Digitale Kluft am Arbeitsplatz: Veraltete Technik sorgt für Frust und Kündigungsbereitschaft

Risiko für Wirtschaftsstandort Deutschland, wenn Unternehmen ihre digitalen Mitarbeiter nicht entsprechend ausstatten – weniger als ein Drittel der Arbeitnehmer sehen ihren Arbeitgeber als technologischen Vorreiter.

 

Illustration: Absmeier, Rus33333

Unternehmen, die ihre digitalen Arbeitsplätze nicht zeitgemäß ausstatten, leben in Zeiten des Fachkräftemangels gefährlich. Denn sie riskieren massiven Frust in der Belegschaft – und im schlimmsten Fall sogar Kündigungen aufgrund der unbefriedigenden technischen Ausstattung. Das zeigt die Studie »The New Digital Divide« von Unisys [1]. Die Studie, für die in 12 Ländern insgesamt 12.000 Mitarbeiter in Organisationen verschiedener Größe befragt wurden, zeigt für Deutschland folgende Schlüsselergebnisse:

 

  • Fast die Hälfte (45 Prozent) der Mitarbeiter von »technologischen Nachzüglern« äußerten sich negativ über ihren Arbeitgeber. Bei Unternehmen, die in die Kategorie »technologische Vorreiter« fallen, taten dies nur 11 Prozent der Arbeitnehmer – das entspricht einer Differenz von über 300 Prozent zwischen beiden Gruppen.

 

  • Fast ein Drittel (30 Prozent) der Arbeitnehmer von technologischen Nachzüglern sind ihrem Arbeitgeber gegenüber frustriert, was direkt mit einem drohenden Verlust von Arbeitskräften korreliert: Arbeitnehmer bei Technologienachzüglern (15 Prozent) sind zu 650 Prozent eher bereit, ihren Arbeitgeber zu wechseln als ihre Pendants bei technologischen Vorreitern (zwei Prozent). Das ist insbesondere deswegen besorgniserregend, weil weniger als ein Viertel der Unternehmen in Deutschland, deren Mitarbeiter befragt wurden, technologische Vorreiter repräsentieren (22 Prozent). So gibt es in Deutschland signifikant weniger technologische Vorreiter als im globalen Durchschnitt (32 Prozent sind im globalen Durchschnitt technologische Vorreiter) und die niedrigste Zahl an digitalen Vorreitern in allen 12 Ländern, in denen die Studie durchgeführt wurde.
  • Endgeräte sind der größte Schmerzpunkt für Mitarbeiter von technologischen Nachzüglern: 46 Prozent klagen, dass veraltete Endgeräte sie davon abhalten, produktiver zu sein. Das sind 254 Prozent mehr im Vergleich zu Mitarbeitern in High-Tech-Unternehmen, wo 13 Prozent angaben, unter überholten Endgeräten zu leiden.

 

Die »Bring-Your-Own-Device-zur-Arbeit-Bewegung« bezieht sich primär auf Smartphones und birgt mögliche Sicherheitsrisiken. Mehr als zwei Drittel der befragten Arbeitnehmer, die ihr privates Smartphone am Arbeitsplatz nutzen (69 Prozent), greifen auf Apps und Websites zurück, die die IT-Abteilung ihrer Arbeitgeber nicht unterstützt – mit der Begründung, diese seien besser als die, die das Unternehmen zu Verfügung stelle beziehungsweise ihr Unternehmen biete keine passende Alternative an.

 

Gefragt sind der Zugang zu Applikationen und gut ausgestattete Endgeräte

»Mit Blick auf die digitale Arbeitswelt in Deutschland sprechen die Zahlen der neuen Studie eine deutliche Sprache«, so Dr. Uwe Heckert, Vice President Public Sector EMEA & General Manager Germany bei Unisys. »Fast die Hälfte derer, die für Technologienachzügler arbeiten, fühlen sich durch altmodische Endgeräte in ihrer Produktivität gehemmt. Die Tatsache, dass eine signifikante Anzahl von Unternehmen technologisch nicht mithalten kann, bringt sie und die ganze Wirtschaft des Landes in Bezug auf die Mitarbeiterbindung in Gefahr und schränkt ihre allgemeine Effizienz und Produktivität ein. Das kostet nicht nur Ressourcen, sondern wirkt sich auch negativ auf ihr Verhältnis zum Arbeitgeber aus. Viele suchen sich aufgrund ihres Frusts nach neuen Jobs um.«

 

Die Korrelation zwischen Technologie, Produktivität und das Fazit

Im Rahmen der Studie wurden mehr als 12.000 Arbeitnehmer im April 2018 in 12 Ländern befragt. Hauptgegenstand der Befragung war, wie sich die Technologie am Arbeitsplatz auf den Alltag der Arbeitnehmer auswirkt. Die Kategorisierung nach Technologievorreitern und -nachzüglern erfolgte anhand der Qualifizierung der Arbeitgeber durch ihre Mitarbeiter als Unternehmen, das in Bezug auf Technologie entweder vor oder hinter der Konkurrenz liegt.

Heckert betont: »Die technologische Ausstattung am Arbeitsplatz hat enorme Auswirkung auf Engagement, Befinden und Motivation der Mitarbeiter. Wenn man genau hinsieht, geht es ihnen vor allem um schnellen, sicheren und ortsunabhängigen Zugang zu all ihren arbeitsrelevanten Applikationen – und um die richtige Ausstattung der Endgeräte mit allen für sie erfolgskritischen Anwendungen.«

 

IoT und künstliche Intelligenz gelten als Treiber der Arbeitsplatz-Transformation

Für die neue weltweite Studie wurden Arbeitnehmer unter anderem dazu befragt, wie sich Technologien an ihrem Arbeitsplatz auf ihren Alltag auswirken, aber auch zu ihrer Einschätzung bezüglich junger Technologien und deren Potenzial für die Zukunft. So betrachten 26 Prozent aller Umfrageteilnehmer Internet-of-Things-Technologien als besonders aufstrebende Innovation, die das Zeug dazu hat, ihre Arbeitsumgebung innerhalb der nächsten fünf Jahre grundlegend zu transformieren. 33 Prozent der gleichen Stichprobe schätzen künstliche Intelligenz (KI) als starken Transformationstreiber am Arbeitsplatz ein. Erstaunlich ist: Während die Mehrheit der Befragten sich mit diesen Begriffen durchaus vertraut zeigt, geben nur 23 beziehungsweise 19 Prozent an, tatsächlich zu verstehen, was hinter IoT und KI steckt.

 

[1] Die kompletten Berichte zur Studie mit allen US-amerikanischen und globalen Ergebnissen und Details zur Methodik können Sie hier downloaden. https://outreach.unisys.com/DigitalDivideGermany

 

 


 

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