Nachhaltigkeit, Sicherheit, Zukunftsfähigkeit, Managed Services – Es sieht besser aus als viele glauben

»manage it«  sprach mit Uwe Peter, Geschäftsführer und Vice President von Cisco Deutschland, um zu erfahren, warum Digitalisierung, KI und Automatisierung die Wettbewerbsfähigkeit sichern, wie Nachhaltigkeit zum Leitmotiv der Geschäftstätigkeit wird, wieso Managed Services einen enormen Schub erhalten oder was es mit der Security-Armutsgrenze auf sich hat.


Herr Peter, Nachhaltigkeit ist zum geflügelten Wort geworden und spielt gerade bei Rechenzentren eine große Rolle. Wie können Rechenzentren nachhaltiger und klimafreundlicher werden?

Nachhaltigkeit steht im Zentrum unserer Geschäftsaktivitäten bei Cisco. Wir priorisieren das seit einigen Jahren in allen Bereichen des Unternehmens – von der Produktentwicklung bis hin zur Verpackung und dem Recycling.

Eine der größten Stellschrauben bei unseren Kunden bleibt aber der Stromverbrauch von Rechenzentren und wir liefern daher extrem energiesparende Geräte aus. Neue Lösungen wie die Cisco 8000er Router verbrauchen beispielsweise 90 Prozent weniger Energie als die Vorgängerversionen. Das liegt unter anderem am neuen Silicon-One-Chip, den wir selbst entwickelt haben.

Doch es gibt auch Möglichkeiten für die Kunden selbst. Zum Beispiel sollte sich die Kapazität der Rechenzentren nicht mehr an Spitzenauslastung und maximaler Performance orientieren, sondern an Energieeffizienz. Hardware-Ressourcen sind dabei durch ständige Messungen an die aktuellen Anforderungen anzupassen.

Statt einzelner Rack-Server sollten modulare Systeme wie Nodes und Blades zum Einsatz kommen. Allein durch die Umstellung auf eine modulare Cisco-UCSX-Serie hat ein großer Finanzdienstleister seinen Stromverbrauch um 31 Prozent gesenkt. Virtualisierung, Leistungsobergrenzen und geeignete Kühlungsregeln senken den Energieverbrauch weiter.

Eine wichtige Rolle spielt auch die Analyse- und Steuerungssoftware. So konnten sechs Unternehmen mit Hilfe des Cisco Intersight Workload Optimizer den Ressourcenverbrauch für Prozessoren und Speicher um 20 Prozent reduzieren – ohne Leistungseinbußen. Intelligente Software steuert auch die Kühlsysteme. Sensoren und ein Visibility Dashboard gewährleisten geeignete Temperatur- und Feuchtigkeitsbedingungen.


Welche Schritte müssen Unternehmen dringend gehen, um für die nahe Zukunft wettbewerbsfähig zu bleiben? 

Digitalisierung und Automatisierung sind die wichtigsten Grundlagen für Geschäftserfolg. Denn nur damit können Unternehmen die notwendige Flexibilität, Skalierbarkeit und Effizienz erreichen, um im internationalen Wettbewerb bestehen zu können. Die Basis dafür bildet wiederum eine flächendeckende, hochperformante Vernetzung. Deutschlands Industrie ist dabei Weltklasse im Bereich Wireless. Wir verbauen in Deutschland so viele WiFi-6-Antennen wie sonst niemand auf der Welt. Da wird gerade die Grundlage für die komplett vernetzte Fertigung gelegt. Doch insgesamt müssen wir noch besser das Prozess-Know-how in digitale Lösungen übersetzen. Hier haben wir noch einiges aufzuholen.

Ganz praktisch fehlt es aber oft auch am Personal, um die Projekte umzusetzen. Wir sehen darum gerade bei Kunden im Mittelstand einen enormen Schub bei der Nachfrage nach Managed Services, die wir über unsere Partner anbieten. Viele Unternehmen sind alleine kaum noch in der Lage, die enorme Komplexität zu managen. Eine aktuelle Studie von IDC belegt das: 29 Prozent der Unternehmen, die unter Fachkräftemangel leiden, verschieben darum wichtige IT-Initiativen. 23 Prozent schrauben sie sogar zurück.


Wie sehen Sie den momentanen Fachkräftemangel in Deutschland und Europa? Kann KI hierbei weiterhelfen, oder auch neue Arbeitsplatzmodelle?

Der Fachkräftemangel stellt Deutschland und Europa vor enorme Herausforderungen. Laut Bitkom fehlen hierzulande bereits 137.000 IT-Fachkräfte. Der erste Schritt zur Linderung ist eine intensivere Ausbildung von Talenten und Quereinsteigern. Wir leisten über die hauseigene Cisco ­Networking Academy hier einen großen Beitrag. Allein in Deutschland haben fast 400.000 Menschen die kostenlosen Bildungsangebote wahrgenommen – aktuell sind es rund 70.000 im Jahr. In den kommenden zehn Jahren möchten wir zehn Millionen Menschen in Europa, dem Nahen Osten und Afrika zu IT, Netzwerktechnik und Cybersicherheit schulen.

Weiterbildung allein wird angesichts der hochdynamischen Entwicklungen in der IT aber nicht reichen. So müssen auch Fachkräfte aus anderen Bereichen über einfach nutzbare Tools IT-Lösungen selbst entwickeln. Dabei werden Low-Code/No-Code-Lösungen entscheidend sein, um Prozess-Know-how in digitale Lösungen zu übertragen. In Zukunft spielen KI-basierte Lösungen eine immer größere Rolle, da sie etwa das Programmieren extrem erleichtern oder neuartige und bekannte Gefahren automatisch erkennen. Nur Automatisierung und KI dürften die in vielen Bereichen notwendige Skalierung und Geschwindigkeit erreichen.


Digitalisierung hat an Fahrt aufgenommen – wie sehen Sie die momentane Situation im DACH-Bereich?

Im Großen und Ganzen sieht es besser aus als viele glauben. Wenn die Industrie in den letzten fünf Jahren nicht so viel in Digitalisierung investiert hätte, wäre die Hälfte der Unternehmen bereits pleite. Aber es gibt auch weiterhin Bereiche mit großen ungenutzten Potenzialen, etwa das Bildungswesen. Hier ist noch viel zu tun, gerade bei den Themen Fernunterricht oder Informationssicherheit. Das größte Problem liegt hier im Klären von Zuständigkeiten. Bei vielen Unternehmen und Behörden haben wir aber während der Covid-19-Pandemie mit der Einrichtung von Millionen Heimarbeitsplätzen gesehen: Wenn wir wollen, dann geht es auch voran.


Sicherheit im Unternehmen muss großgeschrieben werden. Wo fehlt es in der Umsetzung von Security-Strategien?

Wir sind schon gut unterwegs, aber IT-Security ist wirklich ein täglicher Wettlauf gegen die Hacker der Welt. Man wird nie fertig sein.

Eine Herausforderung, die ich sehe ist, dass viele Unternehmen sich nur auf die eigene Sicherheit konzentrieren. Doch angesichts der umfassenden Vernetzung reicht das nicht mehr aus. Spätestens mit den Angriffen auf Lieferketten im letzten Jahr wurde klar, dass das schwächste Glied der Kette die Sicherheit für alle Mitglieder eines Systems gefährdet. Dieses Prinzip hat Cisco bereits vor Jahren als Security-Armutsgrenze definiert. Das bedeutet: Unternehmen müssen auch die Security-Maßnahmen ihrer Partner und Zulieferer überprüfen, um wirklich sicher zu sein. Hier gibt es in Deutschland noch einiges zu tun.

Das bestätigt auch die Cisco Security Outcomes Study von 2022 [1]. Demnach nutzen 48 Prozent der deutschen Unternehmen eine veraltete IT-Infrastruktur. Nur etwa 20 Prozent der befragten Expertinnen und Experten für Sicherheit und Datenschutz sehen sich in der Lage, die wichtigsten Risiken zu bewältigen und größere Vorfälle zu vermeiden. Dies sind im internationalen Vergleich die niedrigsten Werte. Wir haben also noch einiges zu tun.

 


[1] https://www.cisco.com/c/dam/global/de_de/products/collateral/security/security-outcomes-study-2-de.pdf

 

Bild: © vs148 /shutterstock.com; Tanja Dörfler; Cisco