Unternehmen müssen Anlässe für persönliche Treffen schaffen

Illustration Absmeier foto freepik

Jeder vierte Arbeitnehmer möchte seine Kollegen häufiger sehen. Die Hälfte der Millennials und der Gen Z arbeitet mehrheitlich im Homeoffice.

 

Homeoffice und flexible Arbeitsmodelle sind heute auch in Deutschland nicht mehr wegzudenken. Doch geht den Unternehmen dadurch womöglich etwas auf zwischenmenschlicher Ebene verloren? Die Ergebnisse einer aktuellen Befragung von Atlassian deuten darauf hin: So hat mehr als ein Viertel der befragten Arbeitnehmer (27 Prozent) das Gefühl, die Kollegen nicht mehr oft genug persönlich zu sehen [1]. Besonders die jüngeren Generationen, also Millennials und die Gen Z, bewerten diese Entwicklung als problematisch. Für Unternehmen heißt das: Sie müssen ein Gleichgewicht zwischen der von den Mitarbeitern liebgewonnen Flexibilität im Homeoffice und persönlichen Begegnungen im Büro schaffen – und dabei die Bedürfnisse der unterschiedlichen Generationen beachten. Einige Unternehmen sehen momentan darin die Lösung, (wieder) eine Büropflicht einzuführen. Das resultiert jedoch in noch mehr Frustration bis hin zu Kündigungen, als dass es positive Effekte hervorruft. Wie können Unternehmen allen Mitarbeitern gerecht werden?

 

Es passt nicht so richtig zwischen den Generationen

Tatsächlich besteht nicht einmal jedes fünfte Unternehmen (18 Prozent) in Deutschland auf eine hundertprozentige Präsenzpflicht im Büro. Allerdings zeigen sich unter den verschiedenen Generationen eindeutige Unterschiede, inwieweit das Angebot zum Homeoffice genutzt wird: Während jeweils ungefähr zwei Drittel aus der Generation der Babyboomer (68 Prozent) und der Gen X (63 Prozent) überwiegend oder täglich ins Büro gehen, sind es unter den Millennials und der Gen Z nur rund die Hälfte der Befragten (Millennials: 50 Prozent; Gen Z: 53 Prozent).

Möglicherweise liegt darin ein Grund dafür, dass die jüngeren Generationen häufiger von schwierigen Teamkonstellationen berichten. So sagen immerhin mehr als ein Viertel der Millennials (27 Prozent) und sogar 30 Prozent der Gen Z, dass sie keinen guten Draht zu ihren Kollegen haben. Auch unterschiedliche Kommunikationsstile können dazu beitragen, besonders wenn Mitarbeiter sich nicht regelmäßig persönlich sehen. »Die Unterschiede bei der Mediensozialisierung der Generationen zeigen sich auch in ihren präferierten Kommunikationswegen: Mitarbeiter der Boomer-Generation und der Gen X greifen eher mal zum Telefon oder schreiben – genau wie die Millennials – gerne E-Mails, während die Gen Z lieber über interne Chat-Tools kommuniziert«, erklärt Molly Sands, Head of the Team Anywhere Lab bei Atlassian. »Es kann daher passieren, dass Teammitglieder sich vor allem mit denjenigen Kollegen austauschen und Beziehungen aufbauen, die dabei ähnlich wie sie selbst ticken.«

 

Kollegen wollen sich wieder persönlich begegnen

Um das zu verhindern, ist es wichtig, offene und inklusive Kommunikationsmöglichkeiten zu schaffen und zu verstehen, wann Mitarbeiter sich wirklich wohl im Unternehmen fühlen. In der Befragung sind sich die Generationen weitgehend einig, was sie an ihrem Team und am Arbeitgeber schätzen: Ein lockerer Umgang miteinander, inklusive Duzen, sowie Sympathie, Empathie und Loyalität. Ein weiterer Faktor ist, dass sie in einer Umgebung arbeiten, in der unterschiedliche Meinungen frei geäußert werden können.

Das alles lässt sich zwar auch virtuell fördern, doch wird in der Studie auch deutlich, dass sich Kollegen wieder öfter persönlich sehen wollen. Zwei von fünf Millennials (43 Prozent), Mitgliedern der Gen Z (42 Prozent) und der Gen X (41 Prozent) bestätigen, dass gemeinsame Teamevents notwendig sind, um als Team auf sozialer Ebene gut zu funktionieren. Unter den Befragten aus der Babyboomer-Generation stimmen ebenfalls 35 Prozent dieser Aussage zu. Virtuelle Teamevents können dagegen in allen Generationen nur neun Prozent der Befragten begeistern.

»Ja, Arbeitnehmer wollen ihre Kollegen wieder öfter sehen. Unternehmen sollten daraus aber nicht die falschen Schlüsse ziehen und ihre Belegschaften wieder verstärkt ins Büro zurückrufen – dieser Schritt kann schnell nach hinten losgehen, denn gerade die jüngeren Mitarbeiter wollen Flexibilität«, warnt Molly Sands. »Stattdessen geht es darum, regelmäßig sinnvolle Anlässe zu schaffen, bei denen sich einzelne Teams oder auch die ganze Belegschaft sieht. Das können genauso Kreativsessions wie Sommerfeste sein. Denn auch die Millennials und die Gen Z kommen gerne ins Büro – vorausgesetzt, sie sehen dafür einen Grund.«

 

[1] Das Marktforschungsinstitut YouGov hat im Auftrag von Atlassian zwischen dem 12. und 23. Mai 2023 274 Unternehmensentscheider sowie 2.096 Büroangestellte per Online-Interviews zum Thema interne Zusammenarbeit befragt.
Dabei wurden die Teilnehmer wie folgt in die Altersgenerationen aufgeteilt:
  • Babyboomer, geboren zwischen 1946 und 1964
  • Generation X, geboren zwischen 1955 und 1979
  • Generation Y / Millennials, geboren zwischen 1980 und 1994
  • Generation Z, geboren zwischen 1995 und 2010
Mit jüngeren Arbeitnehmern sind Teilnehmer gemeint, die der Generation der Millennials oder der Generation Z angehören.