Welche IT-Dienstleister können ihre Kunden beim Erreichen von Umweltzielen unterstützen und wie sieht diese Unterstützung aus?

Illustration Absmeier foto freepik

PAC-Innovation-Radar-Reihe zum Thema »Sustainability-related IT Consulting & Services in Europe 2024«.

  • Reaktion auf zunehmende ESG-Anforderungen: ESG-Richtlinien wie die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) erweitern die Berichtspflichten und zwingen Unternehmen, ökologische Nachhaltigkeit zu priorisieren.
  • Anerkennung der Notwendigkeit, Umweltfragen zu berücksichtigen: IT-Dienstleister machen Nachhaltigkeit zu einem strategischen Element ihrer Portfolios. Sie zielen damit auf das Potenzial ab, das sich aus der Unterstützung der Kunden bei der Reduzierung von CO2-Emissionen durch IT-Transformation ergibt.
  • Die wichtigsten Erkenntnisse aus der PAC-Radar-Analyse: Die Analyse zeigt als wichtigen Schwerpunkt die Anwendung von datenbezogenen Kompetenzen auf ESG-Daten. Viele IT-Anbieter investieren in nachhaltigkeitsbezogene Assets (z.B. Tools, Methoden etc.). Consulting-orientierte IT-Anbieter spielen eine aktive Rolle bei der Umstellung von Kundenorganisationen mithilfe von Schulungsdienstleistungen, Workshops und Change-Management-Unterstützung zum Vorantreiben von Nachhaltigkeitsinitiativen.

 

Als Teil der allgegenwärtigen ESG (Environmental, Social & Governance)-Vorschriften und -Strategien ist ökologische Nachhaltigkeit eines der dynamischsten Themen im IT-Dienstleistungsmarkt.

Unternehmen stehen wie nie zuvor unter Druck, bei ökologischen Themen aktiv zu werden, um den immer höheren Erwartungen von Interessengruppen wie Kunden, Mitarbeitenden, Investoren und Aufsichtsbehörden gerecht zu werden. Europäische Gesetzgeber überarbeiten aktuell die Anforderungen an die Nachhaltigkeitsberichterstattung von Unternehmen und planen eine erhebliche Ausweitung der Transparenzpflichten. Vor etwa einem Jahr trat beispielsweise die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) in Kraft. Sie ersetzt die NFRD und erweitert die Gruppe der Unternehmen erheblich, die in der EU von den Vorschriften zur Nachhaltigkeitsberichterstattung betroffen sind: von ca. 12.000 auf ca. 50.000.

Angesichts der enormen Bandbreite von Datenquellen und möglichen Hebeln entlang ihrer Wertschöpfungsketten sind große Firmen mit erheblicher Komplexität konfrontiert. Da dieses Thema eng verbunden ist mit den Kernkompetenzen der IT-Dienstleister, sind diese in der Lage, die richtigen Fähigkeiten zur Unterstützung ihrer Kunden auf dem Weg zu Net Zero anzubieten. Daher ist ökologische Nachhaltigkeit eines der dynamischsten Themen im IT-Markt. Fast alle führenden IT-Dienstleister haben nicht nur Schritte in Richtung ihrer internen Nachhaltigkeit unternommen, sondern Nachhaltigkeit auch zum Teil ihrer Angebotsportfolios gemacht, da sie großes Potenzial für die Reduzierung der CO2-Emissionen ihrer Kunden durch IT-Transformation sehen.

Vor diesem Hintergrund hat sich das Marktanalyse- und Beratungsunternehmen PAC die IT-Anbieterlandschaft in Europa angeschaut und die Ansätze, Angebote, Strategien und Referenzen der Player in einer PAC-Innovation-Radar-Reihe zum Thema »Sustainability-related IT Consulting & Services in Europe« bewertet.

PAC hat die speziellen Stärken und Schwächen von 22 IT-Dienstleistern anhand von über 30 vordefinierten Kriterien analysiert. Die Ergebnisse werden in neun PAC RADARen veröffentlicht, die sich auf eine breite Palette von Kundenanforderungen konzentrieren und einen schnellen Überblick über die Positionierung der wichtigsten Anbieter geben. Da eine lokale Präsenz bei der Auswahl eines geeigneten Nachhaltigkeitspartners entscheidend sein kann, liefert PAC auch spezielle PAC RADARe für Frankreich, Deutschland und das Vereinigte Königreich.

Unternehmen und Organisationen können ihre Nachhaltigkeitsziele durch den intelligenten Einsatz von IT erreichen (Nachhaltigkeit durch IT). Gleichzeitig muss ihre eigene IT nachhaltiger werden (Nachhaltigkeit von IT). Die Analyse deckt beide Aspekte ab. Einige der wichtigsten Erkenntnisse:

  • Der Umgang der IT-Anbieter mit diesem Thema zeigt ein sehr heterogenes Bild – Es gibt spezielle Geschäftsbereiche und virtuelle Teams. Nachhaltigkeitsprojekte sind in der Regel nicht nur mit Experten für das Thema besetzt, sondern mit gemischten Teams aus Data Scientists, Cloud-Experten, Beratern, Entwicklern usw. Interdisziplinäre Teams spielen eine wichtige Rolle: Sie treiben innovative Themen wie nachhaltigkeitsbezogene IT-Dienstleistungen voran und entwickeln das Geschäft in diesem Bereich.
  • Die Anwendung von datenbezogenen Kompetenzen auf ESG-Daten als Kernangebot – Eine der größten Herausforderungen für Unternehmen besteht darin, ihren eigenen CO2-Fußabdruck und den ihrer Zulieferer zu ermitteln, verfolgen und bewerten. In diesem Bereich investieren die IT-Anbieter stark in nachhaltigkeitsbezogene Assets (IP, Tools, Lösungen, Methoden usw.). In den meisten Fällen geht es um proprietäre Diagnose-Tools für quantitative Istanalysen. Außerdem haben die meisten Anbieter Kompetenzen für die Implementierung von mindestens einem der führenden Nachhaltigkeitspakete von Drittanbietern aufgebaut (z.B. Microsoft Cloud for Sustainability, SAP Cloud for Sustainable Enterprises, Salesforce Net Zero Cloud, ServiceNow ESG, IBM Envizi ESG Suite).
  • Die Umstellung von Kundenorganisationen auf Nachhaltigkeit wird für Consulting-orientierte IT-Anbieter zum Muss – Die meisten IT-Anbieter mit Beratungsschwerpunkt unterstützen ihre Kunden mit Schulungsdienstleistungen, um die Mitarbeitenden für Nachhaltigkeitsthemen fit zu machen und das Change Management im Unternehmen zu stärken. Viele bieten auch Workshops für die Führungsetagen der Kunden an, die die CxOs (z.B. Sustainability Officers, Financial Officers, IT und Technology Officers, Data Officers etc.) darin schulen sollen, eine fachbereichsübergreifende Arbeitsgruppe einzusetzen und die Bemühungen der einzelnen Abteilungen aufeinander abzustimmen.

 

Zu den IT-Dienstleistern, die im Rahmen der PAC INNOVATION RADAR Reihe bewertet wurden, zählen globale sowie regionale Player wie NTT DATA, DXC und T-Systems/Detecon.

 

PAC Innovation Radar

Abb.: PAC Innovation Radar »Leaders in Sustainability-related IT Consulting & Services in Europe 2024«, eine von insgesamt neun Grafiken der aktuellen PAC-Radar-Reihe.

 

Kunden, die auf der Suche sind nach einem IT-Dienstleistungspartner für die Implementierung ihrer Nachhaltigkeitsstrategie können das spezielle Radar-Tool zur Gewichtung der von PAC bewerteten Kriterien je nach ihren individuellen Anforderungen nutzen. Das Tool empfiehlt dann die geeignetsten Anbieter.

www.pac-radar.com

 


 

CSRD-Bereitschaft von EU-Unternehmen besorgniserregend: Unterschätztes Arbeitsvolumen

Die Mehrheit (94 Prozent) der befragten europäischen Unternehmen arbeitet daran, die CSRD (Corporate Sustainability Reporting Directive) bis 2024 zu erfüllen. Ihr Mangel an entschlossenem Handeln birgt jedoch das Risiko, dass ihnen die Zeit davonläuft.

 

Laut dem Workiva-Bericht »Annual Reporting Barometer 2023: Facing up to the CSRD« – in dem mehr als 500 Führungskräfte aus dem Finanzbereich in ganz Europa befragt wurden – planen 59 Prozent der Befragten, die nicht einmal verpflichtet sind, die CSRD einzuhalten, dies dennoch auf freiwilliger Basis zu tun. Die Auswirkungen der CSRD sind deutlich zu spüren: Mehr als drei Viertel (77 Prozent) der befragten Unternehmen gaben an, dass ESG nun einen mäßigen oder großen Einfluss auf ihre jährlichen Berichtsstrategien hat. Für 73 Prozent der Befragten in der DACH-Region und 67 Prozent in Großbritannien und Irland (UKI) haben ESG nun einen mäßigen oder großen Einfluss.

 

Unternehmen unterschätzen die vor ihnen liegende Arbeit.

Während 43 Prozent der Befragten planen, in den nächsten 12 Monaten etwa gleich viel Zeit wie im letzten Jahr für die finanzielle Transformation aufzuwenden, sehen sich die Finanzteams mit einer ständig steigenden Arbeitsbelastung konfrontiert, was auf einen langsamen Fortschritt hindeutet. Mehr als ein Drittel (37 Prozent) der Befragten gab zu, dass sie sich im letzten Berichtszeitraum überfordert fühlten und ihre Kapazitäten überschritten. In der UKI fühlten sich die Unternehmen am meisten unter Druck gesetzt: 60 Prozent waren überlastet. Es überrascht daher nicht, dass 41 Prozent der Befragten für den Berichtszeitraum des nächsten Jahres mehr Zeit forderten.

 

Zusammenarbeit steht im Mittelpunkt des Interesses.

Obwohl das CSRD-Mandat von Unternehmen verlangt, sowohl Finanz- als auch Nachhaltigkeitsinformationen in ihre Jahresberichte zu integrieren, arbeiten derzeit nur 10 Prozent der Befragten daran, die Zusammenarbeit zwischen der Finanzabteilung und Nachhaltigkeitsverantwortlichen zu verbessern. Ebenso arbeiten nur 10 Prozent aktiv an der Verbesserung der Kollaboration zwischen den verantwortlichen Abteilungen für Finanzen und Risiko, während sich nur sechs Prozent auf die Integration von Finanzen, Nachhaltigkeit und Risiko konzentrieren. Die britischen Unternehmen liegen mit 12 Prozent leicht vor den europäischen, obwohl sie die CSRD nicht unbedingt einhalten müssen, während die DACH-Länder mit acht Prozent noch weiter zurückliegen. Dies deutet darauf hin, dass zwar Verbesserungen vorgenommen werden, jedoch Unklarheiten darüber bestehen, ob aktuelle Pläne zur Optimierung der Zusammenarbeit zwischen Finanzen, Nachhaltigkeit und Risiko zur Erfüllung der CSRD-Anforderungen weit genug gehen.

 

Prozessoptimierung mithilfe von Technologie.

Unternehmen müssen ihre bestehenden Prozesse überdenken und einen Fahrplan entwickeln, um sowohl ihre Finanz- als auch ihre (nicht-finanziellen) Nachhaltigkeitsdaten mit Audits und Kontrollen in ihren Berichtsprozess zu integrieren. Die Finanzberichterstattungsteams mögen zwar die derzeitige Arbeitsbelastung akzeptieren, arbeiten sie jedoch weitgehend mit manuellen Prozessen, werden die Auswirkungen weit größer sein als im Moment angenommen. 46 Prozent der befragten Unternehmen integrieren aktiv Technologien in ihre Berichtsprozesse oder haben dies bereits getan, wobei Großbritannien und die DACH-Länder in diesem Bereich mit 52 Prozent bzw. 50 Prozent an der Spitze Europas liegen.

 

[1] Workiva gab bei Opinium Research eine unabhängige Umfrage unter 509 Finanzleitern in Auftrag, die in börsennotierten Unternehmen mit einem Jahresumsatz von mehr als 50 Millionen Dollar für die Unternehmensberichterstattung verantwortlich sind.
https://www.workiva.com/uk/resources/annual-reporting-barometer-2023