API-Plattformen – Grundlage einer digitalen Geschäftsstrategie

IT-Strategien müssen sich daran messen lassen, wie sie zum Erfolg eines Unternehmens beitragen. In der sich zunehmend vernetzenden und digitalisierenden Wirtschaft hängt dieser Erfolg von Agilität und Offenheit gegenüber allen an den Geschäftsprozessen Beteiligten bis hin zum Kunden. Erfolgreiche Strategien basieren daher auf Plattformen, die Daten, Systeme und Applikationen vernetzen. APIs (Application Programming Interfaces), die als Produkte für alle frei, aber doch auch kontrolliert konsumierbar sind, liefern in diesem Kontext mehr als nur einen Bauplan für Schnittstellen. Sie sind die Grundlage einer IT-Strategie. Dies verlangt sowohl von IT- als auch Business-Entscheidern, eine API-Plattform strategisch als Basis der Geschäftsabläufe und des Geschäftserfolgs zu konzipieren.

Ob zum Steuern interner Geschäftsprozesse, zum Vernetzen der Teilnehmer an Produktionsabläufen oder zum externen Bereitstellen von Diensten: In der digitalen Wirtschaft von heute bauen erfolgreiche Unternehmen auf offene und agile Plattformstrukturen. Große Erfolgsunternehmen – wie Amazon – beziehen von Anfang an ihre Kraft aus Plattformen. Aber auch eher konservative Institute aus dem Bankenwesen, Logistikanbieter, der Einzelhandel und Behörden beschreiten zunehmend diesen Weg: Jedes Unternehmen, welches mit verschiedenen, internen wie externen, Stakeholdern zusammenarbeiten will und muss, benötigt Prozesse, die vernetzt auf Informationen zugreifen können. Dank APIs, die in einer Plattform bereitstehen, können diese Organisationen agil, offen, flexibel und dennoch sicher agieren. API-Plattformen bieten allen berechtigten Nutzern als Produkt konsumierbare und wiederverwertbare Schnittstellen für Services.

APIs als Grundbausteine von Plattformen. Offene, eigens entwickelte, aber auf Standards basierende APIs sind ein Muss, um Informationen schnell, zuverlässig, sicher und zielgerichtet zu teilen und damit neue Applikationen und Geschäftsmodelle erst zu ermöglichen. Sie integrieren nicht nur verschiedene Systeme und Applikationen, sondern auch neue Personenkreise: weitere Abteilungen, Geschäftseinheiten im Ausland oder externe Partner (Zulieferer, Innovations- und Entwicklungspartner). Nahtlose Integration und Datentransfer sind ein entscheidender Erfolgsfaktor. Das Tempo und die Innovationsdynamik am digitalisierten Markt verlangen zusätzlich ein hohes Maß an Agilität, um neue APIs schnell, sicher und performant auszurollen, bekannte Geschäftsprozesse schnell zu optimieren und an neue Kriterien anzupassen.

  • Einsatz in E-Health-Szenarien
    Eine intelligente Medikamentendose bestätigt beim Öffnen auf Knopfdruck die Entnahme einer Pille durch den Patienten über ein Smartphone. Diese Informationen erhalten – das OK aller Beteiligten vorausgesetzt – sowohl die Pfleger, der Gesundheitsdienstleister als auch die Familienangehörigen. Dies kann über eine Push-Nachricht auf ein Smartphone, über eine Nachricht an die Apotheke, welche dann die nächsten Pillen bestellt, oder über einen Sprachassistenten wie Amazon Alexa erfolgen. Eine prädiktive Analyse ermittelt im Szenario vorausschauend den Medikamentenbedarf. Grundlage dieses Modells sind effiziente und sichere APIs.
  • Einsatz im Finanzwesen
    Hier digitalisieren Institute ihre strategischen Kernprozesse mit API-Plattformen, um den eigenen Abteilungen, Partnern und nicht zuletzt den Kunden digitale, flexible und zukunftssichere Prozesse zu ermöglichen. Mit APIs in einer Plattform verarbeiten Firmenkunden von Banken Überweisungsprozesse automatisiert im Kundenworkflow. Sachbearbeiter können Anträge auf Ratenkredite oder Baufinanzierungen dank einer API durchgängig digitalisiert bearbeiten. Das Archivieren von Dokumenten oder die Aufnahme, die Pflege und das Teilen von Daten juristischer oder natürlicher Personen sind Prozesse, die am wirksamsten als APIs in einer Plattform zum Rückgrat eines digital erfolgreichen Unternehmens sich entwickeln.

Abbildung 1: Digitale Strategien müssen Vernetzungsstrategien sein. APIs sind die Grundlage, um Systeme, Applikationen und Stakeholder zusammenzubringen und die entsprechenden Technologien bereitzustellen. (Quelle: Axway)

 

Vorteile einer API-Plattform. In beiden Anwendungsbeispielen zeigt sich der zentrale Vorteil einer API-Plattform: Ein eigens eingezogener API-Layer integriert die bestehenden Legacy-Systeme, -Dateien und -Applikationen zukunftssicher über ein Front-End-Interface. Über einen Katalog können alle Anwender auf verschiedene Schnittstellen zugreifen. Auf dieser unternehmenseigenen Ebene stehen Schnittstellen für den notwendigen Datenaustausch bereit, die je nach Aufgabe als wiederverwertbare Produkte genutzt werden können.

Eine aus einem API-Katalog bestehende Plattform ist ein kosteneffizienterer Weg, eine Digitalisierungsstrategie umzusetzen, als alte Prozesse zu ersetzen oder neu entwickelt anzubauen. Die dort angebotenen Microservices helfen, schnell neue Prozesse für neue Geschäftsideen zu entwickeln – mit kurzer Time-to-Market. Ebenso effektiv können die Verantwortlichen bestehende Prozesse und Dienste um neue Funktionen erweitern oder sicherstellen, dass Applikationen und Dienste neue regulatorische Kriterien erfüllen. Über ein API-Layer ist all dies oft flexibler und unmittelbarer zu verwirklichen, als wenn die IT-Administration eine ganze Core-Legacy-Infrastruktur verändert. Ebenso ist es um Vieles aufwändiger, eine neue IT-Infrastruktur aufzusetzen und bestehende Daten, und existierende Prozesse sowie Daten anschließend auf diese zu migrieren. Aus einer wieder verwertbaren und konsumierbaren API als Produkt ergeben sich zwei weitere Vorteile: Aufwand und Kosten neuer Applikationen reduzieren sich enorm oder entfallen gänzlich. Zudem können Unternehmen ihre entwickelten APIs monetarisieren, wenn andere Unternehmen oder Partner die Dienste erwerben.

 

Abbildung 2: Eine API, die das mobile Online-Banking ermöglicht, ist ein zentrales Szenario für einen digitalisierten Prozess. (Quelle: Axway)

 

Ein API-Katalog, der allen Stakeholdern gefällt. Die Verfügbarkeit und Wiederverwertbarkeit unternehmenseigener APIs garantiert allerdings noch keinen Erfolg, wenn deren Bereitstellung an den Geschäftszielen vorbeigeht.

Die Verantwortlichen müssen also einen API-Katalog entsprechend den Geschäftsprioritäten aufbauen. Denn selbst mit APIs lassen sich nicht alle Prozesse sofort und ohne jeglichen Ressourcenaufwand abbilden.

Die Auswahl, was der API-Katalog auf der Plattform liefert, ist deshalb ein grundlegender strategischer Prozess. An dessen Anfang steht die Definition, was Teil des Plattformkatalogs sein muss – orientiert an der Bestimmung der notwendigen Use Cases und mit Blick auf das jeweils spezifische und gegebene Ökosystem einer Organisation. Zunächst gilt es, diese Einsatzszenarien zu sammeln und im Austausch mit allen Beteiligten zu definieren, was Vorrang hat und das Unternehmen am besten unterstützt. Um diesen Prozess zu beschleunigen, empfiehlt es sich unter Umständen, Vorschläge für einen API-Katalog zu machen, den Entwickler, IT, Abteilungsleiter, Teams oder Partner durchsehen, gegebenenfalls verkleinern oder erweitern sollen.

Für eine erfolgreiche API-Strategie kommt es entscheidend darauf an, alle Beteiligten in den Aufbau der Plattform miteinzubeziehen: Fachabteilungen, IT, externe Partner sowie Entwickler arbeiten in neu zusammengestellten Teams. Danach arbeiten fachübergreifend aufgebaute Teams an den APIs für die ausgewählten Use Cases. Kontrolle und gemeinsame Richtlinien für das Nutzen des API-Bestands sind nötig, um einen Wildwuchs an APIs zu verhindern. Eine folgende Moderation der API-Projekte verhindert das Entstehen einer neuen Komplexität durch zu viele APIs, die Ressourcenverbrauch und Sicherheitsprobleme zur Folge haben kann.

Eine Unternehmensstrategie betrifft alle, gerade wenn sie an die Grundsubstanzen der Funktionsweisen von Prozessen geht. Wichtig ist es, dass alle Beteiligten intrinsisch motiviert hieran teilnehmen und sehen, dass der Erfolg einer API den Erfolg ihres Geschäftsmodells bedingt. Zudem hängt der Erfolg einer API von der Akzeptanz der Nutzer ab. Und diese bemisst sich zunächst daran, wie viele Nutzer sie abrufen und wie sie diese bewerten. In dieser Entwicklung zeigt sich deutlich, wie der Plattformgedanke die Geschäftsstrategie in der digitalen Welt prägt: Für erfolgreiche digitale Geschäftsmodelle ist es erforderlich, dass alle Beteiligten schnell interagieren können, um gemeinsam und dynamisch neue Prozesse, die Mehrwert bieten, aufzusetzen oder weiterzuentwickeln.

 


Markus Pentzek,
Manager Presales Consulting
bei Axway

 

 

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