»manage it« im Gespräch mit Kavitha Mariappan, EVP Customer Experience & Transformation bei Zscaler zu den Themen Zero Trust als Vorstandsthema und welche Rolle weibliche Führungskräfte dabei spielen können.
Wie weit sind die Unternehmen in Europa auf ihrem Weg zur digitalen Transformation?
Wenn sich Unternehmen digitalisieren, dann setzen sie ihre Ressourcen auf effizientere Art und Weise ein und werden dadurch agiler und wettbewerbsfähiger. Je nach Sektor gibt es dabei unterschiedliche Stadien und Arten der Digitalisierung. Unsere aktuelle Studie zum Status der Zero Trust Transformation 2023 zeigt, dass IT-Entscheider in den USA mit 42 Prozent im Gegensatz zu 14 Prozent der Befragten in Europa sehr viel zuversichtlicher sind, bereits das volle Potenzial der Cloud zu nutzen. Global betrachtet setzen bereits 90 Prozent der Unternehmen auf Zero-Trust-Sicherheit oder sind dabei, eine Zero-Trust-Sicherheitsstrategie einzuführen. Etwa 70 Prozent der IT-Sicherheitsverantwortlichen sind der Meinung, dass die bestehende Netzwerksicherheitsinfrastruktur in einer Welt der Cloud und des Mobilfunks unzureichend ist, so dass wir hier einen rasanten Wandel erleben.
Kavitha Mariappan,
EVP Customer Experience & Transformation
bei Zscaler
Basierend auf Ihren Gesprächen mit CXOs, gibt es einen Unterschied zwischen der Transformation in Europa und in den USA?
Regionsübergreifend werden ähnliche Best-of-Breed-Technologien für die Transformation eingesetzt. Die Unterschiede liegen in den jeweiligen Branchen und deren Vorschriften. In Gesprächen mit CxOs beobachte ich, dass Europa sehr innovativ aufgestellt ist. Die EU ist darüber hinaus in puncto Nachhaltigkeit führend, wenn es um das umweltverträgliche Wirtschaften und die Reduzierung des CO2-Fußabdrucks geht.
Gehen weibliche Führungskräfte Transformationsprojekte anders an?
Wir sehen mehr weibliche Führungskräfte in der IT- und IT-Sicherheitsbranche, was grundsätzlich schon einmal positiv zu bewerten ist. Sie nehmen einige der komplexesten Projekte in Angriff. Dabei eilt ihr Ruf als Konfliktlöserinnen voraus, der gerade in großangelegten Transformationsprojekten hilft, unterschiedliche Parteien an den runden Tisch zu bekommen. Darüber hinaus sind Frauen großartige Multitasking-Talente.
Was sind nach wie vor die Haupthindernisse bei Cloud-Transformationsinitiativen und wie lassen sich diese überwinden?
Transformation erfordert zunächst einmal eine andere Herangehensweise an vorhandene Strukturen, um ein Umdenken einzuleiten. Es geht darüber hinaus nicht nur um die Einführung neuer Technologien, sondern auch um die Umgestaltung der Unternehmenskultur. Diese Transformationsprozesse gilt es kommunikativ zu begleiten, um Berührungsängste mit neuen Technologien gar nicht erst aufkommen zu lassen.
CxOs berichten von den größten Herausforderungen im Zusammenhang mit den verschiedenen Teams, die kooperieren müssen. Es sind also seltener die neuen Technologien, sondern das Überwinden bestehender Prozesse. Es gilt viel Überzeugungsarbeit zu leisten, um innerhalb der Belegschaft ein Verständnis für die Transformation zu erreichen und Mitarbeitende auch zum Umdenken und Umlernen zu bewegen. Dabei helfen weibliche Skills auf jeden Fall.
Sind weibliche CxOs offener für die Umstellung von IT-Diensten auf die Cloud?
Ich glaube, sie haben einfach die Fähigkeiten, die sie brauchen, um sich auf diese Aufgabe einzulassen und darin erfolgreich zu sein.
Was würden Sie CxOs im Allgemeinen als Führungsprinzipien empfehlen?
Veränderungen sind immer schwierig. Wir brauchen für jegliche Transformation Führungspersönlichkeiten, die einfühlsam sind. Gerade diese soften Qualifikationen werden eher Frauen zugeschrieben, so dass sie sich dementsprechend gut in Führungspositionen schlagen. Führungspersönlichkeiten sollten die Fähigkeit besitzen, über den Tellerrand zu schauen und kalkulierte Risiken einzugehen. Darüber hinaus müssen sie aber auch auf der wirtschaftlichen Ebene punkten können, wenn es darum geht, Kosten zu senken oder Investitionen zu verargumentieren.
Erfordert die aktuelle wirtschaftliche Situation einen anderen Führungsstil?
Die Aufbruchsstimmung in die Cloud trifft derzeit auf wirtschaftlich turbulente Zeiten. Damit gehen viele Unsicherheiten einher, denen mit Empathie begegnet werden sollte. In einer leitenden Position braucht es eine Vision, die transparent gemacht werden muss, um sowohl die Geschäftsleitung als auch die Belegschaft mit auf die Transformationsreise nehmen zu können. Dazu ist einiges an Fingerspitzengefühl erforderlich.
Wie macht Zero Trust den Unterschied in Transformationsprojekten aus?
Eine Umgestaltung von Netzwerk- und Sicherheitsarchitekturen muss das volle Potenzial der Cloud ausschöpfen. Cloud-basierte Zero-Trust-Konzepte spielen bei der ganzheitlichen Transformation eine große Rolle. In Cloud-zentrierten und mobilen Arbeitsumgebungen müssen die Angriffsflächen minimiert werden. Das geschieht durch eine Ablösung Hardware-basierter Sicherheit wie Firewalls oder VPNs. Durch eine Konsolidierung mit einer Zero-Trust-Plattform entfällt der Wartungsaufwand für Hardware und MPLS-Kosten. Zero Trust ist demnach ein Thema für die Vorstandsetage und nicht nur ein IT-Sicherheitsthema.
Warum sollten Zero Trust-Projekte im Jahr 2023 auf der Agenda eines jeden CIOs stehen?
Zero Trust verbessert die Benutzererfahrung und die junge Generation von Mitarbeitenden ist in einer Welt mit mobilen Geräten und Cloud-Anwendungen aufgewachsen, auf die sie von jedem Standort den sicheren Zugriff einfordern. Sie wollen diese Technologien nicht nur in ihrem privaten Umfeld, sondern auch in ihrem beruflichen Umfeld nutzen. Dazu kommen neue KI- und ML-Technologien, die für mehr Kreativität sorgen. Mit mehr Bandbreite durch 5G erhöht sich auch die Verfügbarkeit und Geschwindigkeit von Anwendungen. Die Möglichkeiten der vernetzten Kommunikation mit Usern, Workloads und IoT- und OT-Umgebungen müssen abgesichert erfolgen, hier kommt Zero Trust ins Spiel.
Vielen Dank für das Gespräch!