Frauen in technischen Führungspositionen

Wann immer man die Zeitung aufschlägt oder das Fernsehen beziehungsweise Radio einschaltet, kein Thema hält sich so nachhaltig in den Schlagzeilen wie der Fachkräftemangel. Dabei klagt die Wirtschaft besonders laut, wenn es um die Besetzung einer technischen (Führungs-) Positionen geht. Für jedes Unternehmen kommt die Besetzung einer Vakanz in diesem Umfeld einer Suche nach der Nadel im Heuhaufen gleich.

 

Arbeitskräftemangel beschränkt sich nur auf männliche Führungskräfte

Frauen, die sich für einen technischen Beruf entschieden haben und sich schon auf der Karriereleiter nach oben sehen, haben sich angesichts dieser Arbeitsmarktentwicklung allerdings zu früh gefreut. Denn in der Realität beschränkt sich der Arbeitskräftemangel ausschließlich auf männliche Führungskräfte.

 

Ständiger Erklärungszwang

Sicherlich gibt es auch Frauen, die sich als technische Führungskraft im Mittelmanagement eines produzierenden Unternehmens etablieren konnten. Der Prozentsatz ist allerdings gering. Von 100 Positionen sind vielleicht drei mit Frauen besetzt. Die Top-Level-Positionen erreichen nur ganz wenige. Die meisten schaffen es nicht über eine Sachbearbeiterposition hinaus. Selbst wenn sie mit Bestnoten in einem technischen Studiengang promoviert haben, müssen Frauen ständig erklären und beweisen, dass sie technischen Sachverstand haben.

 

Klassischen Rollenmustern besonders stark verhaftet

Selbst wenn man konzediert, dass mangelndes Zutrauen in die eigenen Fähigkeiten aufgrund tradierter, soziokultureller Erziehungsmuster auch eine Rolle spielt, ist der technische Beruf wie kein anderer Berufszweig klassischen Rollenmustern besonders stark verhaftet. Frauen stehen für Mode, Lifestyle und Kreativität, Männer stehen für Technik.

Dieses Rollenverständnis lässt den Wunschtraum, dass in unserem Wirtschaftsleben nur die Leistung zählt, schnell zerplatzen. Frauen, die daran festhalten und trotzdem an ihre Karriere glauben, überarbeiten sich irgendwann oder verzweifeln daran, dass ihre männlichen Kollegen auf dem Weg nach oben an ihnen vorbeiziehen.

 

Das Unvereinbarkeitsproblem

Darüber hinaus wird für viele der Weg nach oben durch das Problem erschwert, Familie und Job unter einen Hut zu bekommen. Die meist männlich geprägten Unternehmensstrukturen mit unflexiblen Arbeitszeiten ohne Gleitzeit, keine Home-Office-Angebote und fehlende Kita- und Kindergarten-Unterstützung lassen für viele Frauen die Vereinbarung von Familie, Beruf und Karriere zu einer Quadratur des Kreises werden.

 

Mit Persönlichkeit und Überzeugung Klischees überwinden

Aus Sicht der um technische Fachkräfte buhlenden Wirtschaft ist das eine fatale Situation, da dem Unternehmen wertvolle Ressourcen nicht zur Verfügung stehen oder verlorengehen. Um diese klischeehafte Denkweise zu überwinden brauchen Frauen ein gehöriges Maß an Motivation, eine starke Persönlichkeit, viel Überzeugung und Ausdauer, wenn sie den Weg in die Führungsverantwortung erfolgreich beschreiten wollen.

Trotz der Unterstützung, die Frauen durch Ihresgleichen etwa in der Personalabteilung, in der Geschäftsleitung, im Vorstand oder auch im Aufsichtsrat eigentlich haben sollten, schaffen es nur wenige Frauen in technische Führungspositionen. Das wird sich erst ändern, wenn in den Führungsetagen ein Umdenken beginnt, wenn qualifizierte Ingenieure oder Techniker für Führungspositionen ungeachtet äußerer Merkmale und genderspezifischer Attribute eingestellt werden.

 

Die Zeiten ändern sich

Dazu muss aber »Mann« sein generelles Rollenverständnis als alleiniger Ernährer überdenken oder besser noch über Bord werfen. Nicht selten trägt »Mann« schwer an der Verantwortung für Beruf und Familie. Eine Last, die dem einen oder anderen auch schon einmal erdrückt. In den vergangenen Jahren hat sich unsere Gesellschaft kontinuierlich weiterentwickelt und mit vielen überholten Traditionen gebrochen, weil sich die soziokulturellen Ansprüche eines jeden Einzelnen verändert haben. Die Zeiten, in denen »Mann« als alleiniger Ernährer der Familie angesehen wurde, sind vorbei, auch wenn das in einigen Köpfen leider noch nicht angekommen zu sein scheint. Durch die Verteilung der Verantwortung in einer Lebenspartnerschaft für die gemeinsame Zukunft steigt für alle Beteiligten nicht nur die Lebensqualität. Best Practice Beispiele gibt es genug, nachzulesen im Buch »Männer an der Seite erfolgreicher Frauen«.

 

Der Weg in die Führungsetage

Wer als Frau ganz nach oben kommen will, sollte nicht nur das Spiel mit der Macht verstehen, sondern auch Spaß daran haben. Dabei sollte sie zu sich als Frau stehen und aktiv ihren Standpunkt vertreten. Zum Erfolgsrezept gehört natürlich auch, Chancen zu ergreifen, wenn sie sich bieten, beharrlich das Ziel zu verfolgen und wenn nötig auch einmal ein Wagnis einzugehen. Wer Karriere machen will, braucht Verbündete und Partner an ihrer Seite, die sie beruflich und privat unterstützen. Für die notwendigen informellen Kontakte und das unerlässliche Selbstmarketing sollten Frauen in Anlehnung an das Paretoprinzip 20 Prozent ihrer Arbeitszeit und Arbeitskraft aufbringen.

 

Führung bedeutet Verantwortung und Gestalten

Frauen in Führungspositionen haben die Chance, die Kultur des Unternehmens so divers zu gestalten, dass in einigen Jahren Frauen in technischen Führungspositionen selbstverständlich sind. Diese Chance sollten sie unbedingt ergreifen. Dazu gehört beispielsweise, sich vorzunehmen, eine Frau für eine technische Führungsposition einzustellen. Das hat nichts mit Quote zu tun, sondern ist Ausdruck eines Umdenkens. Jedes Unternehmen will immer nur die Besten für seine Führungspositionen. Das heißt aber nicht, dass es sich dabei zwangsläufig um einen Mann handeln muss. Weitere Gestaltungsmöglichkeiten bieten sich bei der Organisation von Arbeitsabläufen. Besprechungen finden während der Arbeitszeit statt. Flexible Arbeitszeiten, Home Office, bedarfsgerechte Kinderbetreuungsangebote, Elternteilzeit auch für männliche Führungskräfte und die Möglichkeit, per Skype an Besprechungen teilnehmen zu können, sind nur einige Beispiele, um mehr Chancengleichheit für Frauen in einem technischen Beruf zu schaffen.

 

Zu einer vorurteilsfreien und offenen Unternehmenskultur gehört auch, dass tatsächlich das »f« und »d«, wie in den Stellenbeschreibungen genannt, gelebt wird. Führungskräfte und Manager, dazu gehört auch das Top Management, haben alle Möglichkeiten in der Hand, die Rekrutierungs- und Beförderungsprozesse so zu verändern und zu gestalten, dass eingefahrene Denk- und Verhaltensweisen eliminiert werden.

 

Eine gute Personalberatung leistet hier gute Dienste, weil die Herangehensweise und der Auswahlprozess objektiver geführt werden. Eine erfahrene Personalberaterin, ein erfahrener Personalberater kann dabei helfen, die Prozesse zu analysieren und anschließend zu optimieren.

 

Maritza Cataldo, Partner SELECTEAM Deutschland GmbH, Berlin

 


 

Arbeit & Beruf: Frauen in Führungspositionen im EU-Vergleich

Weniger als ein Drittel aller Führungspositionen in deutschen Unternehmen werden von Frauen besetzt. Im EU-Vergleich schneidet Deutschland damit schlecht ab und landet nur im unteren Drittel. In den letzten 20 Jahren ist der Anteil in Deutschland nur um 3 Prozentpunkte angestiegen. Schlusslicht in der EU ist Luxemburg mit lediglich rund 19 Prozent Anteil an Frauen in Chefsesseln. Matthias Janson

https://de.statista.com/infografik/15519/frauen-in-fuehrungspositionen-im-eu-vergleich/

 


 

Weltfrauentag: Frauen in Führungspositionen: Osten liegt vorn

Frauen sind in Führungspositionen weiterhin unterrepräsentiert. Deutschlandweit sind nur 22,5 Prozent der Führungspositionen weiblich besetzt, wie eine Studie von Bürgel zeigt, für die die Daten von fast 2,9 Millionen Führungskräften ausgewertet wurden. Wie die Grafik von Statista zeigt, ist der Frauenanteil in den neuen Bundesländern höher, als in den alten. Die wenigsten weiblichen Führungskräfte gibt es im Süden der Republik, in Baden-Württemberg, die meisten in Brandenburg. Im Vergleich zu 2015 hat sich der Anteil um 0,1 Prozentpunkte verbessert, was zeigt, dass der Weltfrauentag noch immer nötig ist. Hedda Nier

Die Grafik zeigt den Frauenanteil in Führungspositionen in Deutschland nach Bundesländern 2016

https://de.statista.com/infografik/8424/frauen-in-fuehrungspositionen_-osten-liegt-vorn/

 


So viel verdienen Frauen weniger

Frauen verdienen in Deutschland durchschnittlich 21 Prozent weniger Geld als Männer – so groß ist die Lohnlücke in wenigen europäischen Ländern. Der generelle Verdienstunterschied, auch Gender Pay Gap genannt, ist innerhalb der Branchen unterschiedlich.

Wie groß die Lohnlücke ist, zeigt der Gehaltsreport 2017 der Online-Jobbörse Stepstone. Ärzte und Mediziner verdienen zwar insgesamt am besten, allerdings ist hier auch die Lücke am größten. Frauen verdienen durchschnittlich gut 30 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen, wie die Grafik von Statista zeigt. Am geringsten fällt der Unterschied in IT-Berufen aus. Frauen verdienen hier »nur« durchschnittlich gut 7.000 Euro, also etwa 11 Prozent weniger pro Jahr. Hedda Nier

https://de.statista.com/infografik/7986/gender-pay-gap-bei-fach–und-fuehrungskraeften/


 

Nur 18 % aller CEOs weltweit sind Frauen

nlässlich des Weltfrauentags am 8. März hat das Karrierenetzwerk Linkedin aufgrund der Nutzerprofile analysiert, inwieweit weltweit die »Gender Gap« nach wie vor ein Bestandteil der heutigen Berufswelt ist und in welchen Ländern und Berufsfeldern sich der Frauenanteil positiv verändert hat. Die Analyse vergleicht den Anteil an Frauen in bestimmten Positionen und Industrien zwischen 2008 und 2016 sowie das jeweilige prozentuelle Wachstum [1].

 

Frauen in Führungspositionen – Ländervergleich

Seit 2008 wurden mehr Frauen eingestellt. Die Untersuchung ergab, dass Indien weltweit das Land ist, dass sich in den vergangenen Jahren am stärksten emanzipiert hat. Von 20,7 Prozent auf 26,3 Prozent ist dort die Anzahl der von Frauen besetzten Positionen gestiegen, was einem Wachstum von 27 Prozent entspricht.

Weltweit sind außerdem mittlerweile 25 Prozent aller Führungspositionen mit Frauen besetzt. Auch hier hat Indien in den letzten Jahren am stärksten zugelegt und kann ein Wachstum von 25 Prozent verzeichnen. Kanada, die Vereinigen Staaten und Frankreich können den größten Prozentsatz an Frauen in Führungspositionen vorweisen – ungefähr ein Drittel haben dort eine Position als Direktorin oder einen höheren Dienstgrad inne.

Tabelle: Frauen in Führungspositionen

Land 2008 2016  % Veränderung
Indien 13,7 % 17,1 % 25 %
Niederlande 25,1 % 29,8 % 19 %
Frankreich 28 % 32,4 % 16 %
Mexiko 20,2 % 22,3 % 10 %
Großbritannien 26 % 28,6 % 10 %
USA 30,6 % 32,9 % 8 %
Kanada 30,9 % 32,9 % 7 %
Australien 30 % 31,7 % 6 %
Italien 25,9 % 27,5 % 6 %
Spanien 29 % 29,8 % 3 %

 

Berufsgruppen- und Jobtitel im Vergleich

Betrachtet man die Berufsgruppen, in denen Frauen neu eingestellt wurden, ist hier der Technologie-/IT-Sektor mit 23 Prozent Vorreiter, gefolgt vom Einzelhandel, verarbeitendes Gewerbe/Industrie und Telekommunikation (jeweils 13 Prozent). Am meisten sind Frauen jedoch nach wie vor im Gesundheits- und Pharmaziesektor vertreten, hier sind 57 Prozent aller Stellen mit Frauen besetzt, gefolgt von Regierungsbehörden/Bildungseinrichtungen/Non-Profit Organisationen (54 Prozent) und dem Einzelhandel (52 Prozent).

Bei Frauen in Führungspositionen ergibt sich ein ähnliches Bild: Auch hier ist der Technologiesektor Vorreiter, dann aber gefolgt vom Pharmazie- und Gesundheitssektor sowie Öl und Energie.

Tabelle: Frauen in Führungspositionen per Industrie (global)

Industrie 2008 2016  % Veränderung
Technologie/IT 23 % 28,2 % 23 %
verarbeitendes Gewerbe/Industrie 28,0 % 31,7 % 13 %
Telekommunikation 23,8 % 26,8 % 13 %
Einzelhandel 45,8 % 51,9 % 13 %
Automobilindustrie 24,5 % 27,0 % 10 %
Medien und Unterhaltung 45,2 % 49,3 % 9 %
Gesundheit- und Pharma 53,3 % 56,9 % 7 %
Öl und Energie 26,7 % 28,2 % 6 %
Bildung und wohltätige Organisationen 51,5 % 54,4 % 6 %
Finanzdienstleistung, Versicherungen 35,7 % 36,8 % 3 %

 

Weltweit sind lediglich 18 % der CEOs weiblich

Bei den Führungspositionen sind verstärkt Positionen unter den Chief Human Resources Officer (plus 82 Prozent), Chief Technology Officer (plus 60 Prozent) und Chief Marketing Officer (plus 35 Prozent) an Frauen vergeben worden. Jedoch ist weltweit der Anteil an Frauen unter den CEOs bei lediglich 18 Prozent.

Die Dominanz des Technologiesektors bei den Neueinstellungen spiegelt auch die drei Berufe wider, die insgesamt das größte Wachstum an neu eingestellten Frauen erfahren haben: User Experience Designer (67 Prozent), Chief Technology Officer (60 Prozent) und Web Developer (40 Prozent).

Tabelle: Anteil Frauen per Jobtitel (global)

Jobtitel 2008 2016  % Veränderung
User Experience Designer 25 % 42 % 67 %
Chief Technology Officer 3 % 5 % 60 %
Webentwickler 14 % 20 % 40 %
Social Media Spezialistin 48 % 67 % 39 %
Frontend-Entwickler 15 % 19 % 29 %
Direktorin Business Development 21 % 26 % 24 %
CEO 15 % 18 % 21 %

 

Die Auswertung ergab zwar, dass Frauen in den letzten Jahren verstärkt in Führungspositionen und eher von Männern dominierte Bereiche vorgedrungen sind, von Ausgeglichenheit kann aber immer noch keine Rede sein. Dieser Umstand scheint aber immerhin verstärkt auf der Agenda von Unternehmen zu stehen. Seit 2008 ist die Anzahl der Stellen, die sich mit Diversität in Unternehmen beschäftigen, signifikant gestiegen – und zwar um 35 Prozent.

Sabine Bendiek, Managing Director Germany bei Microsoft, Martina Köderitz, General Manager IBM DACH, und Barbara Wittmann, Mitglied der Geschäftsleitung LinkedIn DACH, haben sich anlässlich des Weltfrauentags einige Gedanken zum Thema Frauen und Karriere gemacht, die sie auf ihren LinkedIn-Profilen (bei den Namen hinterlegt) am 8. März teilen.

[1] Diese Analyse beruht auf den weltweit mehr als 467 Millionen Mitgliedern von Linkedin. Da Linkedin nicht das Geschlecht der Nutzer abfragt, wurde diese Analyse basierend auf den Vornamen der Mitglieder durchgeführt. Mitglieder, deren Geschlecht nicht vom Vornamen abgeleitet werden konnte, wurden nicht in die Analyse einbezogen. Mitglieder in Führungspositionen wurden durch Jobtitel wie »Direktor«. »Vizepräsident«, »CXO«, »Eigentümer« oder »Partner« identifiziert. Trends in Bezug auf Stellen im Bereich »Diversität« wurden durch Jobtitel, welche die Wörter »Diversität«, »Diversity« oder »Inclusion« führten, festgestellt.

 

 


 

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