. Die neue Komplexität dieser Aufgabe erhöht den Stellenwert von IT im Unternehmen und bietet die Chance, strategisch am Erfolg mitzuwirken, statt ihn wie früher »nur« technisch zu begleiten.

 


Angelika Mühleck,
IT-Fachjournalistin

 

 

[1] https://www.capgemini.com/at-de/resources/studie-it-trends-2022/

 

Illustration: © MJgraphics/shutterstock.com