»Wir bauen das Rückgrat der Gigabit-Gesellschaft«

foto telekom jan van dammeEin Beitrag von Niek Jan van Damme, Vorstandsmitglied Deutsche Telekom AG und Sprecher der Geschäftsführung Telekom Deutschland GmbH.

Starke Polarisierung und übertriebene Selbstkritik vergiften derzeit die Diskussionskultur in Deutschland. Das gilt besonders auch für die Debatte um den Breitbandausbau. Es wird über angeblich richtige und falsche Technik gestritten, das Gespenst der Re-Monopolisierung an die Wand gemalt und Bundesregierung und Aufsichtsbehörden einseitige Parteinahme unterstellt. Zudem wird eine der besten Infrastrukturen in Europa schlechtgeredet. Das ist falsch und schadet Deutschland. Wir haben ein gemeinsames Ziel: Die Netze für die Gigabit-Gesellschaft zu bauen. Und wir sind auf gutem Weg dahin.

Digitale Spaltung von Stadt und Land überwinden

Laut Zahlen der EU-Kommission gehört Deutschland zu den führenden Breitbandnationen in Europa. Bei uns haben 81 Prozent der Haushalte Anschlüsse mit mehr als 30 Megabit pro Sekunde zur Verfügung. Im EU-Schnitt gilt das nur für 71 Prozent. Länder wie Schweden erreichen zwar höhere Durchschnittsgeschwindigkeiten, liegen aber bei der Flächenversorgung weit hinter uns. Es gelingt uns also besser, die digitale Spaltung von Stadt und Land zu überwinden und daran müssen wir Schritt für Schritt weiter arbeiten.

Der erste Schritt ist, flächendeckend für mindestens 50 Megabit pro Sekunde zu sorgen, so wie es die Bundesregierung als Breitbandziel für 2018 definiert hat. Die Vectoring-Entscheidung der Bundesnetzagentur ist dafür eine gute Nachricht. Bleibt es bei diesem Beschluss und wird er nicht weiter verzögert, werden die Anschlüsse in den sogenannten Nahbereichen vollständig ausgebaut. Die Wettbewerber können von ihrem Recht Gebrauch machen, einige dieser Bereiche exklusiv auszubauen. Die Telekom hat angeboten, den Rest zu machen. Das bedeutet: Sechs Millionen Haushalte bekommen bis Ende 2018 zusätzlich einen superschnellen Anschluss, viele davon erstmals. Hinzu kommt unser regulärer Ausbau, so dass insgesamt 80 Prozent der Bevölkerung mit Bandbreiten zwischen 50 und 100 Megabit pro Sekunde versorgt werden. Und das ohne einen Cent Fördermittel. Diese Mittel können in die übrigen Gebiete investiert werden, wo sich die Telekom ebenfalls maßgeblich engagiert.

Vectoring-Ausbau

Vom Vectoring-Ausbau in den Nahbereichen profitieren übrigens überwiegend die ländlichen Gebiete: Nach unseren Berechnungen liegen mehr als 50 Prozent der Nahbereichshaushalte in Kleinstädten und kleinen, ländlichen Gemeinden. Und selbstverständlich können die Wettbewerber unser Netz weiterhin nutzen: Wir bieten dafür sogar ein weiteres Vorleistungsprodukt, mit dem sie ihre Kunden versorgen können. Der Vorwurf der Re-Monopolisierung ist also Unsinn.

Was die Technik betrifft: Der Vectoring-Ausbau ist ein Glasfaserausbau. Bei Vectoring wird die Glasfaser bis zu den Kabelverzweigern, den grauen Kästen am Straßenrand, verlegt. Sollte in Zukunft die Nachfrage nach Glasfaseranschlüssen bis in die Haushalte weiter ansteigen, tauschen wir die restliche Kupferstrecke ebenfalls aus. Das ist der zweite Schritt in die Gigabit-Gesellschaft. Wer lieber sofort einen Glasfaseranschluss bis ins Haus haben möchte, kann auch das bekommen. Dafür haben wir das Projekt »Mehr Breitband für mich« gestartet.

Glasfasernetze

Die Telekom betreibt mit über 400.000 Kilometern in Deutschland eines der engmaschigsten Glasfasernetze in Europa. Zum Vergleich: Das gesamte deutsche Straßennetz umfasst rund 640.000 Kilometer. Allein in den vergangenen fünf Jahren hat die Telekom über 120.000 Kilometer Glasfaser neu verlegt. Das ist mehr als die Wettbewerber insgesamt an Glasfasernetz ausgebaut haben. Der größte international agierende Wettbewerber in Deutschland verfügt gerade einmal über rund 50.000 Kilometer Glasfaserkabel und setzt überwiegend auf Kupfer-Koaxial-Technologie.

Der richtige Technologiemix

Die Telekom investiert Milliarden, um Deutschland fit für die Digitalisierung zu machen: Allein 2016 bis 2018 sind es 12 Milliarden Euro. Breitband ist aber nicht nur Festnetz. Im Mobilfunk erreichen wir heute bereits über 85 Prozent der Bevölkerung mit LTE. Bis Ende 2018 sollen es 95 Prozent sein. Über unser Hybrid-Angebot können viele Menschen heute einen schnellen Internetanschluss bekommen, weil wir Festnetz- und Mobilfunk bündeln – übrigens als erster Anbieter in Deutschland. Zudem sind wir federführend bei der Entwicklung von 5G, dem nächsten Mobilfunkstandard ohne den beispielsweise die extrem schnelle Kommunikation zwischen Fahrzeugen nicht möglich wird. Unser Ziel ist es, den Kunden die beste mögliche Internetverbindung zu bieten. Und das nicht nur Zuhause, sondern auch unterwegs. Entscheidend dafür ist nicht eine bestimmte Technik, sondern der richtige Technologiemix. Alles, was mehr Bandbreite schafft, ist gut für die Menschen und gut für Deutschland. Darauf sollten wir uns konzentrieren.