Die Weiterentwicklung von frühen 5G-Missverständnissen zur echten 5G-Zukunft – Das kann 5G wirklich

Der Hype um 5G war riesig – die Ernüchterung danach ebenfalls. Zu viele vollmundige Versprechen wurden nicht eingehalten. Dennoch hat 5G das Potenzial zum Grundstein der Wirtschaft zu werden.

Der aktuelle Mobilfunkstandard 5G wird oft missverstanden. Anfangs im Jahr 2019 hatten Netzwerkbetreiber sowie -anbieter hohe Erwartungen an die Fähigkeiten und Ziele von 5G – besonders im Vergleich zu 3G und 4G. Die hohen Erwartungen wurden jedoch zunächst nicht erfüllt – trotz einer Verbesserung im Vergleich zu 4G.

Oft haben die Netzwerkbetreiber und -anbieter Beispiele aus der 5G-Roadmap angesprochen, die kein Teil der anfangs verfügbaren 5G-Leistungen waren, zum Beispiel »extrem zuverlässige niedrige Latenzen«, der Support von »Massive-Machine-Type-Kommunikation« oder »Network Slicing«, um unterschiedliche Dienstqualitäten anzubieten. Das führte zu erhöhten Erwartungen und dementsprechend Enttäuschungen von Kunden und Unternehmen.

Aber selbst die frühen 5G-Dienste sind den bestehenden 4G-Technologien weit überlegen. In Deutschland sind die durchschnittlichen 5G-Download-Geschwindigkeiten mehr als dreimal so schnell im Vergleich zu 4G. Das Erlebnis von Video-Streams ist fast ein Drittel besser und das mobile Gaming-Erlebnis – für das der schnelle und zuverlässige Transfer kleiner Datenpakete besonders wichtig ist – ist 12 % besser.

Der Vorteil liegt darin, dass 5G in der Lage ist, verschiedene Frequenzspektren mit einer signifikanten Anzahl neuer Möglichkeiten zu nutzen. Während 4G darauf beschränkt ist, ein Spektrum unter 3 GHz zu nutzen, kann 5G Frequenzbänder zwischen 3 und 6 GHz nutzen, sodass 5G-Nutzer Überlastungen in 4G-Bändern umgehen können, vor allem in Ballungsräumen. Das Design des 5G-Funks kann Herausforderungen bei der Verbreitung von Mobilfunksignalen auf besagten höheren Frequenzbändern ausgleichen.

Zwei neue Anwendungsbereiche für 5G. Aktuell gibt es zwei Anwendungen für 5G, die Firmen bewerben: das Metaverse und private Netzwerke. Beide werden in naher Zukunft sowohl für den privaten Bereich als auch für geschäftliche Anwendungen wichtig. Diese Technologien sind nun bereit für den Einsatz – oder kurz davor. Folglich werden sowohl Endverbraucher als auch Unternehmen ihren Blick auf die Möglichkeiten, die 5G bietet, ändern müssen. 5G wird sich noch enorm weiterentwickeln.

Das Metaverse und 5G gehören zusammen. Zum Metaverse gehören sowohl Virtual Reality (VR), Mixed Reality (MR) als auch Augmented Reality (AR). Virtual Reality schirmt die Außenwelt oft von den Nutzern ab. Deshalb wird VR normalerweise an einem festen Ort, meistens in einem Gebäude, verwendet. Ähnlich zu den Anfängen von 5G behaupten Anbieter oft, dass VR von 5G angetrieben wird. In der Realität ist WiFi die üblichere und günstigere Technologie für VR. Mit der Ankunft von WiFi 6 und bald WiFi 7 ist es ohnehin gut genug für Endverbraucher und die meisten geschäftlichen Verwendungszwecke.

5G wird sich aber als wertvoll erweisen bei der Verbindung von VR mit einem privaten 5G-Netzwerk. Die Stärke von 5G liegt darin, dass es lizensierte Spektren verwendet, in denen es für die Betreiber sehr viel einfacher ist, eine hohe Qualität an Leistung sicherzustellen. Vorteile von VR sind 3D-Design und Trainingssimulationen. Mixed Reality ist ähnlich wie VR, aber statt der Abschottung von der Außenwelt geben Kameras auf dem Headset die Umgebung wieder.

Augmented Reality (AR) ist vielleicht der spannendste Teil des Metaverse, aber auch der am schwierigsten zu schaffende. Für viele Futuristen in der Mobile-Industrie werden AR-Brillen das Smartphone als Hauptgerät, das von Einzelnutzern genutzt wird, ablösen. Die Idee ist, dass Menschen eine leichte Brille tragen werden, die in der Lage sein wird, Information über die direkte Umgebung zu legen, mithilfe blitzschneller 5G-Verbindungen aus der Cloud mit niedriger Latenz. AR-Brillen würden auch virtuelle Displays anbieten, die PC-Monitore oder Fernsehgeräte ersetzen. Die hierfür benötigten Technologien, um eine entsprechende Brille leicht genug zu machen, mitsamt entsprechender Akku- und Rechenleistung, sind aber noch Jahre entfernt. Stattdessen sind heutzutage, wenn über AR-Headsets gesprochen wird, eher größere Brillen gemeint, die an MR/VR erinnern und oft an einem einzelnen Ort verwendet werden.

5G als internes Firmennetzwerk. Private Netzwerke, auch bekannt als Campusnetzwerke, werden ein wichtiger Faktor, um Metaverse-Anwendungen für Unternehmen und die Industrie zu ermöglichen. Sie erlauben viele weitere Vorteile über das Metaverse hinaus, weil sie eine höhere Gesamtqualität und ein berechenbareres Nutzererlebnis im Vergleich zu WiFi bieten. Deutschland hat ein spezifisches Spektrum für den Einsatz von privaten 5G-Netzwerkbetreibern reserviert.

Unternehmen, die die Einrichtung eines 5G-Campusnetzwerks in Erwägung ziehen, sollten sich der Kosten, Stärken und Schwächen bewusst sein: Der Einsatz von WiFi auf einem nicht lizensierten Spektrum oder sogar das Zurückgreifen auf Kapazitäten, die vom 5G-Netzwerk angeboten werden, welches von den drei mobilen Netzwerkbetreibern in Deutschland bereitgestellt wird. Im Vergleich zu WiFi bietet 5G eine flüssigere Übergabe zwischen verschiedenen Zugangspunkten oder Basis-Stationen, um nahtlose Mobilität zu gewährleisten. Zusätzlich ist es berechenbarer, weil die kabellosen Bänder nur den Nutzern des Campusnetzwerks zur Verfügung stehen. Daher müssen Firmen diese Lösungen sehr sorgfältig in Bezug auf Kosten und Nutzen abwägen.

 

Die Abdeckung in Deutschland ist in Städten deutlich besser als auf dem Land. Um die mobile Breitbandversorgung auf dem Land zu verbessern und die noch bestehenden Lücken bei der Konnektivität zu schließen, wird 5G Satelliten nutzen.

 

Weitere Entwicklungen von 5G. Sehr schnelle und hohe Kapazitäten für 5G-Dienste sind nicht die einzige interessante Entwicklung hinsichtlich der Zukunft von 5G. 5G verbessert die Dienste im ländlichen Raum. Schon jetzt haben die Netzwerkbetreiber in Deutschland 5G in zahlreichen ländlichen Gebieten eingerichtet, meist im Bereich niedriger Frequenzen. Opensignal hat zwar rausgefunden, dass die durchschnittliche 5G-Download-Geschwindigkeit auf dem Land niedriger ist als in deutschen Städten (117,5 Mbit/s auf dem Land und 141,7 Mbit/s in Städten), dennoch bietet 5G merklich schnellere Download-Geschwindigkeiten als die insgesamt erlebten (34 Mbit/s auf dem Land und 44,9 Mbit/s in Städten).

Dazu wird bald eine weitere Form von 5G Deutschland verbinden indem sie erdnahe Satelliten nutzt, um Konnektivitätslücken zu füllen. Bereits jetzt gibt es Lösungen, die diesen Standards vorgreifen. So hat beispielsweise Apple Text-Notfallkommunikation für Nutzer in Deutschland ab dem iPhone 14 zugänglich gemacht, für die GlobalStar-Satelliten genutzt werden. Im weiteren Verlauf des Jahres 2023 wird High-End-Android-Smartphones mit Qualcomm-Chipsätzen sogenannte »two-way-messaging« zur Verfügung stehen.

Opensignal hat kürzlich untersucht, dass Nutzer in Deutschland 1,1 % der Zeit ohne Mobilfunk-Signal verbringen – diese Zahl mag niedrig erscheinen, aber diese Zeitfenster können oft in Notfallsituationen entscheidend sein oder wenn Nutzer im ländlichen Raum Kontakt mit Freunden oder Kollegen aufnehmen müssen. Opensignal fand zudem heraus, dass die Zeit ohne Signal von der Region abhängt und die Verbindung auf dem Land schlechter ist. In 7,8 % der ländlichen Gebiete verbrachten Nutzer mindestens 2 % der Zeit ohne Signal. Die neuen Satelliten-Smartphones werden diese Lücken in den mobilen Diensten schließen und in Zukunft werden alle durchgehend eine Form von Konnektivität haben.

Fazit. 5G wird langfristig die Kommunikation der Nutzer nicht nur antreiben, sondern zum Grundstein der gesamten Wirtschaft. Es wird private Netzwerke ermöglichen, um Automatisierung in Fabriken und Häfen zu erlauben, Metaverse-Anwendungen unterstützen, vor allem im Bereich Augmented Reality, die mobile Breitbandversorgung auf dem Land verbessern und schließlich wird 5G Satelliten nutzen, um die noch bestehenden Lücken bei der Konnektivität zu schließen. Auch wenn die anfänglichen 5G-Dienste dem Hype nicht gerecht wurden, ist die Zukunft nach wie vor 5G und diese wird schneller, konsistenter und wesentlich breiter verfügbar sein als 4G oder WiFi-Konnektivität.

 

Weitere Informationen zu 5G

Wie sich das 5G-Erlebnis in deutschen Städten verbessert hat:
https://www.opensignal.com/2022/09/14/analyzing-the-5g-experience-in-germanys-cities-and-how-it-has-changed

Untersuchungen zu Stadt-Land Disparitäten:
https://www.opensignal.com/2022/08/30/the-rural-urban-divide-widens-with-5g-rollouts-in-italy

Report zur Satelliten-Konnektivität:
https://www.opensignal.com/2022/12/07/satellite-services-will-help-with-no-mobile-signal-areas-in-germany

Report zum Mobilfunk-Erlebnis in Deutschland:
https://www.opensignal.com/de/reports/2022/11/germany/mobile-network-experience

 

 


Ian Fogg,
VP Analysis bei
Opensignal

 

 

 

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