Zwei Drittel der Lehrer würden Schülern von Start-up-Gründung abraten

■      Gründergeist an Schulen? – Fehlanzeige!

■      Jeder Dritte hält IT-Kenntnisse bei Schulabgängern für nicht wichtig

illu cc0 pixabay geralt start-up

Start-ups haben bei deutschen Lehrern keinen guten Ruf. Rund zwei Drittel (64 Prozent) würden ihren Schülern davon abraten, nach ihrer Ausbildung ein solches, innovatives Unternehmen zu gründen. Gerade einmal jeder vierte Lehrer (24 Prozent) würde eine Gründung empfehlen. Das ist das aus Sicht der Digitalwirtschaft besorgniserregende Ergebnis einer repräsentativen Befragung von 505 Lehrern der Sekundarstufe I im Auftrag des Digitalverbands Bitkom.

»Schule muss unternehmerisches Denken vermitteln, wenn wir es in Deutschland mit einer Gründungskultur ernst meinen. Und Schule muss Raum für Kreativität schaffen und Wege zeigen, Probleme und Herausforderungen unternehmerisch anzugehen«, sagt Bitkom-Geschäftsleiter Niklas Veltkamp. Gründungswettbewerbe und Planspiele sollten die Arbeit der Schule an dieser Stelle ergänzen, starre Lehrpläne müssten gelockert werden. Veltkamp: »Eine Start-up-Kultur hängt nicht nur von Lehrplänen ab, die Lehrer müssen diese auch engagiert vermitteln. Daran hapert es derzeit ganz offensichtlich.« Zudem fehle es an Schulen an Vorbildern aus der Start-up-Szene, deshalb müsse der Austausch mit Gründern gefördert werden.

Pflichtfach Informatik ab der 5. Klasse

Sieben von zehn (72 Prozent) der Lehrer sagen, sie sehen in der Digitalisierung vor allem eine Chance für die Gesellschaft. Jeder Siebte (15 Prozent) sieht die Digitalisierung allerdings vorrangig als Risiko, jeder elfte (9 Prozent) glaubt sogar, sie habe überhaupt keine Auswirkung auf die Gesellschaft. Und mehr als jeder dritte Lehrer (38 Prozent) gibt an, IT-Grundkenntnisse sowie Programmiererfahrung von Schulabgängern seien für die Wirtschaft nicht wichtig.

»Ohne Medienkompetenz und grundlegende IT-Kenntnisse werden sich junge Menschen weder auf dem Arbeitsmarkt noch in der Gesellschaft zurechtfinden«, sagt Veltkamp. »Wir brauchen ein Pflichtfach Informatik ab der 5. Klasse, Englischunterricht ab der 1. Klasse und eine fächerübergreifende Vermittlung von Medienkompetenz.« Bestehende Initiativen wie etwa die Bitkom-Initiative »erlebe it« sind nach Ansicht des Bitkom eine wichtige Ergänzung, aber keine Alternative zu im Lehrplan verankertem Unterricht.

Die wichtigsten Fähigkeiten von Schulabgängern sind für die Pädagogen Deutschkenntnisse und Sozialkompetenz (je 100 Prozent) sowie Mathematikkenntnisse (98 Prozent). Englischkenntnisse halten 86 Prozent für wichtig, Allgemeinbildung 73 Prozent. Am Ende der Rangliste liegen Kenntnisse in Naturwissenschaften (38 Prozent) und Kenntnisse in Fremdsprachen außer Englisch (30 Prozent).

Hinweis zur Methodik: Bitkom Research hat in Zusammenarbeit mit dem Meinungsforschungsinstitut Aris im Auftrag des Bitkom bundesweit 505 Lehrer der Sekundarstufe I in Hauptschulen, Schulen mit mehreren Bildungsgängen, Realschulen, Gesamtschulen und Gymnasien befragt. Die Befragung ist repräsentativ. Die Fragestellung lautete »Würden Sie ihren Schülern die Gründung eines Start-ups (eher) empfehlen oder (eher) abraten?«, »Sehen Sie die Digitalisierung eher als Chance oder eher als Risiko für unsere Gesellschaft?« und »Was glauben Sie, wie wichtig sind die folgenden Fähigkeiten beziehungsweise Leistungen von Schulabgängern für die Wirtschaft allgemein? Ihre Einschätzung können Sie auf einer Skala von 1 sehr wichtig bis 4 überhaupt nicht wichtig abgeben«.