Ein Leitfaden für Führungskräfte zum Einsatz generativer künstlicher Intelligenz – Welchen Prompt braucht es?

Generative KI ist wesentlich mehr als ein hochentwickeltes Werkzeug. Es ist die Basis, auf dem die Zukunft effizienter, innovativer und kundenorientierter Unternehmen aufbaut. Diese Technologie anzunehmen und zu implementieren, ist mehr als nur ein strategischer Schritt – es ist ein Bekenntnis zur kontinuierlichen Verbesserung und Transformation.

Vor nicht einmal einem Jahr war die generative künstliche Intelligenz ein kaum beachtetes Konzept. Heute ist sie eines der wichtigsten und dynamischsten Themen in der Technologiebranche. Laut einer aktuellen Studie des Bayerischen Forschungsinstituts für Digitale Transformation haben 81 Prozent der deutschen Internetnutzerinnen und Internetnutzer von den Möglichkeiten der Technologie für die Erstellung von Texten, Programmcode, Bildern oder Videos gehört [1]. Mindestens einmal im beruflichen Kontext genutzt wurde sie bisher von 40 Prozent der Befragten. Gleichzeitig zeigt eine Erhebung des Forschungsinstituts IW Consult, dass generative KI künftig 330 Milliarden Euro zur Wertschöpfung der deutschen Wirtschaft beitragen kann. Die Voraussetzung: Mindestens die Hälfte der Unternehmen setzt sie ein [2].

Kaum verwunderlich also, dass die Technologie aktuell auf der Agenda jeder Führungskraft steht. Doch genau diese stehen vor einem Dilemma. Zum Einen erkennen Entscheider, dass generative KI eine potenziell epochale Technologie ist, die praktisch alle Aspekte der Arbeitsweise von Unternehmen verändern kann. Zum anderen wissen sie, dass sie selbst es sind, die die Implementation von KI in die Unternehmensprozesse anstoßen müssen. Selbstverständlich kann sich kein Unternehmen bei der Einführung einer neuen Technologie von heute auf morgen umstellen. Schon gar nicht, wenn es sich um unbekannte Paradigmen handelt, die erst in den letzten Monaten die notwendige Reifeprüfung bestanden haben und für die betriebliche Nutzung bereit sind [3]. 

Eines ist klar: Die Chancen der Technologie für sich und das eigene Unternehmen zu nutzen, ist eine langfristige Herausforderung. Aktuell ist es für viele Führungskräfte schon schwierig genug, damit überhaupt anzufangen. Vor diesem Hintergrund habe ich hier einige Ratschläge zusammengetragen, die Entscheidern dabei helfen sollen, ihre Pläne für den Einsatz generativer KI im Unternehmen zu konkretisieren. 

Mit einem spezifischen Bereich beginnen. Wie bereits erwähnt, kann man nicht von heute auf morgen einen Kaltstart aller Unternehmensbereiche erzwingen. Der erste Schritt besteht also darin, sich auf einen bestimmten Bereich zu konzentrieren, der von generativer KI profitieren könnte. Beispiele sind hier, je nach Branche: Kundenservice, Patientenaufnahme, oder die Erstellung von Marketing-Inhalten. Bei der Auswahl des Unternehmenssegments sollten Verantwortliche über folgende Fragen nachdenken:

  • Wo verbringen Mitarbeiter viel Zeit mit sich wiederholenden Aufgaben? Wo folgen sie standardisierten Prozessen?
    Mit generativer KI lassen sich diese Aufgaben automatisieren oder beschleunigen, zum Beispiel das Zusammenführen von Informationen aus verschiedenen Quellen oder die manuelle Dateneingabe. Durch diese effiziente Nutzung der Technologie können sich Mitarbeiter auf kreative oder strategische Aufgaben sowie Tätigkeiten mit höherer Wertschöpfung konzentrieren.
  • Gibt es Bereiche, in denen die Angestellten im kreativen Prozess feststecken?
    Generative KI kann Mitarbeitern dabei helfen, Ideen zu finden, Schreibblockaden zu überwinden und Konzepte zu überarbeiten, indem man ihnen eine ständig verfügbare »Ansprechpartnerin« bereitstellt, mit der sie Vorschläge durchgehen können.
  • In welchen Bereichen könnte eine falsche Reaktion Probleme verursachen? Welche Bereiche des Unternehmens bieten eine risikoarme Umgebung für erste Anwendungsfälle?
    Generative Modelle basieren auf Wahrscheinlichkeiten. Das bedeutet, dass sie manchmal ungenaue Informationen ausgeben oder unsinnige Inhalte »halluzinieren« können [4]. Je wichtiger die Genauigkeit ist, desto komplizierter kann die Architektur einer intelligenten Anwendung werden. Da das zugrundeliegende Modell selbst keine Genauigkeit garantiert, müssen die Entwickler unter Umständen neue Fähigkeiten entwickeln, wie etwa Grounding- und Information-Retrieval-Techniken, um die Ausgaben des Modells mit spezifischen Daten abzugleichen und bei Bedarf zu korrigieren. Wenn ein Unternehmen Kompetenzen im Bereich der generativen KI aufbaut, sollten Entscheider bedenken, ob ein Anwendungsfall Kreativität oder Genauigkeit erfordert. Auf Basis dieser Betrachtung sollten sie in Erwägung ziehen, interne Projekte zum Aufbau von Fachwissen zu nutzen, bevor sie neue Technologien an Kunden weiterreichen.
  • Verfügt das Unternehmen über einen großen Datenbestand, der aktiviert oder nutzbar gemacht werden kann? Gibt es Bereiche, in denen die Mitarbeiter ständig nach vorhandenen Informationen suchen müssen?
    Generative KI kann dazu verwendet werden, große Datenmengen zu analysieren und Erkenntnisse zu erhalten, die für Menschen nur schwer oder gar nicht zu finden wären. Beispielsweise Erkenntnisse, die in nicht-analysierten Daten stecken, oder thematische Schnittmengen in einer Reihe von Berichten oder Artikeln. Diese Analyse kann genutzt werden, um Wissensdatenbanken oder Suchmaschinen zu erstellen, die es den Mitarbeitern erleichtern, die benötigten Informationen zu finden.
  • Verantwortliche sollten über spezifische Fallbeispiele nachdenken.
    Nachdem sich Entscheider für einen Bereich entschieden haben, ist es sinnvoll, sich im nächsten Schritt zu überlegen, welche internen Positionen sie produktiver gestalten wollen. Das können Angestellte sein, die generative KI nutzen, um Customer Support-Fragen besser zu lösen. Oder etwa Texter in der Kommunikationsabteilung, die die Technologie nutzen, um Marketingbotschaften zu optimieren. 

Eine häufig zu beobachtende Kategorie in Unternehmen sind schwer besetzbare Stellen. Solche Positionen beinhalten oft repetitive und unbefriedigende Aufgaben – daher kann durch den Einsatz generativer KI die Mitarbeiterzufriedenheit, -produktivität und -bindung verbessert werden. Ihr Einsatz reduziert unnötige Arbeitslast und eröffnet den Fachkräften neue Möglichkeiten, sich mit strategischen und interpersonellen Entscheidungen zu befassen. 

Die nächsten Schritte machen. Die vorangegangenen Ausführungen sollen dabei helfen, das richtige Mindset zu entwickeln, um den Einstieg des eigenen Unternehmens in die generative KI zu visualisieren. Doch das sind nur die ersten Schritte. Weitere wichtige Aufgaben für Unternehmen sind in diesem Zusammenhang: 

  • Das Bestimmen der Datenquellen, die eine bestimmte Fachkraft benötigt, um produktiv zu sein.
  • Die Zusammenstellung eines Spezialisten-Teams für die Entwicklung des Pilotprojekts für generative KI.
  • Die Definition der Zielsetzungen, Zwecke, Ergebnisse und OKRs.
  • Das Entwerfen von Prompts, inklusive UX- und UI-Überlegungen.
  • Der Entwurf eines Betriebsplans für die Arbeit mit und der Verwaltung von großen maschinellen Lernmodellen.

Zukunft gestalten: Wie Führungskräfte mit generativer KI den Weg für Innovation und Effizienz ebnen. Während wir ohne Zweifel am Beginn einer neuen technologischen Ära stehen, ist eines klar: Generative KI ist nicht nur ein weiteres Werkzeug im Arsenal von Führungskräften. Es ist das Fundament, auf dem die Zukunft effizienter, innovativer und kundenorientierter Unternehmen aufbaut. Diese Technologie anzunehmen und zu implementieren, ist mehr als nur ein strategischer Schritt – es ist ein Bekenntnis zur kontinuierlichen Verbesserung und Transformation. Wenn Verantwortliche sich auf spezifische Bereiche konzentrieren, die einzigartigen Bedürfnisse der verschiedenen internen Positionen verstehen und sorgfältig das Zusammenspiel zwischen Kreativität und Genauigkeit navigieren, können Organisationen das volle Potenzial der generativen KI ausschöpfen. Dabei geht es nicht nur darum, der Konkurrenz einen Schritt voraus zu sein. Es geht darum, die Messlatte für Erfolg in Zeiten der digitalen Transformation neu zu definieren.

Tipp: Darüber, wie Entscheider einen klaren Weg für die Einführung generativer KI in ihrem Unternehmen finden, informiert weitergehend unser Leitfaden »The executive’s guide to generative AI« [5].

 


Bernd Wagner,
Managing Director bei Google Cloud,
Deutschland 

 

[1] https://www.bidt.digital/neue-bidt-studie-
generative-ki-veraendert-die-arbeitswelt-erheblich/
[2] https://www.iwkoeln.de/studien/lennart-bolwin-
christian-kestermann-hanno-kempermann-hilmar-
klink-der-digitale-faktor-wie-deutschland-von-
intelligenten-technologien-profitiert.html
[3] https://cloud.google.com/blog/products/
ai-machine-learning/enterprise-ready-generative-
ai-models-go-ga-in-vertex-ai
[4] https://cloud.google.com/blog/transform/
prompt-lets-talk-about-recent-ai-missteps?hl=en
[5] https://inthecloud.withgoogle.com/
executive-guide-getting-started-with-
generative-ai/dl-cd.html
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