Vom Verwalter zum Gestalter: Wie die IT-Abteilung zum echten Business-Partner wird

Illustration: Absmeier Geralt

Von Tim van Wasen, General Manager von Dell Technologies Deutschland

 

Die Rolle der IT hat sich in den letzten Jahren drastisch verändert. Lange Zeit war die Aufgabe von IT-Teams darauf beschränkt, das Business am Laufen zu halten. An der Spitze kümmerte sich der CIO hauptsächlich um die Verwaltung der bestehenden IT-Ressourcen und -Investitionen, die Einhaltung von Regularien sowie den Ausbau der Infrastruktur, wenn es neue geschäftliche Anforderungen abzudecken galt.

Diese Zeit gehört der Vergangenheit an: Heute ist die IT zur entscheidenden Säule der digitalen Transformation in Unternehmen geworden. Schließlich schaffen neue Technologien auch neue Geschäftsmodelle. Damit hat sich aber auch die Rolle der IT gewandelt – vom bloßen Dienstleister zum Berater, Enabler und Innovator. Zumindest theoretisch, denn allzu oft ist die IT-Abteilung leider noch immer kein echter Sparrings-Partner, der von Anfang an gleichberechtigt mit am Tisch sitzt und die unternehmerische Ausrichtung begleitet. Derzeit sind CIOs nur in Ausnahmefällen Vorstands- oder Geschäftsführungsmitglieder. Dabei ist Digitalkompetenz im obersten Entscheidungsgremium entscheidend, wenn es darum geht, die notwendigen Weichen für die Zukunft eines Unternehmens zu stellen.

Digitalisierung bedeutet mehr als die Modernisierung der IT oder das Einführen neuer Technologien. Vielmehr geht es darum, das Unternehmen strategisch und auf allen Ebenen zu digitalisieren – mitsamt seinen organisatorischen Strukturen und Prozessen. Und weil dies eine strategische Aufgabe ist, die eine Umgestaltung der gesamten Organisation erfordert und die Mitarbeitenden auf allen Ebenen betrifft, gehört der CIO in die Geschäftsführung beziehungsweise in den Vorstand.

Um zu verstehen, wie der CIO zu einem wichtigen Spielmacher geworden ist, muss man sich nur einmal die in die Wege geleitete Entwicklung vieler Unternehmen von konservativen Geschäftsmodellen hin zu einem datengesteuerten Ansatz ansehen. Ungefähr alle zwei Jahre verdoppelt sich die Menge der weltweit gespeicherten Daten. Viele Firmen sitzen heute auf Bergen von Informationen, nutzen aber nicht deren Potenzial. Im Gegenteil: Laut einer Forrester-Studie im Auftrag von Dell Technologies werden Daten in Unternehmen so schnell und in einem solchen Umfang gesammelt, dass eine sinnvolle Verarbeitung und Analyse nicht mehr möglich sind. Dabei ist der richtige Umgang mit dieser großen Menge an Daten entscheidend – schließlich müssen aus ihnen wertvolle Informationen gewonnen und intelligente Schlüsse gezogen werden, um die digitale Ausrichtung des Unternehmens sinnvoll zu gestalten.

Eine wichtige Aufgabe von CIOs ist es daher, eine einheitliche, unternehmensweite Datenstrategie zu entwickeln und auch die Einsatzmöglichkeiten moderner Technologien auf Basis von künstlicher Intelligenz und maschinellem Lernen zu validieren.

Digitalisierung ist zudem weit mehr als nur IT. Es geht um ein völlig neues Mindset, eine neue Art zu arbeiten. Deshalb muss ein CIO neben Technologie-Expertise auch ein Gefühl für das gesamte Unternehmen, die Branche und das Marktumfeld besitzen. Nur so kann er die Verbindung zwischen Kundenanforderungen und Technologie herstellen und die Transformation mit Blick auf die Unternehmensstrategie vorantreiben. Immerhin ist er dafür zuständig, die geschäftliche Vision in eine IT-Struktur zu übersetzen.

Es ist eine absolute Schlüsselaufgabe, eine agile IT-Organisation aufzubauen und zu erhalten – schließlich verändern sich die Geschäftsmodelle in immer kürzeren Abständen. Die IT muss diese Veränderungen nicht nur begleiten, sondern aktiv vorantreiben. Somit bewegt sich die IT nach und nach ins Zentrum allen wirtschaftlichen Handelns. Und dafür müssen CIOs einen Sitz im Vorstand oder der Geschäftsführung erhalten.