Die Leistung der deutschen Rechenzentren ist in fünf Jahren um 30 Prozent gestiegen, sowohl die Nachfrage nach Colocation als auch nach Cloud-Kapazitäten wächst.
Die schnell voranschreitende Digitalisierung treibt die Nachfrage nach Rechenzentrumskapazitäten in Deutschland an. Derzeit gibt es hierzulande etwas mehr als 3.000 Rechenzentren mit einer Anschlussleistung von jeweils mehr als 40 kW sowie rund 50.000 kleinere Installationen, zu denen auch Serverräume und einzelne Serverschränke zählen. Das geht aus der Studie »Rechenzentren in Deutschland 2021« des Bitkom hervor. Der Geschäftsbereich Global Data Centers von NTT Ltd., der an der Studie mitgewirkt hat, nennt die wichtigsten Erkenntnisse:
- Mehr Leistung auf gleicher Fläche: Zwischen 2016 und 2021 wuchs die IT-Anschlussleistung der deutschen Rechenzentren und kleineren IT-Installationen um 30 Prozent auf fast 2.100 MW – Tendenz weiter steigend. Die IT-Fläche legte im gleichen Zeitraum weit weniger stark zu und wird in den nächsten Jahren sogar stagnieren. Der Grund ist die deutlich höhere Leistungsdichte neu gebauter oder modernisierter Rechenzentren, die deutlich mehr Leistung als ältere Bauten auf gleicher Fläche bereitstellen.
- Colocation liegt im Trend: 40 Prozent der Rechenzentrumskapazitäten in Deutschland entfallen auf Colocation. Mindestens 10.000 Unternehmen setzen auf diese Services, weil sie sich nicht um den Betrieb einer eigenen Rechenzentrumsinfrastruktur kümmern wollen oder können. Bis 2025 wird der Colocation-Anteil voraussichtlich auf 50 Prozent steigen.
- Neue Rechenzentren werden hauptsächlich für Cloud-Dienste gebaut: Der Rechenzentrumsboom der vergangenen Jahre wurde vor allem von der steigenden Nachfrage nach Cloud-Kapazitäten getrieben. Während diese zwischen 2016 und 2021 um 150 Prozent zunahmen, blieben die Kapazitäten in traditionellen Rechenzentren nahezu unverändert. Dadurch wuchs der Cloud-Anteil von 20 auf 33 Prozent – eine Entwicklung, die sich in den nächsten Jahren fortsetzen wird, sodass Cloud Computing bis 2025 zum dominierenden Betriebsmodell aufsteigen wird. Bis dahin werden auch kleinere Edge-Rechenzentren einen signifikanten Marktanteil gewinnen.
- Große Rechenzentren prägen den Markt: Das Wachstum der IT-Anschlussleistung ist vor allem auf große Rechenzentren mit mehr als 5 MW zurückzuführen. Inzwischen gibt es 90 davon in Deutschland, die zusammen fast die Hälfte der gesamten Rechenzentrumskapazitäten liefern. Auch die Leistung der rund 3.000 Bauten mit 40 kW bis 5 MW steigt kontinuierlich, wohingegen die Kapazitäten kleiner IT-Installationen bis 40 kW schrumpfen. Das liegt vor allem daran, dass der Betrieb von Rechenzentren aufwändig ist und viele Fachkräfte erfordert – größere Rechenzentren lassen sich schlicht effizienter betreiben. Allerdings könnte mit der wachsenden Nachfrage nach Edge-Kapazitäten in Zukunft auch die Anschlussleistung kleiner IT-Installationen wieder wachsen.
- Stetig steigende Energieeffizienz: Rechenzentren benötigen circa 3 Prozent des in Deutschland verbrauchten Stroms. Dabei ist sowohl die Rechenzentrumsinfrastruktur als auch die IT-Hardware in den vergangenen Jahren immer effizienter geworden, sodass sich die Zahl der installierten Workloads pro Kilowattstunde Strom seit 2010 verfünffacht hat. Insgesamt stieg der Energiebedarf der Rechenzentren zwischen 2010 und 2020 von 10,5 auf 16 Milliarden kWh pro Jahr – im gleichen Zeitraum legte die Zahl der Workloads um den Faktor acht zu. Die schnell wachsende Nachfrage nach Rechenzentrumsdiensten wird den Energiebedarf der Branche in Zukunft weiter erhöhen, jedoch tragen die aus Rechenzentren bereitgestellten digitalen Services an anderer Stelle zu Emissionseinsparungen bei, da beispielsweise durch Videokonferenzen und Homeoffice viele Dienstreisen und Arbeitswege wegfallen.
- Standortfaktoren bleiben schwierig: Als Rechenzentrumsstandort punktet Deutschland vor allem mit einer zuverlässigen Stromversorgung, der guten Anbindung an Internetknoten sowie Rechtssicherheit und Datenschutz. Allerdings stufen Rechenzentrumsbetreiber und Experten die Stromversorgung aus regenerativen Quellen und die Verfügbarkeit von Fachkräften im internationalen Vergleich als eher schlecht ein. Darüber hinaus sehen Experten die weiter steigenden Strompreise und die langen, komplexen Genehmigungsverfahren als größte Risiken, die den notwendigen Ausbau der Rechenzentrumskapazitäten bremsen könnten. Die Bundesrepublik zählt daher nicht zu den Top-Standorten für Rechenzentren in Europa und erhält eine unterdurchschnittliche Bewertung.
»Die Bundesregierung will Infrastrukturprojekte wie den Gigabit- und Rechenzentrumsausbau durch einfachere und schnellere Genehmigungsverfahren beschleunigen – das begrüßen wir. Um den Digitalisierungsrückstand in vielen Bereichen der Wirtschaft und der Verwaltung aufzuholen, braucht Deutschland eine zuverlässige und leistungsstarke digitale Infrastruktur«, betont Günter Eggers, Head of Public Sector bei NTT Global Data Centers EMEA. »In den vergangenen Jahren ist der Bau von Rechenzentren in Deutschland durch die komplexen Verfahren und die Corona-Pandemie schwieriger geworden. Deshalb nehmen wir die Politik beim Wort, dass sie die Entwicklung nicht noch weiter erschwert und die Rahmenbedingungen verbessert. Dazu zählen nicht nur einfachere Genehmigungsverfahren, sondern auch die Modernisierung von Wärmenetzen, um eine umfangreiche Nutzung der Abwärme aus Rechenzentren zu ermöglichen.«
NTT betreibt in Deutschland 24 Rechenzentren an neun Standorten, mit einer Gesamtleistung von mehr als 180 MW IT-Kapazität. In den nächsten 18 Monaten wird der ITK-Dienstleister die IT-Kapazität allein in Deutschland um knapp 40 Prozent steigern. Aktuell befinden sich sieben neue Rechenzentrumsgebäude im Bau, mit denen NTT auf mehr als 30.000 Quadratmetern über 70 MW weitere IT-Kapazität bereitstellen kann. Damit festigt NTT seine Position als einer der führenden Rechenzentrumsbetreiber in Deutschland.
Die vollständige Studie »Rechenzentren in Deutschland 2021« steht zum Download bereit unter https://www.bitkom.org/Bitkom/Publikationen/Rechenzentren-in-Deutschland-2022.