Digitalisierung der Landwirtschaft braucht mehr Investitionen

■  Digitale Technologien fördern Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft.

■  Breitbandausbau-Infrastruktur im ländlichen Raum verbessern.

Der Deutsche Bauernverband (DBV) und der Digitalverband Bitkom sehen Aufholbedarf bei der digitalen Infrastruktur im ländlichen Raum. Mit der fortschreitenden Digitalisierung aller Wirtschafts- und Lebensbereiche steigen die Anforderungen an die Netze von Tag zu Tag. Die Lücken beim Breitbandausbau im ländlichen Raum müssen deshalb schnellstmöglich geschlossen werden. »Moderne Landwirtschaft ist nur möglich, wenn digitale Technologien besser genutzt werden können. Dazu braucht es zukunftsfähige Infrastruktur auch im ländlichen Raum«, sagte Bitkom-Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder auf einer gemeinsamen Podiumsdiskussion mit dem DBV auf der Internationalen Grünen Woche am Freitag in Berlin. Die digitale Transformation in der Landwirtschaft eröffne ungeahnte Möglichkeiten für noch mehr Ressourcenschutz und Tierwohl. »Die Branche wird die Digitalisierung nutzen, um auch im internationalen Wettbewerb bestehen zu können. Dazu muss der Breitbandausbau zügig und flächendeckend erfolgen. Ohne das geht es nicht«, ergänzte DBV-Generalsekretär Bernhard Krüsken.

grafik bitkom landwirtschaft 40 chance

Digitale technologische Entwicklung in Richtung Landwirtschaft 4.0

Von Melkrobotern in der Milchviehhaltung bis hin zur Präzisionslandwirtschaft auf den Äckern befänden sich Landwirte mitten in einer rasanten digitalen technologischen Entwicklung in Richtung Landwirtschaft 4.0. »Um das vielfältige Potenzial nutzen zu können, ist die Politik auf EU-, Bundes- und Landesebene gefordert, Unterstützung zu leisten und die Rahmenbedingungen richtig zu setzen«, sagte Krüsken Während viele der Anwendungen der Landwirtschaft 4.0 mit niedrigen Bandbreiten auskämen, benötigten andere Technologien auch hohe Bandbreiten. Die mit Sensorik erfassten riesigen Datenmengen etwa müssten in Echtzeit verarbeitet werden, um direkt genutzt werden zu können. »Voraussetzung dafür ist schnelles Internet. Wir fordern ein koordiniertes Vorgehen von Bund und Ländern zur Unterstützung des Breitbandausbaus in der Fläche«, sagte Krüsken.

Breitbandausbau auf einem guten Weg

Der Bitkom sieht den Breitbandausbau in Deutschland insgesamt auf einem guten Weg. »Die Netzbetreiber arbeiten kontinuierlich daran, den Glasfaserausbau weiter voranzutreiben, etwa durch die Anbindung von Mobilfunk-Basisstationen, VDSL-DSLAMs und Kabelnetz-Verstärkerpunkten«, sagte Rohleder. Investitionen könnten die Unternehmen aber nur dort leisten, wo sich das wirtschaftlich rechne. »Um flächendeckend schnelle Internetverbindungen im ländlichen Raum sicherzustellen, ist daher auch die öffentliche Hand gefragt«, betonte Rohleder.

Schon heute nutzt mehr als jeder Zweite in der Branche (53 Prozent) digitale Lösungen. Das zeigt eine repräsentative Befragung im Auftrag des Bitkom unterstützt vom DBV unter 521 Landwirten und Lohnunternehmern. Mit einer digitalen tierindividuellen Fütterung versorgt heute zum Beispiel schon jeder zweite Landwirt (51 Prozent) seine Tiere. Fütterungsautomaten sichern eine alters- und leistungsoptimierte Ernährung des einzelnen Nutztieres und alarmieren den Landwirt, wenn es bei der Fütterung Probleme gibt. So werden zum Beispiel kranke Tiere, die zu wenig fressen, sofort erkannt. Mehr als ein Drittel (37 Prozent) der Tierwirte setzt außerdem auf die Robotertechnik, mit der zum Beispiel der Stall gesäubert oder das Melken tiergerechter durchgeführt werden kann.

[1] Hinweis zur Methodik: Grundlage der Angaben ist eine repräsentative Befragung, die Bitkom Research im Auftrag des Digitalverbands Bitkom durchgeführt hat. Dabei wurden 521 Landwirte und Lohnunternehmer befragt.

 


 

Landwirtschaft 4.0 – Rasante Digitalisierung im Stall und auf dem Acker

  • Jeder zweite Landwirt und Lohnunternehmer betreibt Smart Farming.
  • Digitalisierung macht Landwirtschaft effizienter und ökologischer.
  • Hemmnisse: Investitionskosten, Datenschutz und mangelnde Internetversorgung.

Auf dem Acker arbeiten Landmaschinen GPS-gestützt und sensorgesteuert. So kann der Landwirt die Entwicklung und die Nährstoffversorgung von Pflanzen punktgenau beobachten und steuern. Im Stall misst währenddessen die Technik die Gesundheits- und Leistungsdaten jedes einzelnen Tiers und ermöglicht so eine individuelle Betreuung: Die Landwirtschaft entwickelt sich rasant zu einer digitalisierten Branche. Schon heute nutzt mehr als jeder Zweite in der Branche (53 Prozent) digitale Lösungen. Das zeigt eine repräsentative Befragung im Auftrag des Digitalverbands Bitkom unterstützt vom Deutschen Bauernverband (DBV) unter 521 Landwirten und Lohnunternehmern [1]. Lohnunternehmer arbeiten als Dienstleister für Landwirte.

grafik bitkom landwirtschaft 40 einsatz

»Die Digitalisierung der Arbeit auf dem Acker und im Stall bedeutet einen enormen Fortschritt für die landwirtschaftliche Praxis, den Umweltschutz und das Tierwohl. Die Landwirte erkennen diese Chance und investieren nachhaltig, um diese Entwicklung voranzutreiben. Die Politik auf EU-, Bundes- und Landesebene ist nun gefordert, die richtigen Rahmenbedingungen zu schaffen, um dieses Potenzial weiter auszuschöpfen«, erklären dazu Bitkom-Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder und DBV-Generalsekretär Bernhard Krüsken.

Neue Sensortechniken und miteinander kommunizierende Maschinen geben dem landwirtschaftlichen Unternehmer ganz neue Möglichkeiten an die Hand.

Die im Betrieb gewonnenen digitalisierten Daten werden ausgewertet und verknüpft, um Betriebsabläufe zu optimieren, die Tierhaltung zu verbessern und die Umwelt zu schonen. Landmaschinen, mit denen die Bodenbearbeitung, Aussaat, Pflanzenpflege und Ernte digital erfolgt, nutzen bereits vier von zehn (39 Prozent) Landwirten beziehungsweise Lohnunternehmern. Das gewährleistet eine optimale Entwicklung bei gleichzeitig hoher Umweltverträglichkeit. Auch die Haltung der Nutztiere verändert sich rasant durch die Digitalisierung. Mit einer digitalen tierindividuellen Fütterung versorgt heute schon jeder zweite Landwirt (51 Prozent) seine Tiere. Fütterungsautomaten sichern eine alters- und leistungsoptimierte Ernährung des einzelnen Nutztieres und alarmieren den Landwirt, wenn es bei der Fütterung Probleme gibt. So werden zum Beispiel kranke Tiere, die zu wenig fressen, sofort erkannt. Tierspezifische Daten, etwa zur Bewegung oder zum Fressverhalten und zur Tieraktivität, können mittlerweile mit einer Vielzahl von Sensoren erfasst werden. Roboter sind bei 8 Prozent aller Betriebe im Einsatz, besonders stark verbreitet wiederum in der Tierhaltung: Mehr als ein Drittel (37 Prozent) setzt auf die Robotertechnik, mit der zum Beispiel der Stall gesäubert oder das Melken tiergerechter durchgeführt werden kann.

Die Digitalisierung erhöht die Ressourceneffizienz in der Landwirtschaft

»Die Landwirtschaft steht derzeit vor riesigen Herausforderungen: hoher Preisdruck, harte internationale Konkurrenz, weltwirtschaftliche Zwänge sowie steigende Anforderungen an die Qualität von Lebensmitteln und Umweltschutz. Eine effiziente und ressourcenschonende Bewirtschaftung ist deshalb wichtiger denn je. Dabei helfen digitale Technologien«, betont Rohleder.

So sagen neun von zehn Befragten (88 Prozent), dass die Digitalisierung die Ressourceneffizienz in der Landwirtschaft erhöht. Beinahe ebenso viele (86 Prozent) sehen dank digitaler Technologien eine umweltschonendere landwirtschaftliche Produktion, weil Sensoren exakt den Bedarf der Pflanzen ermitteln und deshalb Dünge- und Pflanzenbehandlungsmittel punktgenau ausgebracht werden können – nur dort, wo sie benötigt werden. Dank der Digitalisierung wird auch präziser und damit wassersparender bewässert. Drei Viertel (75 Prozent) der Befragten meinen, dass sie dank digitaler Technologien langfristig ihre Kosten senken können. 67 Prozent sagen, dass Smart Farming auch die Qualität der landwirtschaftlichen Erzeugnisse verbessert.

Vorteile von Landwirtschaft 4.0

Insgesamt zwei Drittel der Befragten sehen die Digitalisierung der Branche als Chance, nur 13 Prozent als Risiko. Gefragt nach den drei wichtigsten Vorteilen von Landwirtschaft 4.0 nennen rund vier von zehn Befragten (39 Prozent) die körperliche Entlastung, die die Digitalisierung mit sich bringt. 37 Prozent sehen die höhere Produktionseffizienz als wichtigsten Vorteil. Beinahe ebenso viele (36 Prozent) nennen die Zeitersparnis und die geringere Umweltbelastung (31 Prozent). »Die Digitalisierung in der Landwirtschaft trägt dazu bei, den landwirtschaftlichen Betrieb effizienter zu führen. Der Landwirt wird zudem in die Lage versetzt, die betrieblichen Abläufe ganzheitlicher zu betrachten. Dies verbessert die Ökobilanz im Ackerbau und die Haltungsbedingungen bei den Nutztieren«, sagt Krüsken. Dies sei für kleine wie größere Betriebe von hohem Nutzen.

Zukunftsszenarien für das Jahr 2030

Befragt nach Zukunftsszenarien für das Jahr 2030 sehen 43 Prozent der Befragten den Einsatz autonomer Feldroboter als sehr weit verbreitet oder eher verbreitet an. Auf noch höhere Werte kommt der Einsatz von Drohnen (45 Prozent) und fahrerlosen Traktoren (49 Prozent). Die Mehrheit der Landwirtschaftsexperten denkt außerdem, dass die Digitalisierung den Verbraucher näher an den Hof bringt: 49 Prozent meinen, dass es in knapp 15 Jahren ein verbreitetes Szenario sein wird, dass die Verbraucher per Webcam in den Stall schauen können. Auch Produktempfehlungen für den Kunden (53 Prozent) oder Verbraucher-Feedback an den Erzeuger (58 Prozent) halten viele im Jahr 2030 für realistisch. 86 Prozent der Befragten meinen außerdem, dass der Konsument in Zukunft auf digitalem Weg sein Produkt zurückverfolgen wird. »Landwirte müssen ihre Arbeit schon heute umfangreich dokumentieren. Die Digitalisierung hilft dabei, den zunehmenden Anforderungen nach Transparenz nachzukommen. So können die Verbraucher und Kunden genau verfolgen, wo ihre Kartoffeln herkommen, aus welchem Saatgut und mit welcher Pflanzenpflege sie entstanden sind«, so Rohleder. Krüsken ergänzt: »Der Einsatz digitaler Technologien steigert die Akzeptanz moderner Landwirtschaft in der Öffentlichkeit und versachlicht die kritische öffentliche Diskussion darüber. Denn High-Tech ermöglicht, noch nachhaltiger zu arbeiten, weil dadurch das Tierwohl erhöht wird und die Felder pflanzen- und umweltgerechter bewirtschaftet werden.«

So sinnvoll das aus Verbrauchersicht erscheint, so groß sind die diesbezüglichen Befürchtungen der Branche: Sorge um die Datensicherheit beziffern vier von zehn Befragten (42 Prozent) als Nachteil von Landwirtschaft 4.0 und als Hemmnis der digitalen Transformation der Branche. Mehr als die Hälfte (54 Prozent) befürchtet mehr staatliche Kontrollmöglichkeiten durch die Digitalisierung. Knapp ein Drittel (30 Prozent) meint, dass die Sorge um den Verlust der Datenhoheit die Digitalisierung der Branche bremst. Gleichwohl ist die große Mehrheit (84 Prozent) unter bestimmten Voraussetzungen dazu bereit, digital erhobene Betriebsdaten zur Verfügung zu stellen, etwa wenn sich dafür der bürokratische Aufwand reduzieren würde (60 Prozent). »Big Data eröffnet der Landwirtschaft riesiges Potenzial. So könnte etwa der Aufwand für die immense Nachweis- und Dokumentationspflicht erheblich reduziert werden. Kehrseite sind berechtigte Datenschutzsorgen. Digital erhobene Daten dürfen nicht von Dritten missbraucht werden, sondern müssen optimal geschützt sein«, so Rohleder.

[1] Hinweis zur Methodik: Grundlage der Angaben ist eine repräsentative Befragung, die Bitkom Research im Auftrag des Digitalverbands Bitkom durchgeführt hat. Dabei wurden 521 Landwirte und Lohnunternehmer befragt.

 

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