Neid auf Instagram: Die Schattenseiten der Fotoplattform

Es ist nicht alles Gold, was glänzt – Shakespeares Feststellung beschreibt das Phänomen Instagram eigentlich ganz gut. Was macht es mit Menschen, wenn sie ständig mitverfolgen können, wie schön das Leben anderer ist?

 

Im vergangenen Jahr zeigte erstmals eine wissenschaftliche Studie der britischen Royal Society for Public Health auf, dass Instagram negative Einflüsse auf die Psyche seiner Nutzer haben kann. Im Rahmen der Forschungsarbeit fanden Psychologen heraus, dass Instagram zum Beispiel zu einer negativen Körperwahrnehmung und sogar zu depressiven Verstimmungen führen kann. Appinio nahm die Schattenseiten von Instagram nun ebenfalls etwas genauer unter die Lupe. Tausend junge Menschen aus Deutschland wurden von der Markt- und Meinungsforschungsplattform im Januar 2018 repräsentativ dazu befragt, was Instagram eigentlich mit ihnen macht. Die Ergebnisse zeigen abermals das negative Potenzial der Fotoplattform auf.

Vorab wurden die Millennials gefragt, wie oft sie Instagram eigentlich nutzen. Die allermeisten (59 %) geben an, mehrmals täglich auf Instagram unterwegs zu sein. Weitere zwölf Prozent nutzen die Fotoplattform einmal täglich, sieben Prozent mehrmals die Woche und drei Prozent etwa einmal die Woche. Mehrmals im Monat oder seltener schauen sechs Prozent bei Instagram vorbei. Zudem geben 14 Prozent an, gar nicht auf der Plattform aktiv zu sein.

Sieben Prozent der Millennials posten zudem täglich selbst Fotos von sich auf Instagram, 16 Prozent etwa einmal pro Woche und ganze 44 Prozent mindestens einmal im Monat. Und wenn junge Deutsche Selfies posten – nutzen sie dann Filter, um das ganze schöner aussehen zu lassen? 91 Prozent sagen: Ja. Gerade einmal neun Prozent tun das überhaupt nicht.

Der verzerrte Blick in das Leben der anderen

Die Appinio-Umfrage konzentriert sich auf zwei psychologische Phänomene, die durch Instagram befeuert werden, eines davon: Relative Deprivation. Das empfinden Menschen, die sich gegenüber ihrer eigenen sozialen Gruppe subjektiv benachteiligt fühlen. Heißt im Klartext: Sie vergleichen sich mit den Leuten um sich herum und stellen fest, dass »die anderen« in tollere Restaurants gehen, dass sie ihre Freizeit besser gestalten, schönere Reisen machen, sich gesünder ernähren. Die Konsequenz: Sie fühlen sich gegenüber ihrem Umfeld im Nachteil. Wie anfällig sind junge Social-Media-Nutzer in Deutschland für dieses Phänomen? Appinio hat sie gefragt, ob sie eigentlich, wenn sie sich Fotos auf der Plattform ansehen, das Gefühl bekommen, dass andere tollere Reisen und Urlaube machen als sie selbst. Bei den meisten ist das tatsächlich so. 32 Prozent haben dieses Gefühl oft und 33 Prozent zumindest manchmal. Weitere 19 Prozent geben an, andere um ihre Reisen immerhin selten mal zu beneiden. Nur 16 Prozent meinen, dass das nie der Fall sei.

Auffällig: Vor allem Mädchen und Frauen beäugen die Instagram-Fotos von Reisen anderer mit einem gewissen Hauch von Neid. 38 Prozent geben an, oft das Gefühl zu haben, dass andere tollere Reisen machen und 36 Prozent empfinden das manchmal.

Was die Menschen auf mit Filter bearbeiteten Urlaubsfotos aus L.A., Bali und Neuseeland fast immer haben: Tolle Klamotten. Bikinis in knalligen Farben die zum Teint passen, die neuesten Sneaker und natürlich die perfekte Reisetasche. Eine weitere Falle, neidisch zu werden. Auch auf Deutsche Millennials trifft das zu. Frägt man sie direkt, ob sie andere Instagram-User darum beneiden, dass sie sich bestimmte Schuhe oder Klamotten kaufen können, sagen 16 Prozent, dass das oft der Fall sei und jeder Vierte empfindet das manchmal. Weitere 22 Prozent sind zwar neidisch, aber eher selten. 38 Prozent widersprechen der Frage. Auch hier wieder deutlich zu beobachten: Frauen sind anfälliger für negative Gefühle. Mehr als die Hälfte (55 %) von den weiblichen Millennials gibt an, manchmal oder gar oft andere um ihre Klamotten oder Schuhe auf Instagram zu beneiden. Gerade einmal ein Viertel von ihnen gibt an, dass das nie vorkomme.

Schlaflos durch den Feed

Noch ein weiterer potenzieller Fallstrick von Instagram: Abends stundenlang durch Feeds scrollen, anstatt einfach mal schlafen zu gehen. Etwa 16 Prozent der jungen Deutschen geht das oft so. Etwa ein Viertel (23 %) hält die Fotoplattform manchmal vom Schlafen ab und 18 Prozent zumindest selten. Besonders junge Mädchen lässt Instagram erst spät in der Nacht los: Knapp ein Viertel von ihnen (23 %) gibt an, dass sie oft noch bis spät in die Nacht durch ihren Feed scrollen und 55 Prozent von ihnen geben an, dass das zumindest ab und an oder selten passiert.

Die allgegenwärtige Angst, etwas zu verpassen

Und nun noch ein weiteres psychologisches Phänomen, das erst durch Social Media so richtig entstanden ist: Die sogenannte Fear of missing out (»FOMO«), also die Angst, etwas zu verpassen. FOMO wird beschrieben als die zwanghafte Sorge, eine besonders tolle Erfahrung zu verpassen. Angetrieben wird diese Angst davon, dass man als User von Social Media dauernd sieht, was andere für vermeintlich tolle Dinge erleben und was man für besondere Erfahrungen machen könnte. Wie verbreitet ist diese Angst unter jungen Instagram-Nutzern in Deutschland? Sechzig Prozent von ihnen empfinden FOMO tatsächlich ab und an. Acht Prozent sind sogar oft persönlich davon betroffen, 27 Prozent manchmal und 28 Prozent selten. Besonders anfällig auch hier: Junge Frauen. Von den befragten Mädchen zwischen 14 und 20 Jahren geben 70 Prozent an, ab und an das Gefühl zu haben, tolle Partys oder Urlaube zu verpassen, weil sie Fotos auf Instagram davon sehen. Von den Jungs sind es in diesem Alter mit 60 Prozent deutlich weniger.

Ein bisschen Neid, ein bisschen Schlaflosigkeit und die ständige Angst, etwas zu verpassen – von Instagrams Schattenseiten bleiben deutsche Millennials also nicht verschont.