Smart und safe: Daten- und Verbraucherschutz für die intelligente Haustechnik von morgen

Vierter Verbraucherdialog »Smart Home« legt Ergebnispapier zum Verbraucher- und Datenschutz vor.

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Verbraucherschutzminister Prof. Dr. Gerhard Robbers, der rheinland-pfälzische Landesbeauftragte für den Datenschutz und die Informationsfreiheit Prof. Dr. Dieter Kugelmann und der Vorstand der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz Ulrike von der Lühe stellten Anfang Februar in Mainz die Ergebnisse des vierten Verbraucherdialogs »Smart Home« vor. Ein gemeinsames Gremium aus Expertinnen und Experten des Verbraucher- und Datenschutzes, aus Wirtschaft und Wissenschaft hatte sie zuvor erarbeitet.

Prof. Frank Bomarius, der den Verbraucherdialog »Smart Home« mit der Expertise des Fraunhofer IESE begleitete, versichert, dass hiermit die richtigen Weichen gestellt werden: »Nur mit dem Vertrauen der Verbraucher in die neuen Techniken im Bereich Smart Home lässt sich etwas bewirken. Wir haben am Fraunhofer IESE in vielen Projekten – zum Beispiel auch im Bereich E-Health und Ambient Assisted Living – die Erfahrung gemacht: Erst wenn für Nutzer Gewissheit besteht, was mit den eigenen Daten passiert, kann eine breite Akzeptanz für die neuen Möglichkeiten der Digitalisierung geschaffen werden. Mit unseren Empfehlungen unterstützen wir einerseits Anbieter, maßgeschneiderte Produkte für ihre Kunden zu entwickeln, andererseits aber auch den Verbraucherschutz bei der Aufklärung der Nutzer in wichtigen Datenschutzfragen.«

Das vorgelegte Ergebnispapier enthält Empfehlungen für Anbieter zur verbraucher- und datenschutzfreundlichen Angebotsgestaltung sowie Empfehlungen für Verbraucherinnen und Verbraucher, worauf bei der Auswahl und Nutzung von intelligenter Heimvernetzung und -automation geachtet werden sollte.

»Dass zum Beispiel Jalousien, Beleuchtung, die Waschmaschine oder auch Hauskameras vernetzt, per Smartphone gesteuert und Abläufe programmiert werden können, ist für die meisten Menschen Neuland. Daher ist es umso wichtiger, dass technisch innovative Angebote wie ‚Smart Home‘-Systeme von vornherein so konzipiert werden, dass Verbraucherinnen und Verbraucher sich auf die Sicherheit und den Schutz ihrer Daten verlassen können müssen. Gleiches gilt für faire Vertragsbestimmungen, Bedienfreundlichkeit sowie präzise und verständliche Informationen zu wesentlichen Punkten«, so Verbraucherschutzminister Robbers.

Der Landesbeauftragte für den Datenschutz und die Informationsfreiheit, Prof. Dr. Kugelmann, ergänzte: »Es wird zunehmend deutlich, dass in einer digitalisierten Umwelt vermeintlich belanglose technische Daten wie zum Beispiel die Verbrauchswerte der Heizung geeignet sind, Dritten tiefe Einblicke in den Lebensalltag Einzelner zu verschaffen. Die Ergebnisse des Verbraucherdialogs zeigen aber, dass bei Einhaltung grundlegender datenschutzrechtlicher Standards, wie Datensparsamkeit, Datensicherheit, Transparenz und Sicherung von Kontroll- und Einwirkungsmöglichkeiten, die Innovationen rund um die Smart-Home-Technologien sinnvoll genutzt werden können, ohne dass die Verbraucherinnen und Verbraucher deswegen ihre häusliche Privatsphäre aufgeben müssten. Wichtig ist dabei auch, dass der Einzelne eine informierte und freiwillige Entscheidung über die Verwendung seiner personenbezogenen Daten treffen kann.«

Die Empfehlungen sollen dazu beitragen, dass Verbraucher- und Datenschutzbelange bei der Entwicklung von Smart-Home-Angeboten von Anfang an berücksichtigt werden. Gleichzeitig sollen Verbraucherinnen und Verbraucher dabei unterstützt werden, sich informiert mit den Vorteilen, aber auch den Risiken neuer Alltagstechnologien auseinanderzusetzen.

»Im Internet der Dinge darf der Verbraucherschutz nicht zu kurz kommen. ‚Smart Home‘-Technologien sind in der Lage, den Alltag von Verbraucherinnen und Verbrauchern erheblich zu erleichtern. Gleichzeitig können sie aber bei der Auswahl, Einrichtung und Bedienung zu zahlreichen neuen Fragen und Problemen führen«, erklärt Ulrike von der Lühe, Vorstand der Verbraucherzentrale. »Der Dialog hat uns die Gelegenheit gegeben, wichtige Verbraucherinteressen frühzeitig mit Beteiligten der Branche zu diskutieren und gemeinsame Empfehlungen zu entwickeln. Wir freuen uns, dass am Ende ein Ergebnis steht, das wesentliche Kriterien für eine verbraucherfreundliche Ausgestaltung oder Anwendung von Geräten und Diensten im vernetzten Zuhause aufzeigt.«

Robbers dankte allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern für die engagierte, fundierte und konstruktive Zusammenarbeit im vierten Verbraucherdialog. Die Empfehlungen zum Verbraucher- und Datenschutz bei Smart Home zeichneten sich vor allem dadurch aus, dass sie von allen beteiligten Verbänden, Unternehmen, Behörden und Organisationen unterstützt werden. »Dies ist eine gute Voraussetzung, um die Empfehlungen jetzt weiter in Politik, Wirtschaft und Wissenschaft sowie in die Verbraucherarbeit hinein zu tragen. Besonders das Interesse der Wirtschaft zeigt, dass ein hoher Verbraucher- und Datenschutzstandard zunehmend als Qualitäts- und Wettbewerbskriterium verstanden wird, gerade am Standort Deutschland«, so der Minister weiter.

Die Empfehlungen betreffen insbesondere sicherheits-, anwendungs-, kosten- und datenschutzrelevante Kriterien unter Berücksichtigung technisch-organisatorischer Maßnahmen, vertragsrechtlicher Bestimmungen und Maßnahmen zur Verbraucherinformation. Sie sind technikneutral und beziehen sich insbesondere auf Nachrüstlösungen für den privaten Gebrauch. Herausgearbeitet wurden zwölf Schwerpunkte, welche den Empfehlungen für Anbieter wie auch den Empfehlungen für Verbraucherinnen und Verbraucher zugrunde liegen.

Der Verbraucherdialog ist ein Veranstaltungsformat zum vorsorgenden Verbraucher- und Datenschutz in bewährter Kooperation des Ministeriums der Justiz und für Verbraucherschutz Rheinland-Pfalz, der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz e.V. sowie des rheinland-pfälzischen Landesbeauftragten für den Datenschutz und die Informationsfreiheit. Der vierte Verbraucherdialog »Smart Home« fand unter Mitwirkung nachfolgend genannter Verbände, Unternehmen, Behörden und Organisationen von Juni 2015 bis Januar 2016 in Mainz statt.

Teilnehmer des vierten Verbraucherdialogs »Smart Home«:

  • BHE Bundesverband Sicherheitstechnik e.V.
  • Bundesnetzagentur für Elektrizität, Gas, Telekommunikation, Post und Eisenbahnen
  • Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e.V. (BITKOM)
  • ChaosComputerClub
  • digitalSTROM AG
  • dihva GmbH
  • eQ-3 AG
  • Fachverband Elektro- und Informationstechnik Hessen/Rheinland-Pfalz (FEHR)
  • Fraunhofer-Institut für Experimentelles Software Engineering IESE
  • Landeszentrale für Medien und Kommunikation Rheinland-Pfalz
  • Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demografie Rheinland-Pfalz
  • Projekt »Silver Tipps« der Johannes Gutenberg-Universität Mainz
  • VDE Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik e.V.
  • Das Ergebnispapier des vierten Verbraucherdialogs »Smart Home« steht im Internet unter www.verbraucherdialog.rlp.de zum Download zur Verfügung.

 

Information: »Smart Home«

Unter »Smart Home« werden technische Verfahren, Systeme und Dienste in Wohnräumen, -häusern und der Wohnumgebung verstanden, die auf vernetzten Geräten und Installationen sowie automatisierbaren Abläufen basieren und zur Erhöhung der Wohn- und Lebensqualität, der Sicherheit sowie zur Steuerung der Energienutzung beitragen sollen. Hierunter fallen derzeit die Vernetzung von Haus- und Sicherheitstechnik, von Haushaltsgeräten und von Komponenten der Unterhaltungselektronik.

Kennzeichnend für »Smart Home« sind u.a. die Kommunikation der Geräte untereinander sowie die Kommunikation der Geräte mit Anwendern und gegebenenfalls weiteren beteiligten Stellen. Die Geräte reagieren auf Datenübertragungen hausinterner und -externer Art sowie auf lokale Sensoren. Sie besitzen Schnittstellen, die über verschiedene Technologien, zum Beispiel über Internet und spezielle Apps, angesprochen werden können.

Smart Home-Angebote können realisiert werden als proprietäre Lösungen, die ausschließlich anbietereigene Komponenten einsetzen Lösungen, die eigene Komponenten und Komponenten ausgewählter Partner integrieren Systeme, die für beliebige Produkte grundsätzlich offen sind. Offene Lösungen basieren auf offenen Schnittstellen, wobei es verschiedene Standards gibt, die nicht zwingend miteinander interoperabel sind. Die Kommunikation zwischen den Komponenten erfolgt funkbasiert oder auch leitungsgebunden. Die Anwendungsbreite reicht von speziell bis universell einsetzbaren Lösungen.

Das Fraunhofer-Institut für Experimentelles Software Engineering IESE

Das Fraunhofer IESE in Kaiserslautern gehört zu den weltweit führenden Forschungseinrichtungen auf dem Gebiet der Software- und Systementwicklungsmethoden. Die Produkte seiner Kooperationspartner werden wesentlich durch Software bestimmt. Die Spanne reicht von Automobil- und Transportsystemen über Automatisierung und Anlagenbau, Energiemanagement, Informationssysteme und Gesundheitswesen bis hin zu Softwaresystemen für den öffentlichen Sektor. Die Lösungen sind flexibel skalierbar. Damit ist das Institut der kompetente Technologiepartner für Firmen jeder Größe – vom Kleinunternehmen bis zum Großkonzern.

Unter der Leitung von Prof. Peter Liggesmeyer und Prof. Dieter Rombach trägt das Fraunhofer IESE seit 20 Jahren maßgeblich zur Stärkung des aufstrebenden IT-Standorts Kaiserslautern bei. Im Fraunhofer-Verbund für Informations- und Kommunikationstechnik engagiert es sich gemeinsam mit weiteren Fraunhofer-Instituten für richtungsweisende Schlüsseltechnologien von morgen.

Das Fraunhofer IESE ist eines von 67 Instituten und Einrichtungen der Fraunhofer-Gesellschaft. Zusammen gestalten sie die angewandte Forschung in Europa wesentlich mit und tragen zur internationalen Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands bei.

Mehr Informationen finden Sie unter: https://www.iese.fraunhofer.de/