Datacenter sind die technologische Basis für den unverzichtbaren Fortschritt der Digitalisierung. Auf der anderen Seite haben sie bei vielen Menschen den Ruf als Stromfresser und Betonklötze, die für einen massiven CO2-Ausstoß verantwortlich sind. Die noris network AG hat sich zum Ziel gesetzt, das zu ändern. Sie zeigt, dass es auch anders geht und hat Rechenzentren gebaut, die diesen Ruf zu Unrecht haben. Doch damit nicht genug. Der Plan ist, die Datacenter als integralen Bestandteil der Stromversorgung zu positionieren, und damit sogar die Energiewende voranzutreiben.
Beim Betrieb von Rechenzentren geht es schon lange nicht mehr ausschließlich um den kostengünstigen, sicheren Betrieb und höchste Verfügbarkeiten. Angesichts der aktuellen Herausforderungen hinsichtlich der Energiewende und dem damit verbundenen Umstieg auf regenerative Energieträger kommt der effizienten Energieversorgung bei der Entwicklung neuer und der Modernisierung bestehender Rechenzentren eine Schlüsselrolle zu. Schätzungen des Nürnberger Rechenzentrumsbetreibers und IT-Dienstleisters noris network zufolge werden Datacenter in den nächsten fünf bis zehn Jahren ihr Potenzial als Primärregelenergieanbieter voll ausschöpfen können. Was vielen Menschen nämlich nicht bewusst ist: Ein Rechenzentrum, das 10 MW Leistung aus dem Netz entnehmen kann, ist auch in der Lage, 10 MW zu erzeugen. Damit übernehmen Rechenzentren die Funktion großer und gut steuerbarer Anlagen. Schon heute sind USV-Anlagen in Rechenzentren dazu fähig, innerhalb von Millisekunden positive wie negative Regelenergie bereitzustellen und damit Schwankungen im Netz zu auszugleichen. Weil Rechenzentren aus verschiedenen Gründen zum Teil mit Anschlussleistungen von mehr als 100 MW und redundanten Anbindungen an Umspannwerke errichtet werden, eröffnen sich damit weitere Nutzungsmöglichkeiten, beispielsweise zur Anbindung von Elektrolyseuren zur Wasserstoffproduktion, Großbatteriespeichern auf Lithium-Basis oder zur Integration von Brennstoffzellen. Rechenzentren werden so zu »Prosumer«, also zu Producer und Consumer und könnten so in Zukunft einen entscheidenden Beitrag zur Energiewende leisten. Darüber hinaus könnten damit auch Standortnachteile Deutschlands im Vergleich zu nord- und südeuropäischen Bedingungen mit Wasserkraft, Wind und Sonnenenergie wettgemacht werden.
Der Markt fordert Nachhaltigkeit. Eine Entwicklung, die nicht zuletzt auch von den Kunden vorangetrieben wird: In Anbetracht der wachsenden Ansprüche von Kunden an den nachhaltigen Betrieb, ergeben sich für Rechenzentren neue Aufgabenstellungen in der Energieversorgung wie beispielsweise Strom aus erneuerbaren Energiequellen wie Sonne oder Wind zu speichern und zu Zeiten verfügbar zu machen, in denen gerade keine Sonne scheint und kein Wind weht. Doch auch Stromaggregate, die mit nachhaltigen Energieträgern betrieben werden und möglicherweise Brennstoffzellen könnten eine vielversprechende Unterstützung bei der zukünftigen Energieversorgung von und durch Rechenzentren leisten.
Und es gibt weitere Rechenzentrumsinnovationen in Sachen Nachhaltigkeit: Betreiber und IT-Dienstleister müssen darüber nachdenken, wie sich IT-Hardware, Batterien, Kälteaggregate, Schaltanlagen und sogar Gebäudeteile recyclen lassen. In den Rechenzentren von noris network in Nürnberg und München gehören bereits einige dieser Maßnahmen zum Alltag. Dort kommen unbehandelte Betonwände mit Aufputz-Installationen zum Einsatz, damit die Wände zu 100 Prozent recyclebar sind. Eine weitere interessante Initiative betrifft die Zweitnutzung von Energie: In der Gemeinde Hofheim in der Nähe von Frankfurt am Main entsteht derzeit ein Neubaugebiet für viele junge Familien, die Abwärme aus dem Rechenzentrum erhalten werden – und das zu einem kostengünstigen Tarif, da es sich quasi um ein Abfallprodukt handelt. Auf diese Weise ist regenerativer Strom sogar doppelt nutzbar.
Eine Frage von Rahmenbedingungen, Ressourcen und Know-how. Unbestritten ist, dass Rechenzentren mehr leisten können, als nur die Unterbringung von Servern, Storage und Netzwerkkomponenten – und auch müssen. Die technologischen Mittel sind vorhanden. Nun geht es darum, Rahmenbedingungen zu schaffen, Ressourcen bereitzustellen und das notwendige Know-how auszubauen. Bei vielen Rechenzentrumsbetreibern ist der Wille, einen Beitrag zur Energiewende zu leisten da – die noris network AG geht hier mit gutem Beispiel voran.
Florian Sippel,
COO, noris network AG