KI-basierte Kollaboration in verteilten IT-Teams – »Rise of AI«

KI wird ein fester Bestandteil fachspezifischer Aufgaben sein, darüber hinaus aber auch in internen Kommunikations-, Strategiefindungs- und Planungsprozessen von IT-Teams eine grundlegende Rolle spielen.

Wenn es um das Potenzial künstlicher Intelligenz für die Arbeit von IT-Teams in Unternehmen geht, liegt der Fokus oftmals stark auf der Übernahme verschiedener Routineaufgaben: Von der Identifizierung und Behebung von Bugs über die Analyse von Benutzerverhalten und Netzwerkaktivität zur Erkennung von IT-Sicherheitsverletzungen bis hin zu Chatbots zur Bearbeitung einfacher Support-Anfragen. Auch komplexere Aufgaben, wie die Erstellung und Prüfung von Code, werden mit der kontinuierlichen Weiterentwicklung von KI – insbesondere generativer KI – zunehmend möglich, genau wie eine immer menschenähnlichere Interaktion beim Bearbeiten von Support-Tickets. Das Stichwort für all diese Entwicklungen: Effizienz. Angesichts des notorischen Fachkräftemangels in der IT stimmt all das zuversichtlich.

Ein Aspekt, der bei der Diskussion dieser Anwendungsszenarien und -potenziale jedoch häufig zu kurz kommt, ist, wie KI die Art und Weise der Zusammenarbeit in IT-Abteilungen verändert, also die Kommunikation und Kollaboration innerhalb von IT- und IT-Sicherheitsteams. Anders ausgedrückt: Es geht nicht mehr nur darum, was KI alles für die IT übernehmen kann, sondern auch darum, wie Teams – gerade auch verteilte Teams mit Home Office- oder hybrider Aufstellung – diese Möglichkeiten in ihre Workflows integrieren. Tun sie das nicht, verschenken sie erhebliches Wertschöpfungs- und Produktivitätspotenzial.

Von der Produktivität bis zur Innovation: Die Potenziale und Implikationen von KI. Schauen wir in die Praxis: Produktivität und verbessertes Zeitmanagement sind die großen Hoffnungen beim Thema KI. Durch KI-basierte Automatisierung bleibt IT-Fachkräften im Idealfall mehr Zeit, sich verstärkt auf langfristige und komplexe Aufgaben zu konzentrieren. Das kommt der Flexibilität und Innovationskraft der Teams zugute. Ihre Tätigkeit wird damit aber auch dauerhaft anspruchsvoller, weil eben diese einfachen Routineaufgaben, die in der Vergangenheit oftmals Kapazitäten gebunden haben, wegfallen.

Damit dieser Trend nicht Anlass wird für teamweite Überlastung, muss mit ihm eine Neu-Priorisierung der innerhalb der IT-Teams benötigten Fähigkeiten einhergehen. In einem Bericht des IBM Institute for Business Value geben vier von fünf Führungskräften an, dass generative KI die Mitarbeiterrollen und -fähigkeiten verändern wird, rund bis zu 44 Prozent aller Skills und Qualifikationen könnten bis 2028 transformiert werden [1]. Das kann bedeuten, dass neue Positionen entstehen, die sich speziell auf die Verwaltung und Optimierung von KI-Systemen fokussieren, während sich andere Rollen stärker auf die Interpretation und Anwendung von KI-generierten Ergebnissen konzentrieren. Dadurch können sich Verantwortlichkeiten und Ansprechpartner verschieben. Gerade in verteilten Teams ist eine transparente Team-Matrix wichtig.

Um bei diesen operativen Transformationsprojekten kein Teammitglied zu übergehen, sollten sich auch IT-Führungskräfte weiterentwickeln: Sie müssen ihrem Team frühzeitig die Ressourcen und Kapazitäten einräumen, um sich diese neuen Kompetenzen anzueignen und up-to-date zu halten, denn die Möglichkeiten der KI, aber auch die zu beachtenden länderspezifischen Vorschriften und Regularien, entwickeln sich ständig weiter.

Und auch ihre eigene Arbeit verändert sich. IT-Manager können etwa auf Basis der mit KI-Unterstützung gewonnenen Insights schneller fundierte Entscheidungen treffen. Es ist möglich, dass die Frequenz strategischer Initiativen und Entscheidungen innerhalb der IT-Abteilung infolgedessen zunehmen wird. Das wiederum wird von allen IT-Mitarbeitern ein agileres Mindset erfordern, dass es künftig damit ebenfalls stärker zu fördern gilt, um Unsicherheiten abzubauen.

Unverzichtbarer Denk- und Sparring-Partner. Die Effizienzgewinne durch KI bedeuten auch, dass IT-Teams mehr Kapazitäten für die Entwicklung, Diskussion und Implementierung neuer interner Ansätze, Strukturen und Strategien haben. Dementsprechend gilt: Je mehr Routineaufgaben die KI übernimmt, desto wertvoller werden Kreativität, Kommunikationsfähigkeiten und Problemlösungskompetenz. KI-basierte Kollaboration bringt das System »Think Tank« in Teams zurück. Anders gesagt: In KI-gestützt zusammenarbeitenden Teams sind gute Ideen, die gemeinsam zu neuen Projekten, Produkten oder Dienstleistungen weiterentwickelt werden, die wichtigste Währung. Generative KI kann als unermüdlicher Assistent, Denk- und Sparring-Partner Wissensarbeitern dabei helfen, diese Ideen zu kanalisieren und zu visualisieren.

Um die dafür notwendigen menschlichen Interaktionen und produktive Diskussionen überhaupt zu ermöglichen, braucht es dedizierte Räume und Prozesse zum Austausch. Im Falle von oftmals verteilt und asynchron (etwa über verschiedene Zeitzonen hinweg) arbeitenden IT-Teams werden solche kreativen Interaktionen meist virtuell passieren. Erfolgsbedingung für verteilte IT-Teams ist es künftig, solche Räume zu schaffen und sie gemeinsam mit Leben zu füllen. Dafür gibt es verschiedene Möglichkeiten, die ihrerseits die Vorteile von künstlicher Intelligenz mitbringen.

Es zeichnet sich bereits ab, dass Kollaborations- und Kommunikationsplattformen, ebenfalls Zug um Zug eigene KI-Funktionen einführen, um die Zusammenarbeit innerhalb der Teams zu vereinfachen und zu beschleunigen. Das können Features sein wie: Intelligentes Planen thematischer Workshops. Automatisches Erstellen von Tutorials, Infografiken, Aktionsplänen, Mindmaps oder sogar ganzer Brainstorming-Sessions. KI-gestütztes Filtern der tatsächlich für das ganze Team relevanten Informationen aus digitalen Notizsammlungen oder die KI-basierte Erzeugung von technischen Diagrammen. Und für die IT besonders relevant: KI-basierte NLP-Funktionen (Natural Language Programming). In Miro ist all das schon heute verfügbar. KI wird damit künftig nicht nur ein fester Bestandteil fachspezifischer Aufgaben sein, sondern auch in internen Kommunikations-, Strategiefindungs- und Planungsprozessen von IT-Teams eine grundlegende Rolle spielen.

TL;DR: Volles Potenzial der KI beschränkt sich nicht nur auf fachspezifische Aufgaben. Die Art und Weise, wie Teams virtuell, synchron oder asynchron an IT-Projekten arbeiten, wird mit den Möglichkeiten spezialisierter KI-Tools in Zukunft viel -strategischer, visueller und prozessorientierter sein. Der Umfang dieser Tools beschränkt sich aber nicht nur auf Effizienzen in den IT-spezifischen Aufgaben, sondern erstreckt sich auch auf die gesamte Gestaltung der zwischenmenschlichen Zusammenarbeit im Team und im Austausch mit anderen Teams. IT-Führungskräfte sind gut beraten, erforderliche Schulungen frühzeitig anzustoßen und ihre IT-Teams fit für eine KI-fokussierte Zukunft der Unternehmens-IT und Team-Kollaboration zu machen.

 


Christine Vonhof,
Head of Customer Success DACH
bei Miro
https://miro.com/de

 

[1] https://www.ibm.com/downloads/cas/NGAWMXAK

 

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