E-Learning – Weiterbildung in der digitalen Welt

E-Learning hat die Weiterbildung verändert: Jeder kann im eigenen Tempo, nach eigenem Plan lernen. In diesem Artikel wird vorgestellt, wie Unternehmen lernende Mitarbeiter*innen bei der Stange halten sowie ihre Lernerfolge überprüfen können.

Die digitale Welt ist schnelllebig und fordert von Unternehmen kurze Innovationszyklen und die Fähigkeit, auf Veränderungen rasch zu reagieren. Demzufolge wird die Weiterbildung des eigenen Personals wichtiger denn je, um diesen Anforderungen gerecht zu werden. Dabei geht es auch um die künftige Sicherung der eigenen Fachkräfte. Dessen bewusst sind sich auch die Mitarbeitenden: Laut einer Befragung von Indeed (2017) interessieren sich 84 % der Angestellten für berufliche Weiterbildung, während ein Drittel der Befragten keine Angebote von Arbeitgeberseite bekommt, obwohl Wissenslücken offen angesprochen und Weiterbildungsmaßnahmen selbst vorgeschlagen werden. Ein Großteil der Angestellten wäre sogar bereit, sich an den Kosten ihrer Weiterbildung zu beteiligen: 49 % würden auch am Wochenende lernen, 25 % würden bis zu 10 % der Kosten übernehmen. Das Interesse ist also da. Die Notwendigkeit auch.

Wissen im Selbststudium aufbauen. Mit der Digitalisierung der Weiterbildung werden auch neue Wege geschaffen: Es entstehen Medienformate wie Wikis, Videotutorials, mobile Apps, Webinare oder Massive Open Online Courses (MOOC). Zudem veranschaulichen und visualisieren Technologien wie Virtual Reality und Augmented Reality Lerninhalte und bieten Möglichkeiten zur Interaktion mit dem Lernstoff. So können Lernende immer mehr und auch gezielter Wissen im Selbststudium aufbauen, während sie ihr eigenes Lerntempo selbst bestimmen. E-Learning bietet mehr Flexibilität bei der Wissensvermittlung und -aneignung als andere Lernformen. Deshalb greifen immer mehr Unternehmen auf diese Form zurück, folglich steigen die Umsätze der Anbieter seit 2007 konstant um jährlich rund 12 %. 

 

 

E-Learning bietet viele Vorteile, zu den bedeutendsten zählt die Flexibilität. Lernende können sich orts- und zeitunabhängig Wissen aneignen, beispielsweise während einer Zugfahrt per Smartphone, Tablet oder Notebook. Oft sind die Inhalte durch lokale Speicherung auf dem Endgerät auch ohne Internet abrufbar. Darüber hinaus lassen sich individuelle Lernpfade erstellen, Lektionen können bei Bedarf übersprungen oder intensiver bearbeitet werden, das Tempo und die Lernintervalle können dem eigenen Bedarf und Terminkalender entsprechend bestimmt und organisiert werden. So kann der eine Kollege die Lektion in einer Woche abschließen, während der andere dafür zwei Wochen benötigt – ohne sich gegenseitig aufzuhalten oder unter Druck zu setzen. Zudem können sie dabei ihren ganz eigenen Medienmix zusammenstellen – aus Video, Text, Audio und anderen Formaten.

Didaktisches Gesamtkonzept des Lernangebots ist entscheidend. Der Einsatz von E-Learning in Unternehmen rückt die individuelle Kompetenzerweiterung in die Eigenverantwortung der Mitarbeitenden. Dies wiederum schafft einerseits neue Verantwortungen für Unternehmen: Diese müssen einen angemessenen Rahmen für das Lernen bieten. Eine niedrige Motivation – beispielsweise durch Zeitmangel, Projektstress oder aber auch persönliches Desinteresse – blockiert den Lernerfolg. Andererseits wird eine Einschätzung der Lernfortschritte aufgrund der individuellen Lernpfade mit selektiver Wissensaneignung für Außenstehende schwieriger. Vorgesetzte können nur schwer beurteilen, was die Mitarbeitenden bereits gelernt und verstanden haben oder ob sie das Gelernte bereits im Alltag einsetzen.

Und in diesem Kontext gilt: Für den individuellen Lernerfolg ist nicht die Art des ausgewählten Mediums allein entscheidend, sondern vielmehr das didaktische Gesamtkonzept des Lernangebots. Folglich reicht es nicht aus, den Lernenden beispielsweise ein Video über ein bestimmtes Thema anzubieten. Unerlässlich dabei ist ein strukturiertes didaktisches Konzept, um das audio-visuell vermittelte Wissen begreifbar zu machen und Möglichkeiten zur Festigung dessen zu bieten. Dies kann realisiert werden durch beispielsweise begleitende Wiederholungs-, Übungs- oder Transferausgaben mit zugehörigen Funktionen zur Selbstkontrolle.

Darüber hinaus benötigt Lernen Zeit und Konzentration. Nämlich nicht nur für das Konsumieren der Lerninhalte, sondern auch insbesondere, um das Gelernte zu verarbeiten, zu festigen und in der Praxis umzusetzen. Im Arbeitsalltag wird dieser Lernprozess durch Projektstress und Zeitmangel erschwert und teilweise ausgebremst. Dadurch können große Motivationsschwierigkeiten entstehen: Wenn Mitarbeitende den Stoff nicht ausreichend verstehen, weil ihnen die nötige Ruhe zur Konzentration fehlt, verlieren sie die Lust und stufen das Ganze als Zeitverschwendung ein. Oder wenn der Lernstoff zwar ausreichend verstanden wurde, aber im Arbeitsalltag kein Rahmen zum Ausprobieren neuer Techniken geboten wird, verfliegen sowohl Lerneffekte als auch der persönliche Antrieb. Doch die Digitalisierung der Arbeitswelt erfordert genau dies: Die Aneignung neuer Techniken, Methoden und Arbeitsprozesse. Lernen ist und bleibt Motor der digitalen Transformation.

Spaß am Lernen. Um den Spaß am Lernen zu erhalten, aber auch den Weg für Erfolge zu ebnen, können Unternehmen ihren Angestellten explizit Arbeitstage zum Lernen und Experimentieren zur Verfügung stellen – trotz berufsbegleitendem Selbststudium. Auch Bescheinigungen in Form von Zertifikaten können zum einen als Motivationsfaktor für Lernende und zum anderen als Erfolgskontrolle für Vorgesetzte dienen. Denn sie treiben Karriereschritte voran und spiegeln einen bestimmten Lernstand wider.

Eine weitere Maßnahme zur Motivationssteigerung ist Gamification. Die Erweiterung des E-Learning-Systems um Level, Punkte, Rangabzeichen und Herausforderungen regt spielerisch zum Lernen an. Wenn diese Leistungen auch für andere Lernende im Unternehmen sichtbar sind, in Form einer Profilübersicht beispielsweise, dann kann das zusätzlich zur Nachahmung und zum Übertreffen anspornen. Mithilfe eines solchen Punktesystems und optionaler Belohnung mit Incentives bleibt Weiterbildung attraktiv und kann sogar in den Alltag integriert werden. Zudem können Punktestände in Verknüpfung mit gewissen Zeitvorgaben als Kontrollsystem für Lernerfolge dienen. Auf diese Weise können Vorgesetzte einfacher planen, ab wann neue Arbeitsmethoden in alltägliche Prozesse integriert werden können.


Prof. Dr. Tobias Brückmann
Geschäftsführer,
CampusLab GmbH
www.campus-lab.de

 

 

Illustration: © MuchMania/shutterstock.com

 

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